Winsen/Lüneburg. Mit Klimabäumen, Wasserspendern, hellem Straßenpflaster und begrünten Dächern sorgen Winsen und Lüneburg für Abkühlung.

Auch in Norddeutschland kann es im Sommer richtig heiß werden. Für die kommende Woche wird ein Hitzeschub. Längere Hitzeperioden sind Klimaexperten zufolge in Zukunft immer öfter zu erwarten. Die Kommunen sollen sich, so eine bundesweite Empfehlung, darauf vorbereiten, das Leben für die Bewohner auch bei Hitze so erträglich wie möglich zu machen. Denn das Extremwetter mag Freibadbesucher freuen – für Alte, Kranke oder Geschwächte ist es potenziell tödlich.

Das Bewusstsein für die Notwendigkeit von Hitzeschutz ist bereits vielerorts gestiegen. So hat Winsen ebenso wie Buchholz zwar keinen förmlichen Aktionsplan erstellt.

Kreisstadt hat Aspekt bei Umgestaltung der Innenstadt mitgedacht

Die Kreisstadt hat diesen Aspekt aber zum Beispiel bei der Umgestaltung der Haupteinkaufsstraßen in der Innenstadt mitgedacht. „Ein heller Naturstein als Bodenbelag reflektiert die Sonnenstrahlen, standortgerechte Bäume in der richtigen Anordnung sorgen für Schatten und Durchlüftung und zwei Wasserspiele wirken durch die Verdunstung und die Möglichkeit der Abkühlung gegen Hitze“, sagt Stadtsprecher Theodor Peters.

Zudem profitiere man in Winsen von der besonderen Lage nahe den drei Flüssen Luhe, Ilmenau und Elbe. „Das hat nicht nur einen ganz besonderen Reiz, sondern im Sommer auch eine sehr angenehme abkühlende Wirkung.“ Auch an anderen Stellen hat die Stadt einzelne stadtplanerische Maßnahmen gegen extreme Wärme umgesetzt.

So wurden laut Peters Schattenplätze – insbesondere durch Bäume – eingerichtet, Verdunstungsflächen wie Wasserflächen oder Wasserspiele angelegt sowie Durchlüftungskorridore oder Bereiche geschaffen, in denen Kaltluft entstehen kann. Die städtischen Gebäude werden zum Beispiel durch Rollläden, Außenjalousien, Markisen und Sonnensegel vor Sonne und Wärme geschützt. „Einen derartigen Schutz leisten auch die Dämmung und nicht zuletzt die Dachbegrünung, die nach den bautechnischen Möglichkeiten bei allen städtischen Neubauten vorgesehen wird“, sagt der Stadtsprecher.

Trinkwasserbrunnen in Lüneburger Innenstadt aufgestellt

In Lüneburg wurden im vergangenem Sommer öffentliche Trinkwasserbrunnen an drei Stellen im Stadtzentrum aufgestellt. Dort können Passanten jederzeit kostenlos ihre Flaschen auffüllen. Dies ist eine der Maßnahmen zum Hitzeschutz in der Hansestadt. Hier sind sie Teil des Klimaschutzplans von 2021. „Darauf aufbauend sollen zukünftige Maßnahmen des Klimaschutzes und der Klimaanpassung systematisch und strategisch geplant und umgesetzt werden“, sagt Jürgen Kipke, Fachbereichsleiter Klimaschutz, Nachhaltigkeit, Umwelt und Mobilität. Dazu zählen zum Beispiel Dachflächen- und Fassadenbegrünung, Anpassungen an Starkregen, Aufforstungen und Entsiegelungen sowie ein Wassermanagementkonzept. Im Hanseviertel sowie im Neubaugebiet Am Wienebütteler Weg ist eine Dachbegrünung vorgeschrieben, auch viele städtische Gebäude sind begrünt, um Verdunstungsflächen zu schaffen.

Daneben hat Lüneburg weitere Vorkehrungen mit Blick aufs Klima getroffen und zum Beispiel hitzeresistente Klimabäume gepflanzt sowie Sonnensegel als Schattenspender auf Spielplätzen und Kitaflächen installiert. Bei Neubauten ist der Klima- und damit Hitzeschutz Teil der Planung. „Bei Bauvorhaben, gerade auch für besonders sensible Bevölkerungsgruppen, wie Kinder, kranke und alte Menschen, achtet die Hansestadt darauf, dass Belastungen durch Entsiegelung, flächenhafte Begrünungen oder Baumpflanzungen reduziert werden“, so der Fachbereichsleiter.

