Buxtehude. Ewer “Margareta“ in der Buxtehuder Altstadt soll für Konzerte und Kultur genutzt werden. Auftakt im 125. Jubiläumsjahr.

Als anerkanntes maritimes Denkmal erinnert der „Ewer Margareta“ mitten in Buxtehude bereits seit den 1990er Jahren an die Seefahrt-Tradition der Stadt. Jetzt soll der historische Frachtsegler auch verstärkt als eine Art schwimmende Bühne eingesetzt werden. Mehrere Konzerte, Lesungen und andere kulturelle Veranstaltungen sind bereits in diesem Jahr für ein Jubiläumsprogramm geplant, mit dem der Stapellauf des Schiffs vor jetzt 125 Jahren gefeiert werden soll.

Sie bereiten den Ewer für das Kulturprogramm vor: (v.l.) Eventmanager Nick Reinartz, Jörg Eisebraun (Förderverein Hafen) und Robert Kamprad (Altstadtverein)
Sie bereiten den Ewer für das Kulturprogramm vor: (v.l.) Eventmanager Nick Reinartz, Jörg Eisebraun (Förderverein Hafen) und Robert Kamprad (Altstadtverein) © AT | Axel Tiedemann

Die Pläne des Altstadtvereins als Eigner des gut 15 Meter langen Schiffs gehen aber noch darüber hinaus: Aktuell hat der Verein einen Antrag auf Fördermittel gestellt, mit denen diese kulturelle Funktion noch weiter ausgebaut werden soll. „Wir wollen damit noch mehr Leben in die Altstadt bringen“, sagt Vorstandsmitglied Robert Kamprad. So könnte auf den schrägen Lukendeckeln an Deck temporär eine große Bühne mit Wetterschutz installiert werden, um auch Platz für größere Bands zu bekommen. Musikanlagen und Künstler wären dann auch vor Regen geschützt, wenn sie so open-air mitten auf dem Wasser der historischen Hafenanlage auftreten.

Auch unter Deck sollen Veranstaltungen stattfinden

Dass solche Konzerte viel Anklang finden, hatte im vergangenen Jahr bereits eine Veranstaltung der Musikkneipe Bebop gezeigt. Auf einer provisorischen Bühne spielten dabei auf dem Ewer Bands, die Zuschauer saßen und standen drum herum in den Außenbereichen der Kneipen und Restaurants. Und auch unter Deck, im früheren Frachtraum, sollen künftig vermehrt in schummrig-maritimer Atmosphäre Kulturveranstaltungen vor kleinerem Publikum stattfinden. Der Altstadtverein spricht dabei in seiner Förderbegründung von einer „kulturellen Wiederbelebung“ des Ewers. „Natürlich immer unter Wahrung des Denkmalschutzes“, so Vorstandsmitglied Kamprad.

Noch lagern hier Farben und Holzteile von den letzten Arbeiten, künftig soll es im Frachtraum mehr Lesungen und andere Kulturveranstaltungen geben.
Noch lagern hier Farben und Holzteile von den letzten Arbeiten, künftig soll es im Frachtraum mehr Lesungen und andere Kulturveranstaltungen geben. © AT | Axel Tiedemann

Wie gut sich das Schiff dafür eignet und wie es möglicherweise technisch noch nachgerüstet werden müsste, soll sich nun eben in diesem 125. Jubiläumsjahr zeigen. Den Auftakt macht dabei das Stadtfest, das nach zweijähriger Corona-Pause am 11. und 12. Juni wieder in der Buxtehuder Altstadt gefeiert wird. Auf der neuen Ewer-Bühne sei dazu ein „vielfältiges Musik- und Kulturprogramm“ geplant, heißt es beim Altstadtverein. Und ganz wie beim großen Hamburger Hafengeburtstag gibt es dann dort auch ein „open ship“ für Besichtigungen.

Solche „Open ships“ sind auch zu den weiteren Festen geplant, zum Hafenfest „Hanse Ahoi“ Anfang Juli etwa oder zum Buxtehuder Weinfest im August. Noch einmal groß als Musikbühne mit Live-Musik wird der Ewer auch am 16. Und 17. September beim „Fleth-Festival“ in Erscheinung treten.

Schiff wurde umfangreich saniert

Passend zu diesem prallen Kultur- und Festprogramm ist das Schiff in den vergangenen Monaten umfangreich saniert worden. Mit Hilfe von Jugendförderprojekten der örtlichen Jugendwerkstatt sowie der Jugendbauhütte wurden der Mast neu geschliffen und geölt, frische Farbe an den Rumpf gebracht oder auch die typischen Seitenschwerter eines Ewers überholt. „Das reicht jetzt erstmal für die nächsten 30 Jahre“, sagt Jörg Eisebraun vom Förderverein „Buxtehuder Hafen und Este“, der für den Altstadtverein den Ewer betreut.

Auch diese Arbeiten wurden in Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz gemacht, um den Charakter des Schiffs in möglichst originalem Zustand zu erhalten. Beispielsweise mussten neue Festmacherleinen wieder ausgetauscht werden, weil sie optisch nicht den ursprünglichen Hanfleinen entsprachen.

Kleine Zeitreise in die Vergangenheit

Und so bietet der Ewer heute mit etwas Phantasie so etwas wie eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit, als noch Frachtschiffe im Buxtehuder Hafen festgemacht hatten. Er wurde bereits im 13. Jahrhundert mitten in der damals neugegründeten Stadt künstlich am heutigen Fleth angelegt, im 14. Jahrhundert wurde Buxtehude dann Mitglied der Hanse. Heute laufen ihn indes nur noch Sportboote oder kleinere Ausflugsschiffe an. Noch Anfang des 20. Jahrhundert aber war das anders, 1912 etwa zählte die Stadt 557 ankommende Frachtschiffe, 404 davon waren bereits Dampfschiffe.

Auch der 1897 gebaute Ewer hatte hier lange seinen Heimathafen. Ewer waren die typischen Schiffe der Niederelbe: So genannte Plattbodenschiffe, mit denen man in den flachen Tidengewässern auch kleinere Häfen anlaufen konnte. Lange wurde der Ewer Margareta unter wechselnden Kapitänen gefahren, bis er 1973 aus dem Schiffsregister gestrichen wurde und als trauriger und mastloser Rest zum Fähranleger vor der Elbinsel Lühesand umfunktioniert wurde.

Dort entdeckte ihn der Buxtehuder Ewald Martens Jahre später und gründete unter Federführung des Altstadtvereins eine Initiative, die die Margareta wieder zurück nach Buxtehude bringen sollte. Im Mai 1987 war es dann so weit. Im Schlepp einer Barkasse kam das Schiff wieder zurück und wurde in den Folgejahren mit vielen ehrenamtlichen Helfern restauriert.

Sogar die ursprüngliche Farbgestaltung konnte man rekonstruieren. Nach der Restaurierung wurde der Ewer dann auf seinem heutigen Platz vor der früheren Mühle mitten in der Altstadt vertäut. Seit 1992 ist er offiziell anerkanntes Denkmal.