Winsen/Buchholz/Buxtehude/Hittfeld/Harburg. Auf Bauernhöfen, beim Wandern, im Internet oder mit 2G-Plus – trotz Corona gibt es Weihnachten Krippenspiele und Predigten.

In früheren Jahren war vielerorts Geduld, gute Zeitplanung und Stehvermögen gefragt, um Heiligabend einen Platz im Gottesdienst zu erhalten. In diesem Jahr sind vor allem warme Kleidung, ein Vorrat an FFP2-Masken oder eine stabile Internetverbindung notwendig.

Zum zweiten Mal bringt die Corona-Pandemie die Rituale und Routinen der Weihnachtsfeiertage durcheinander. Doch viele Kirchengemeinden in der Region haben Lösungen gefunden, wie die Menschen auch mit Masken, Abstand oder von zu Hause aus in diesen Tagen Gemeinschaft, Trost und Hoffnung erleben können.

Vier Oper-Air-Gottesdienste auf dem Schlossplatz

Die evangelische St.-Marien-Gemeinde in Winsen bietet Heiligabend vier Oper-Air-Gottesdienste auf dem Schlossplatz an. Von 14 bis 17 Uhr beginnt zu jeder vollen Stunde ein jeweils 30- bis 35-minütiger Gottesdienst, bei dem gesungen werden darf. In den ersten zwei Durchläufen wird jeweils ein Krippenspiel für Kinder aufgeführt. Für jeden Termin stehen 120 Plätze zur Verfügung, die im Internet unter www.st-marien-winsen.de gebucht werden müssen. „Dafür haben wir Null G, achten auf Abstände und tragen eine Maske“, sagt Pastor Markus Kalmbach. Für die Besucher stehen entweder Stühle oder Bierzeltgarnituren bereit.

Gottesdienst im weitläufigen Kirchenschiff

Am Abend des 24. Dezember geht es wie gewohnt in die St.-Marien-Kirche, begleitet durch die Kantorei. Bis zu 80 Personen erhalten unter Beachtung der 2G-Regel Einlass zur Christvesper um 18.30 Uhr und zur Christmette um 23 Uhr. Am ersten Weihnachtsfeiertag, 25. Dezember, trifft sich die Gemeinde um 10 Uhr mit dem Posaunenchor vor der Kirche zum gemeinsamen Singen von deutschen und englischen Weihnachtsliedern, um dann für den eigentlichen Gottesdienst im weitläufigen Kirchenschiff Platz zu nehmen.

„Weihnachten ist ein Fest der Hoffnung. Diese Botschaft wird auch Corona nicht auslöschen, weil es Gottes Botschaft ist“, sagt Pastor Kalmbach. „Weihnachten lebt von Traditionen. Viel Liebgewonnenes dürfen wir derzeit nicht durchführen, aber wir versuchen etwas Neues anzubieten und auf diese Weise Weihnachten unter den Einschränkungen als Fest der Hoffnung zu feiern.“

Dies haben sich auch weitere Kirchengemeinden im Kirchenkreis Winsen zum Ziel gesetzt. „Die Verantwortlichen vor Ort haben mit viel Aufwand und Herzblut ein sehr vielfältiges Programm auf die Beine gestellt, um die frohe Botschaft mit möglichst vielen Menschen zu teilen“, sagt Superintendent Christian Berndt. Viele Gottesdienste werden im Freien stattfinden. In Fliegenberg und anderswo wird der Platz vor dem Kirchgebäude genutzt, in den Gemeinden Salzhausen-Raven und Stelle stellen Familien der nahe gelegenen Höfe Bereiche zur Verfügung oder es wird der Schützenplatz aufgesucht. In den Kirchen gelten häufig die 2G-Regelungen, teilweise auch 3G mit Negativtest. Für Heiligabend ist in manchen Gemeinden eine Anmeldung notwendig. Zudem gibt es eine digitale Andacht unter der Überschrift „O du fröhliche“ auf www.kirchenkreis-winsen.de.

