Lüneburg. Verbindungen von Lüneburg an die Elbe und in die Heide könnten wiederbelebt werden. Gutachten sieht Potenzial
Es könnte Teil der angestrebten Mobilitätswende im Land werden: Die Reaktivierung der Bahnstrecken zwischen Lüneburg und Bleckede im Osten sowie Soltau und Amelinghausen im Südwesten für den regelmäßigen Personenverkehr.
Ein Gutachten hat nun die Wirtschaftlichkeit einer möglichen Wiederaufnahme des Betriebs untersucht. Vor Kurzem stellte das beauftragte Büro ConTrack aus Hannover die Ergebnisse der neu gegründeten Arbeitsgruppe Schienenverkehr des Landkreises Lüneburg vor.
Die Heide-Linie ist laut Gutachter vielversprechend
Die Bewertung der beiden Strecken, die der Kreistag in Auftrag gegeben hatte, soll als fachliche Grundlage für eine mögliche Ertüchtigung durch das Land Niedersachsen dienen. Die Heide-Linie ist demnach vielversprechend. Die Elbe-Strecke erreicht nicht den notwendigen Wert für Wirtschaftlichkeit. Dies könnte aber erreicht werden, wenn beide Strecken gemeinsam wiederaufgenommen und in einem Verbund betrieben würden, so das Fazit des Gutachtens.
„Die Bahnstrecke über Amelinghausen nach Soltau erreicht einen sehr guten Nutzen-Kosten-Index – hier lohnt sich der Schienenverkehr“, beurteilt Landrat Jens Böther das Ergebnis. Dass die Strecke nach Bleckede nach der aktuellen Bewertungsmethode hingegen einen Nutzen-Kosten-Indikator (NKI) unter eins erzielte, ist für ihn kein Grund, die Überlegungen zu verwerfen. Denn: In diesem Jahr ändert sich der für eine Entscheidung des Landes maßgebliche Berechnungsstandard. „Dies wird sich für die Strecke positiv auswirken. Da bleiben wir am Ball“, sagt Böther. „Außerdem haben die Gutachter die beiden Strecken in Kombination betrachtet: Gemeinsam erreichen sie durch Synergien einen NKI über eins und sind damit wirtschaftlich.“
Die Heide-Verbindung, die bis Amelinghausen oder auch weiter bis Soltau im Heidekreis führen könnte, hat in dem Bewertungsverfahren mit 3,4 abgeschnitten. Noch besser – mit 9,1 – bewertet wird die Verbindung, wenn sie nur bis Amelinghausen geführt wird, da auf diesem Abschnitt mehr Fahrgäste erwartet werden. Die Investitionskosten betragen nach vorläufigen Berechnungen für diesen Abschnitt rund 4,8 Millionen Euro, für die Fortführung nach Soltau rund vier Millionen Euro. Die gesamte Streckenlänge beträgt 56,9 Kilometer.
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Die Gutachter sind davon ausgegangen, dass es auf der Strecke folgende Haltestellen gibt: Lüneburg-Kurpark, Lüneburg-Oedeme, Rettmer-Häcklinger Weg, Melbeck-Embsen, Heinsen, Drögennindorf, Amelinghausen, Soderstorf, Bispingen und Heidepark. Noch sind lediglich Güterzüge mit bis zu Tempo 50 unterwegs. Damit künftig Tempo 80 möglich wäre, müssten die 91 Bahnübergänge entsprechend technisch gesichert werden.
„Diese Reaktivierung muss es unbedingt geben, aus unserer Sicht auch bis nach Soltau“, sagt Christoph Palesch, Bürgermeister der Samtgemeinde Amelinghausen. Denn mit der größeren Lösung wäre nicht nur die Gemeinde Soderstorf eingebunden, Fahrgäste könnten auch den wichtigen Heideort Bispingen erreichen. Im Mittelpunkt bei den Überlegungen stünden die Pendler, aber auch Touristen böte die Bahnverbindung viele Vorteile. Zudem sieht Palesch Chancen, durch eine Anbindung an Lüneburg Arbeitskräfte zu gewinnen.
Elbe-Verbindung weniger Aussicht auf Umsetzung
Die Elbe-Verbindung zwischen der Hansestadt und Bleckede hat derzeit mit einem Nutzen-Kosten-Indikator von 0,7 weniger Aussicht auf Umsetzung – auch wenn positive Effekte erwartet werden. So könnten Reisende Fahrtzeit einsparen und die Zahl der Autofahrten würde verringert.
Die nicht elektrifizierte Strecke hat eine Länge von 23,8 Kilometer. Sie wird für Museumsbahn-Fahrten genutzt, an den Wochenenden werden Ausflugsfahrten angeboten. Derzeit fahren die Züge mit einer Geschwindigkeit von bis zu 50 Kilometer pro Stunde, darauf sind auch die Sicherungen der 46 Bahnübergänge an der Strecke ausgelegt. Diese müsste ebenfalls vielerorts an höhere Geschwindigkeiten angepasst werden. Für die Bewertung wurde mit den Haltestellen Erbstorf-Ziegelei, Scharnebeck, Rullstorf und Neetze geplant. Die vorläufigen Investitionskosten werden mit rund 22 Millionen Euro angegeben, allerdings hat der Landkreis bereits eine Anpassung dieser Zahlen angekündigt.
Bürgermeister will sich für Wiederaufnahme einsetzen
Dennis Neumann, Bürgermeister der Stadt Bleckede, weiß, dass mit dem Gutachten ein erster Schritt getan ist. Er will sich weiter für die Wiederaufnahme der Verbindung einsetzen: „Die Bahnstrecke hat absolut Potenzial für eine Reaktivierung, eine solche Chance muss ergriffen werden.“ Dabei hat er die Pendler aus Bleckede im Blick, 2700 Menschen fahren regelmäßig aus der Stadt zur Arbeit. Mit dem Bus dauere der Weg nach Lüneburg deutlich länger als mit der Bahn, sagt der Bürgermeister. „Eine Bahnlinie in den ländlichen Raum zu bringen, ist ein Riesenfund.“
Die Elbe-Strecke würde von einer gemeinsamen Planung beider Verbindungen profitieren, dieses Szenario erreicht einen Nutzen-Kosten-Index von 1,55. Amelinghausens Samtgemeindebürgermeister Palesch hofft, dass im besten Fall eine solche umfassende Reaktivierung erreicht wird: „Eine Verbindung von Bleckede über Lüneburg bis nach Soltau wäre natürlich sehr wünschenswert. Dann könnten Touristen die ganze Region von der Elbe bis zur Heide komfortabel erkunden.“