Undeloh. Zwölf neue Wanderwege: Die „Heideschleife Radenbachtal“ bei Undeloh steht sogar zur Wahl zu Deutschlands beliebtester Tagestour.

Als Detlef Grimm vor zehn Jahren nach Undeloh zog und ihn andere Spaziergänger in der Lüneburger Heide immer wieder nach dem Weg fragten, da wurde dem Informatikkaufmann eines klar: Die Ausschilderung muss besser werden. Heute kann der Wahl-Heidjer mehr als zufrieden über die sandigen Pfade stapfen. Denn es gibt zwölf neue Wanderwege in der Lüneburger Heide, allesamt lückenlos mit Schildern versehen.

Heidschnuckenweg ist mit 223 Kilometern als Fernwanderweg ausgelegt

„Heideschleifen“ heißen diese zwölf Strecken, die als Rundtouren entlang des „Heidschnuckenwegs“ liegen. Mit seinen 223 Kilometern ist dieser als Fernwanderweg ausgelegt und für Tagesgäste daher weniger attraktiv. Anders ist das bei den neuen „Heideschleifen“: Mit Streckenlängen zwischen 1,4 und 20,9 Kilometern sind sie bewusst für Tagestouren ausgelegt, der Start- und Zielpunkt liegen stets am selben Ort.

„Stopp“, sagt Detlef Grimm schon kurz nach dem Start in Undeloh. „Sehen Sie mal, hier entspringt der Radenbach.“ Detlef Grimm ist 54 Jahre alt und arbeitet nicht mehr in seinem erlernten Beruf. Er hat sich zum Natur- und Landschaftsführer ausbilden lassen und als Wanderführer in Undeloh selbstständig gemacht. Seine liebste Route: die neue „Heideschleife“ durch das Radenbachtal.

Wanderführer weist auf Schönes und Interessantes am Wegesrand hin

„Ich mache Menschen gern auf Schönes und Interessantes am Wegesrand aufmerksam.“ So wenig sichtbar ist die Quelle des kleinen Baches, dass Spaziergänger ohne Führung mit Sicherheit einfach an ihr vorbeigelaufen wären – schließlich steht eine ordentliche Strecke auf dem Programm, und kaum jemand will gleich am Anfang schon innehalten.

Informatik-Kaufmann Detlef Grimm hat sich zum Natur- und Landschaftsführer ausbilden lassen.
Informatik-Kaufmann Detlef Grimm hat sich zum Natur- und Landschaftsführer ausbilden lassen. © Carolin George

Die Länge dieser Tour ist auch ihr einziger Nachteil, wenn man dies denn als Nachteil bezeichnen möchte: Die „Heideschleife Radenbachtal“ ist mit mehr als 20 Kilometern eine der längsten der zwölf neuen „Heideschleifen“, eine echte Tageswanderung eben. „Das überfordert manch einen“, sagt Grimm. „Viele wissen gar nicht, dass man tatsächlich so weit laufen kann. Ich sage dann immer: Sie müssen die Strecke ja nicht am Stück gehen, sondern können Pausen machen und einkehren.“

Gastronomie in Döhle und Wilsede und ein Kutschen-Shuttle, wer will

Denn die Möglichkeiten, sich in ein Café zu setzen, sind an dieser Strecke nahezu ideal verteilt: Der erste Ort Döhle kommt nach sieben Kilometern, der nächste mit dem autofreien Heidedorf Wilsede nach 14 Kilometern. Gut zu wissen: Wem es dort tatsächlich reicht, kann in der Saison per Kutschen-Shuttle zurück nach Undeloh zuckeln. Auch gut zu wissen: Die Gastronomie in Wilsede ist zurzeit am Wochenende ab 12 Uhr geöffnet. Ein Tipp des Kenners ist die heiße Schokolade der „Milchhalle“ des Vereins Naturschutzpark Lüneburger Heide.

Der Verein ist verantwortlich für die Pflege der Heide, ihm gehören Heidschnuckenherden, Dülmener Pferde und Rinder der Rasse Wilseder Rote. Auch an ihnen kommen Wandernde im Radenbachtal vorbei.

Bei einer Wanderung durch die Lüneburger Heide trifft man auch auf Dülmener Pferde (unser Bild) und Rinder der Rasse Wilseder Rote.
Bei einer Wanderung durch die Lüneburger Heide trifft man auch auf Dülmener Pferde (unser Bild) und Rinder der Rasse Wilseder Rote. © Carolin George

Was Detlef Grimm an der Strecke so mag, ist die Vielfalt: vom Tal mit Bach und Auwald über die weiten Heideflächen bis zu den touristischen Höhepunkten Totengrund, Wilsede und Wilseder Berg. Doch auch die Wegführung macht diese Tour so attraktiv, sagt er. „Es gibt viele Pfade, wunderbare Aussichtspunkte. All das ist Wandernden wichtig.“

Tal mit Bach und Auwald, weite Heideflächen und touristische Höhepunkte

Er muss es wissen, schließlich hat er eine Fortbildung der Initiative „Wanderbares Deutschland“ absolviert, um die Wegebeschaffenheit der „Heideschleife Radenbachtal“ offiziell zu dokumentieren. Gerade heißt es doppelt Daumen drücken für Detlef Grimm, das Radenbachtal und die Lüneburger Heide: Die Tour steht zur Wahl zu Deutschlands schönstem Tages-Wanderweg 2022, einer Aktion des Wandermagazins Outdoor-Welten GmbH.

Doch Detlef Grimm zeigt nicht nur Eindrucksvolles wie besonders alte Bäume, er erklärt auch gern, wie die Landschaft hier entstanden ist und warum sie so ist, wie sie ist. „Wenn ich Gästen sage, dass dies keine Natur-, sondern eine Kulturlandschaft ist, herrscht erst einmal großes Staunen“, sagt er. Und seinen Lieblingsplatz entlang der „Heideschleife Radenbachtal“ verrät er auf Nachfrage natürlich auch: Es ist das östliche Ende des Totengrundes. „Da steht eine Bank. Das Panorama ist fantastisch.“

Jeden Monat geführte Wanderungen auf den zwölf Heideschleifen

Neben dem Radenbachtal gibt es elf weitere neue Wanderrouten: Angelbecksteich (barrierefrei für seh- und gehbehinderte Menschen), Büsenbachtal, Fischbeker Heide, Haverbeeke (geeignet für Gehbehinderte), Misselhorner Heide, Müden (Örtze), Pietzmoor, Schwarze Berge, Tütsberg, Töps und Wilseder Berg.

In diesem Jahr gibt es jeden Monat eine geführte Wanderung entlang einer Heideschleife mit zertifizierten Natur- und Landschaftsführern. Am 9. April ist die Haverbeeke an der Reihe, am 14. Mai die Misselhorner Heide. Infos unter www.heidschnuckenweg.de.

Detlef Grimm führt das ganze Jahr über durch das Radenbachtal. Die nächsten Termine für die attraktiven Vollmondwanderungen sind am 18. März und 16. April. www.undeloh-und-umzu.de