Termine an fünf Orten

In der Gesamtkirchengemeinde Salzhausen-Raven gibt es neun Termine an fünf Orten. „Im vergangen Jahr haben wir drei Tage vor Weihnachten entschieden, alle Präsenzveranstaltungen abzusagen. In diesem Jahr nutzen wir Orte unter freiem Himmel, an denen die Menschen gut auf Abstand zusammenkommen können“, sagt Pastorin Alexandra Powalowski. „Natürlich ist der Aufwand höher als sonst. Aber es ist uns wichtig, da zu sein: Vom Weihnachtsfest geht Hoffnung und Trost aus, und das haben wir alle gerade nötig.“

Als die Petri-Kirche in Buxtehude saniert werden musste, entstand diese Idee bereits: Die Gemeinde verlegte den Weihnachtsgottesdienst einfach auf den Platz vor der Kirche mitten zwischen die alten Fachwerkhäuser in der Buxtehuder Altstadt. Diese stimmungsvolle Tradition ist nun so etwas wie Blaupause für den 24. Dezember in Corona-Zeiten geworden. „Wir haben das sozusagen ausgeweitet“, sagt Pastor Thomas Haase. In diesem Jahr wird es in der Altstadt daher drei Open-Air-Gottesdienste auf dem Petri-Platz geben. Um 15 Uhr mit Krippenspiel, ab 16 Uhr speziell für Familien und um 17 Uhr den klassischen Open-Air-Gottesdienst. Zusätzlich sind, wie schon im vergangenen Jahr, kleinere Draußen-Gottesdienste an 20 besonderen Orten der Hansestadt geplant, die von Ehrenamtlichen geleitet werden. In Garagen, in Gärten oder auf kleinen Plätzen können corona-gerecht kleine Gruppen zusammenkommen. Auch für den eigentlichen Open-Air-Gottesdienst auf dem Petri-Platz ist die Teilnehmerzahl begrenzt. Es gilt voraussichtlich die 3-G-Regel. Übers Internet ist zudem eine Anmeldung erforderlich: https://petri.gottesdienst-besuchen.de.

Im Kirchenkreis Hittfeld gibt es verschiedene Präsenz-Angebote wie Andachten, Kindergottesdienste, Krippenspiele, Christvespern und Gottesdienste – in den Kirchen und unter freiem Himmel. Einige Gotteshäuser sind für eine Einkehr zum stillen Gebet geöffnet. Dazu gibt es zahlreiche digitale Angebote, teilweise speziell für Familien. Die Kirchengemeinden in Buchholz streamen ihr Krippenspiel live und bieten auch Christvesper und Christmette digital über ihren Youtube-Kanal an. In St. Johannis ist zudem der Weihnachtsgarten Heiligabend nachmittags geöffnet. In St. Paulus gibt es von Montag an Weihnachtstüten zum Mitnehmen.

Viele Kanäle führen in Neu Wulmstorf zur Andacht

Viele Kanäle führen in Neu Wulmstorf zur Andacht: Es gibt mehrere Christvesper vor dem Gemeindehaus der Lutherkirche (Anmeldung: https://lutherkirche.gottesdienst-besuchen.de), stimmungsvoll wird es auch per Instagram und Youtube. Und unter der Rufnummer 040/700 37 00 ist eine Telefonandacht zu hören. In Holm-Seppensen (Youtube) und Hollenstedt (www.kirche-hollenstedt.de) werden die Gottesdienste ebenfalls digital übertragen.

In der Nicolai-Kirche in Elstorf begeben sich die Besucher in kleinen Gruppen auf eine Reise nach Bethlehem, die nach 20 Minuten in der Kirche endet. In Hittfeld gibt es Heiligabend sowohl Gottesdienst als auch Krippenspiel und Christvesper in Präsenz, teilweise auch unter freiem Himmel (Anmeldung bis 22. Dezember, 16 Uhr, an kirchenbuero@kirchengemeinde-hittfeld.de). In Maschen findet nachmittags ein Gottesdienst auf dem Dorfplatz statt, Anmeldezettel gibt es bis Montag in einer Selbstabholerbox am Gemeindehaus.