Klimatische Aspekte spielen auch bei Bauvorhaben größere Rolle

Sein Kollege Matthias Eberhard, Bereichsleiter Stadtplanung, hat beobachtet, dass klimatische Aspekte bei Bauvorhaben – unabhängig von baurechtlichen Vorgaben – eine immer größere Rolle spielen. „Bauherren wollen Temperaturspitzen und CO2 vermeiden und investieren in Dachbegrünung, Verschattung, Wasserrückhaltung sowie Photovoltaik- und Solarthermieanlagen.“

Eine genaue Aufstellung der Datenlage ist auch die Grundlage für das Hitzemanagement der Stadt. Bereits 2019 wurde eine Stadtklimaanalyse erstellt, die auch Maßnahmen zur Reduzierung von Hitzestress enthält. So werden Frischluftschneisen sowie städtische Grünflächen empfohlen, was im Klimaschutzplan aufgegriffen wurde: „Tagsüber führt eine Freifläche, die idealerweise aus Wiese mit Sträuchern und lockerem Baumbestand besteht, durch Schattenwurf und Energieverbrauch zu einem thermischausgleichenden Bereich für die bebaute Umgebung. Nachts können Freiflächen durch Kaltluftbildung und Luftaustausch kühlend auf die Umgebung wirken.“

Derzeit wird eine weitere Analyse zur humanbioklimatischen Situation erstellt. Sie richtet den Blick speziell auf Einrichtungen, wie Kindergärten, Krankenhäuser, Seniorenheime und Schulen. Am Ende soll eine umfassende Betrachtung des lokalen Mikroklimas stehen. Die Ergebnisse sollen nach der Sommerpause vorgestellt werden.

Landkreises Harburg schreibt Altenheime an und warnt vor Hitze

Auch in den Landkreisen ist Hitzeschutz ein Thema. Da insbesondere Ältere durch extreme Wärme gesundheitlich gefährdet sind, hat die Verwaltung des Landkreises Harburg die Altenheime genau im Blick. Diese werden regelmäßig angeschrieben, auf einem Merkblatt sind die wichtigsten Hinweise zusammengefasst. „Wir erinnern daran, was bei extremer Hitze zu tun ist, um die besonders vulnerablen Gruppen zu schützen, zum Beispiel ausreichend zu trinken und Räume kühl zu halten“, sagt Andres Wulfes, Pressesprecher des Kreises. Auch für die weiterführenden Schulen ist der Landkreis Harburg zuständig, bei Neubauten werden energetische Fragen mitgedacht. Zudem gibt es an einigen Schulen Trinkwasserspender und Außenjalousien, um die Sonneneinstrahlung zu reduzieren.

Im Nachbarlandkreis Lüneburg gibt es ebenso wenig einen Hitzeaktionsplan. Jedoch habe der Landkreis weitreichende Vorkehrungen in verschiedenen Bereichen getroffen, zum Beispiel zur Sicherung des Trinkwassers oder mit der Erstellung einer Treibhausgas-Bilanz, berichtet Pressesprecherin Marion Junker auf Anfrage. Mit dem European Energy Award werde zudem ein Maßnahmenkatalog für die Klimaschutzarbeit der kommenden Jahre entwickelt. „Diese Maßnahmen werden im Zuge des Bevölkerungsschutzes ergänzt – je nach Folgen, die die Hitze perspektivisch haben wird. Dazu behalten wir insbesondere die regionalen Hitzewarnungen der Deutschen Wetterdienstes im Blick.“

Noch liegt die Zahl der hitzebedingten Krankenhauseinweisungen in den Landkreisen Harburg und Lüneburg knapp unter dem bundesweiten Durchschnitt. Das ergab eine Untersuchung des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change auf Basis von Versicherungsdaten der AOK. Doch schon in der näheren Umgebung stellt sich die Lage merklich schlechter dar: In Hamburg und im Heidekreis übersteigt die Zahl der Hospitalisierungen den Durchschnittswert jeweils um rund 22 Prozent, im Landkreis Uelzen um rund 86 Prozent und im Landkreis Lüchow-Dannenberg um mehr als 100 Prozent.

Eine Starkregenkarte für Lüneburg:

  • Enorme Regenfälle sind neben der zu erwartenden Hitze eine weitere Gefahr, auf die sich die Stadt Lüneburg einstellt. Deshalb soll in Kürze eine Starkregengefahrenkarte veröffentlicht werden. Sie zeigt an, welche Wasserstände bei bestimmten Starkregenereignissen im Stadtgebiet zu erwarten sind.
  • Ein Starkregenmanagement wird deshalb derzeit im Rathaus aufgebaut. Darüber hinaus gibt es Gespräche mit dem Landkreis Lüneburg zur gemeinsamen Erstellung eines Solardachkatasters, eines Wärme- und eines Gründachkatasters.
  • Weitere Informationen zum Klimaschutz in der Hansestadt gibt es im Internet unter www.lueneburg-klimaschutz.de