Winsen. Das vom Winsener Projektentwickler Jens Peter Oertzen geplante Wohn- und Geschäftshaus wird so nicht realisiert. Er hat das Grundstück verkauft

Überraschende Wende beim Bauprojekt am nordwestlichen Ortseingang der Kreisstadt: Das vom Winsener Projektentwickler Jens Peter Oertzen geplante Wohn- und Geschäftshaus wird so nicht realisiert. Oertzen hat das 7000 Quadratmeter große Grundstück in der vergangenen Woche verkauft.

Käufer ist neben einem Finanzinvestor aus Hamburg, den Oertzen nicht nennt, die Bremer Specht-Gruppe, die bereits mehr als 100 Pflegeheime und rund 500 Seniorenwohnungen gebaut hat. „Es war für mich ein Traum, das Projekt an einer der zentralen Zufahrten zur Stadt zu realisieren“, sagt Oertzen. Der Traum ist nun geplatzt.

Wenig Interesse von Geschäftsleuten

Hintergrund der Entscheidung ist die schwierige Vermarktung des geplanten Gebäudes, in dem auf 2000 Quadratmetern im Erdgeschoss Einzelhandel und Gewerbe wie etwa ein Biomarkt, eine Bäckerei oder ein Drogeriemarkt angedacht und zudem Appartements für junges Wohnen vorgesehen waren. „Aber bis auf die Anfrage eines Zahnarztes hat sich wenig getan“, sagt Oertzen.

Ohnehin musste er für ihn nachvollziehbare Auflagen akzeptieren, die die Innenstadt vor einem Abwandern von Kunden schützen sollen. Zusätzliche Jugend-Appartements über die geplanten 45 hinaus als Kompensation sah der Winsener Unternehmer jedoch kritisch: „Ich hatte die Sorge, dass ein sozialer Brennpunkt entsteht.“

„Wir haben uns das Grundstück gesichert“

Interesse gab es dagegen für Seniorenwohnungen in den Häusern, für die er nun mit der Sprecht-Gruppe einen Partner aus der Branche gefunden hat. „Wir haben uns das Grundstück gesichert, wollen uns aber noch nicht zu Einzelheiten äußern“, sagte Specht-Sprecherin Frauke Meyenberg. Der Hintergrund: Das Unternehmen hatte bislang noch keinen Kontakt zur Stadt Winsen.

Klar scheint: Specht ist ein Spezialist für den Bau von Pflegeheimen, Tageskliniken und ähnliche Einrichtungen. Damit dürfte das gut 20 Millionen Euro teure Immobilienprojekt auf das Thema Wohnen von Senioren ausgerichtet werden. Den eigenen Betrieb von 40 Heimen haben die Bremer dagegen im Jahr 2015 verkauft.

Noch keine Gespräche mit der Stadt

„Weder Verkäufer noch Käufer haben bisher das Gespräch mit der Stadt gesucht“, bestätigte Stadt-Sprecher Theodor Peters. Die Verwaltung wurde über den Grundstücksverkauf lediglich vom Notar informiert, der das sogenannte Negativattest beantragt hat. Dabei geht es darum, ein Vorkaufsrecht der Stadt auszuschließen beziehungsweise sicher zu stellen, dass es nicht ausgeübt wird. Ein Vorkaufsrecht der Stadt war hier jedoch gar nicht vereinbart.

Entwicklung ist für die Stadt überraschend

Rechtsgrundlage für die Nutzung des Grundstücks sei der Bebauungsplan. Hinsichtlich der Bebauung seien jedoch noch verschiedene Aspekte zu klären. Dazu gehöre einen Erschließungsvertrag abzuschließen, teilte die Stadt weiter mit. „Deswegen werden wir mit den Parteien des Kaufvertrages noch ins Gespräch kommen“, so Peters weiter.

Die Entwicklung sei für die Stadt überraschend. In den Gesprächen mit der Verwaltung wie auch bei der Vorstellung des Projektes in den politischen Gremien habe der Investor etwas anderes angekündigt als das, was angesichts der Geschäftstätigkeit des Grundstückskäufers nun zu erwarten sei. Peters: „ Die Gespräche werden zeigen, was von dem ursprünglichen Konzept noch übrig bleibt. Nach unserer Vorstellung sollte das möglichst viel sein.“

„Für den Spatz in der Hand entschieden“

Projektentwickler Oertzen hatte sich vor dem Hintergrund der Situation beim Vermarkten schweren Herzens von seiner Vision für Winsen verabschiedet. „Ich habe mich für den Spatz in der Hand entschieden.“ Immerhin hat er nach eigenen Angaben mit dem Verkauf Geld verdient. Denn der Baustart wurde bereits vorbereitet. So hat Oertzen die Gutachten zum Verkehr, zum Lärm sowie zum Baugrund und das Vermessen bezahlt, den Bremern damit schon einige Schritte abgenommen und den Wert des Grundstückes gesteigert. „Ich werde mich auch noch um die Erschließung des Gebietes kümmern“, sagt Oertzen. Sie soll 2021 abgeschlossen sein.

Der Unternehmer hält zudem an seinem Vorschlag für ein Wahrzeichen in der Mitte des Kreises fest. Dabei handelt es sich um eine Darstellung der drei Flüsse Elbe, Ilmenau und Luhe und das Kfz-Kennzeichen des Landkreises WL in großen Buchstaben, die zum Gruß „Willkommen“ vervollständigt werden. Eine Entscheidung im Kulturausschuss ist dazu jedoch noch nicht gefallen. Oertzen verspricht: „Wenn es bei dem Entwurf bleibt, soll er die Stadt nichts kosten.“