In der Vorweihnachtszeit wird die St.-Marien-Kirche in Winsen farbig illuminiert. Auf das Dach wird ein wöchentlich wechselnder Spruch projiziert,
In der Vorweihnachtszeit wird die St.-Marien-Kirche in Winsen farbig illuminiert. Auf das Dach wird ein wöchentlich wechselnder Spruch projiziert, © HA | Markus Steinbrück

Die Kirchengemeinden Jesteburg, Rosengarten und Meckelfeld setzen weitgehend auf Open-Air, in Bendestorf und Sprötze gibt es digitale und Präsenzveranstaltungen. In Trelde gibt es an den Feiertagen die Möglichkeit zu einer individuellen Weihnachtswanderung mit Hörstationen und Bildern (Beginn an der Bushaltestelle Kahlenberg). Der Weihnachtsspaziergang in Sprötze führt an vier großen Bilderm in Schaufenstern vorbei, dazu gibt es ein Krippenspiel zu hören (Beginn: Niedersachsenstraße 9).

„Die Kirchengemeinden sind jetzt im zweiten Corona-Winter sehr erfahren mit analogen wie digitalen Gottesdiensten“, sagt Superintendent Dirk Jäger. Er ist zuversichtlich, dass jeder, der einen Gottesdienst besuchen will, auch ein passendes Angebot findet. „Ich rate den Besucherinnen und Besuchern, auch gern einmal in die Nachbargemeinden zu blicken.“ Auch die Hygienekonzepte unterscheiden sich, in einigen Kirchen gilt 2G-Plus, in anderen 2G oder 3G. Bei einigen Open-Air-Gottesdiensten ist auch kein Nachweis erforderlich, dann muss Abstand gehalten werden.

Die katholische Pfarrgemeinde Guter Hirt lädt ihre Mitglieder zu mehreren Präsenz-Gottesdiensten an den Weihnachtsfeiertagen ein. Die Zahl der Besucher ist in den Kirchen in Winsen (60), Hittfeld und Meckelfeld (jeweils 50) beschränkt. Wer eine Messe besuchen will, muss sich zuvor im Pfarrbüro anmelden, eine FFP2-Maske tragen und Abstand halten. Die Krippenspiel-Wort-Gottes-Feier in St. Ansgar Hittfeld wird Heiligabend zweimal angeboten (10 und 12 Uhr, Anmeldung ausschließlich per E-Mail an julianeeisele@t-online.de).

In Winsen gibt es eine Familienkrippenfeier

Die dortige Christmette beginnt um 15 Uhr, von 16 bis 18 Uhr ist die Kirche zum Krippenbesuch geöffnet. In der Kirche Guter Hirt in Winsen gibt es eine Familienkrippenfeier (16 Uhr) sowie eine Christmette (22 Uhr). Bereits um 18 Uhr beginnt die Christmette in der Kirche St. Altfrid in Meckelfeld.

Die vor zwei Jahren aus drei Gemeinden fusionierte Kirchengemeinde Harburg-Mitte plant Andachten in ihren drei Gotteshäusern. In den beiden großen Kirchen St. Johannis an der Bremer Straße und St. Paulus in Heimfeld gelte „Null G“, sagt Pastorin Sabine Kaiser-Reis. Jedoch mit stark verringerten Kapazitäten: „Die Kirchen fassen 500 bis 600 Menschen, wir können in diesem Jahr aber nur 70 Leute hineinlassen.“ Sie müssen sich bis 23. Dezember, 15 Uhr, über die Website kirche-harburg-mitte.de anmelden. In der kleineren Luther-Kirche in Eißendorf wird dagegen die 2G-Regel angewendet.

