Landkreis Harburg. Landkreis Harburg muss 5500 Dosen Impfstoff vernichten und bestellt derzeit nichts nach. So soll Interesse aufgefrischt werden.

Der Landkreis Lüneburg musste rund 5000 Dosen mit Corona-Impfstoff vernichten und auch im Landkreis Harburg landeten in den vergangenen Wochen zahlreiche Ampullen mit dem einst so begehrten Wirkstoff gegen das hochansteckende Virus „im Müll“. Hier waren es laut Kreisverwaltung mit etwa 5500 Impfdosen sogar noch etwas mehr.

3100 Dosen enthielten dabei den Impfstoff von Moderna und 1400 den von Biontech. Sie mussten vernichtet werden, weil das Verfallsdatum überschritten war. Grund: die stark eingebrochene Nachfrage. Mit mehrsprachigen Infoflyern, spezifischen Angeboten und einer möglichen Werbekampagne soll die Lust aufs Impfen im Landkreis neu entfacht werden.

Täglich Angebote anderer Landkreise über zu viel Impfstoff

„Wir merken wie alle Landkreise, dass die Impfbereitschaft zurückgeht“, sagt Andres Wulfes als Sprecher des Landkreises Harburg auf Abendblatt-Anfrage. Das geht soweit, dass die Impfstützpunkte im Landkreis sogar täglich Angebote anderer Landkreise erreichen, dass Impfstoff übernommen werden könne. Dies ließe darauf schließen, dass auch andere Landkreise aktuell über zu viel Impfstoff verfügen und Überangebot bestehe.

Auch ein Blick auf die Zahlen zeige deutlich, dass sich in der Region eine gewisse Impfmüdigkeit eingestellt hat. Wie aus einer aktuellen Antwort des Landkreises auf eine Anfrage von CDU und FDP hervorgeht, sind die Impfzahlen seit Anfang des Jahres konstant rückläufig. Waren es Anfang des Jahres noch 7746 Corona-Impfungen, die der Landkreis innerhalb einer Woche registrierte, sind es fünf Wochen später nur noch 2769. Wobei sich diese Zahl auf die mobilen Teams und die Impfstützpunkte im Landkreis bezieht, die in den Zuständigkeitsbereich des Landkreises fallen.

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Wie viele Impfungen, ob Auffrischung oder Erstimpfung, bei Ärzten und neu auch in Apotheken hinzukommen, ist allerdings unklar. Auch eine Impfquote kann der Pressesprecher für den Kreis Harburg nicht mehr benennen. Denn seit Anfang des Jahres gibt laut Wulfes keine detaillierte Aufschlüsselung durch das Land. Die letzte regionale Erhebung stammt demnach vom 21. Dezember. Danach lagt die Impfquote im Landkreis Harburg bei 70,4 Prozent Erstimpfungen, 68,1 bei Zweitimpfungen.

Im Landkreis Harburg wurde auf die sinkende Nachfrage reagiert, aktuell wird kein Impfstoff mehr bestellt, sondern noch nur die Reste verbraucht. Es legen keine konkreten Erkenntnisse vor, worauf der starke Rückgang der Nachfrage zurückzuführen sei, heißt es in der Anfrage von CDU und FDP zur Vernichtung von Impfstoff. Und weiter: „Die derzeitige öffentliche Berichterstattung zu Lockerungen und milden Verläufen führt gegebenenfalls dazu, dass die Erforderlichkeit der Impfung nicht mehr im notwendigen Maße gesehen wird.“

Große Plakate, Buswerbung? "Wir prüfen alle Möglichkeiten"

„Gibt es Überlegungen, die Impfwilligkeit wieder aktiv zu beleben?“, wollen die CDU-Fraktion und die Wählergemeinschaft wissen. Die gibt es. Auf der einen Seite versucht das Landkreis durch eine Optimierung des Angebots in den Impfstützpunkten eine höhere Nachfrage zu erwirken. So gibt es laut Wulfes beispielsweise ein spätes Impfangebot in den Abendstunden für Berufstätige. Es können online vorab Termine für die vier Impfstützpunkte (Buchholz, Neu Wulmstorf, Fleestedt und Winsen) gebucht werden. Alternativ können sich Interessierte auch spontan impfen lassen. Die aktuelle Wartezeit für eine Impfung liegt laut Verwaltung bei fünf Minuten.

Darüber hinaus sollen die Beschilderungen verbessert werden. Zudem gibt es Überlegungen und Gespräche in Abstimmung mit den Impfpartnern, Johanniter und DRK, für eine Werbekampagne. Großflächige Plakate, Buswerbung oder Online? Um was es dabei genau geht, dazu äußert sich Pressesprecher Wulfes nicht. Nur so viel: „Wir prüfen alle Möglichkeiten.“ Man befinde sich in Abstimmungen und strebe eine zeitnahe Umsetzung an.

Erster Baustein: Infoflyer in zehn Sprachen entwickelt

Ideen seien schon vorhanden. Wichtig sei es gezielt, die Personen im Landkreis mit Werbung zu erreichen und es sollte aufgezeigt werden, wie das Leben sein könnte, wenn ein flächendeckender Impfschutz vorhanden wäre. Länder wie Frankreich oder Spanien machen dies mit ihren Impfkampagnen vor, heißt es dazu auch in der Stellungnahme auf die Anfrage von CDU und FDP.

Als erster Baustein der Werbeoffensive wurde ein mehrsprachiger Infoflyer entwickelt. In zehn Sprachen wird darin über Corona und die Impfung informiert. Der Flyer befindet sich bereits im Druck und soll in den kommenden Wochen über Kitas und andere Einrichtungen unter die Leute gebracht werden.