Vier Gottesdienste sind Heiligabend in den drei Kirchen im Harburger Kernbereich geplant. Für die Messe um 14.30 Uhr in der Heimfelder Paulus-Kirche besteht bereits eine Warteliste; bei den Nachmittagsgottesdiensten in den anderen beiden Kirchen und für die Christmette um 23 Uhr in St. Paulus sind noch Plätze zu buchen. Für die vier Gottesdienste an den beiden Weihnachtstagen ist keine Anmeldung erforderlich; die Regeln bleiben dieselben. Mit den Gottesdiensten in den Kirchen kehrt in der Gemeinde Harburg-Mitte wieder mehr Normalität ein. 2020 organisierte sie zusammen mit der katholischen St.Maria-St.Joseph-Kirche drei Andachten auf dem Schwarzenberg.

Das Sinstorfer Krippenspiel lockte vor Corona Heiligabend sogar Kirchgänger aus den Nachbargemeinden in die mittelalterliche Feldsteinkirche am Hügel. Zwei Aufführungen mit je 200 bis 300 Zuschauern waren die Norm. „Daran ist heute natürlich nicht zu denken, wie schon im vergangenen Jahr“, sagt Pastorin Ulrike von der Fecht. Die Sinstorfer gehen Heiligabend vor die Tür zu Wandelgottesdiensten. „Wir starten in der Kirche und gehen für Lieder, Gebete und Weihnachtsgeschichte diverse Stationen auf dem Kirchberg und im Gemeindehaus-Garten ab. Es endet an der dort aufgebauten Krippe.“

Sieben sakrale Rundgänge

Sieben sakrale Rundgänge bietet sie zwischen 11 und 16.30 Uhr an. Eine Voranmeldung auf der Website der Kirche ist erbeten. Darüber hinaus lädt die Gemeinde um 18 Uhr zur Christvesper und um 23 Uhr zur Weihnachtsmusik. Zum Gottesdienst am ersten Weihnachtstag um 10 Uhr sind auch die Marmstorfer eingeladen. „Dafür gehen wir tags darauf nach Marmstorf zum Rock-Gottesdienst“, sagt die Pastorin. Der Rockgottesdienst findet traditionell am letzten Sonntag des Jahres statt, in diesem Jahr am zweiten Weihnachtstag. „Das ist eine Herausforderung, weil einige der üblichen Musiker doch familiär gebunden sind“, sagt Pastor und Leadsänger Thomas von der Weppen, „und dann kommt Corona noch dazu.“ Sowohl der Rockgottesdienst als auch die beiden Familiengottesdienste mit abgespecktem Krippenspiel sind 2G-Veranstaltungen. Die Abendgottesdienste finden offen und mit reduzierter Platzzahl statt.

Einen besonderen Weg geht die Cornelius-Gemeinde in Fischbek: Pastor Gerhard Janke lädt zu einem weihnachtlichen Spaziergang ein, mitten durch seine Kirche. Sie ist von 15 bis 18 Uhr geöffnet. „Die Kirche und der Kirchhof sind weihnachtlich geschmückt“, sagt Janke. Es werden Orgel und weltliche Gitarrenmusik gespielt. Dazu gibt es ein Krippenspiel-Video, und Janke wird die Weihnachtsgeschichte vortragen – passagenweise, damit sich in der Kirche keine Staus bilden. Janke: „Wir werden einzeln Familien oder kleine Gruppen hereinlassen. Da kann sich schon einmal eine kleine Schlange bilden, das lässt sich schwer vorhersagen.“ Immerhin habe die Gemeinde beim Schulanfänger-Gottesdienst bereits Erfahrung mit dieser Veranstaltungsform gemacht. Wer einen normalen Gottesdienst bevorzugt, kann am ersten Weihnachtstag um 11 Uhr in die Kirche kommen (2G-Regel).

Für alle Gottesdienste in der Region gilt: Aufgrund der Corona-Entwicklung kann es noch zu Änderungen kommen. Weitere Informationen, auch zu den teilweise erforderlichen Anmeldungen, gibt es auf den Internetseiten der jeweiligen Kirchengemeinden.