Stelle. Drei Fälle in einer Woche: Die Polizei nimmt einen 27-Jährigen in Haft. Kurz danach bricht schon wieder ein Feuer aus.

Nach zwei Brandstiftungen am Wochenende in einer Asylbewerberunterkunft in Stelle (Landkreis Harburg) sitzt ein 27-jähriger Tatverdächtiger in Untersuchungshaft. Das hatte ein Richter auf Antrag der Staatsanwaltschaft entschieden.

Nur wenige Stunden nach der Verhaftung des Mannes wurde die Feuerwehr ein drittes Mal zum Gebäudekomplex, in dem eine Asyl- und eine Obdachlosenunterkunft untergebracht sind, gerufen.

Polizei musste den Tatverdächtigen wieder frei lassen

Die Polizei geht nach ersten Ergebnissen ihrer Ermittlungen davon aus, dass zunächst am Freitagabend der später inhaftierte Bewohner der Asylunterkunft in seinem Zimmer eine Matratze in Brand steckte. In dem aus einem Mehrfamilienhaus, einem Anbau und mehreren Wohncontainern bestehenden Komplex in der Straße Zum Reiherhorst sind alle Räume mit Rauchmeldern ausgestattet. Das Gerät alarmierte einen ständig auf dem Gelände anwesenden Sicherheitsmann, der mit einem Feuerlöscher den Matratzenbrand unter Kontrolle brachte. Feuerwehrleute löschten restliche Glutnester.

Der 27-jährige Bewohner wurde in einer Seitenstraße von der Polizei festgenommen. Da kein dringender Tatverdacht feststand, mussten die Beamten den Mann am nächsten Tag wieder auf freien Fuß setzen. Er wurde in der gleichen Unterkunft in einem anderen Zimmer untergebracht. Wenige Stunden später brannte es in diesem Raum lichterloh.

Der Notruf am Sonnabendabend klang dramatisch: „Auf der Anfahrt bekamen wir die Meldung, dass noch zehn Bewohner im Gebäude vom Feuer eingeschlossen sind“, sagt Stelles Feuerwehrsprecher Michel Rumpelt. Tatsächlich schlugen den Rettern Flammen aus einem Fenster entgegen. Dichter Rauch zog aus allen geöffneten Fenstern und Türen. Die Bewohner hatten sich schon über einen anderen Gebäudeteil ins Freie retten können, so dass niemand verletzt wurde. Freiwillige Feuerwehrleute gingen unter Atemschutz in die Unterkunft und verhinderten eine weitere Ausbreitung des Feuers. Im betroffenen Raum blieben nur schwarz verkohlte Wände und die Reste von Möbelstücken zurück. Ein kleiner Teil der Unterkunft ist nach dem Brand für Sanierungsarbeiten gesperrt.

15 betroffene Bewohner zogen in andere Zimmer oder Unterkünfte

Die etwa 15 betroffenen Bewohner zogen in andere Zimmer oder Unterkünfte. Schnell richtete sich der Verdacht wieder gegen den 27-Jährigen, der bereits vom Gelände verschwunden war. Am Abend konnten ihn Polizisten festnehmen. Ein Richter erließ wegen des Verdachts der schweren Brandstiftung einen Haftbefehl und ordnete eine Untersuchungshaft an. Da bei ihm Verdacht auf Drogenkonsum besteht, wurde dem Tatverdächtigen Blut entnommen. Ein Ergebnis der Untersuchung liegt bisher nicht vor. Wieso der Mann an zwei Tagen hintereinander mutmaßlich Feuer legte, müssen nun die weiteren Ermittlungen klären.

Freiwillige Feuerwehr Stelle fährt nahezu wöchentlich zu der Unterkunft

Für die Feuerwehr kehrte nach der Verhaftung indes keine Ruhe ein. Bereits am Sonntagabend gab es zum dritten Mal in drei Tagen Alarm aus der Asylunterkunft. In diesem Fall hatten sich Bewohner in einer Gemeinschaftsküche Essen gekocht und dabei die Brandmeldeanlage ausgelöst, die automatisch die Feuerwehr alarmierte.

Seit gut einem Jahr fährt die Feuerwehr Stelle nahezu wöchentlich wegen angebranntem Essen zu der Unterkunft. Jedes Mal sind 15 bis 20 Feuerwehrleute im Einsatz, die aus der Arbeit oder dem Privatleben alarmiert werden. Die Stimmung der Retter sei dementsprechend bei diesen Einsätzen angespannt, heißt es aus Feuerwehrkreisen. Denn den Feuerwehrleuten bleibt fast immer nur die Aufgabe, das angebrannte Essen mit Wasser zu kühlen. Eine automatische Brandmeldeanlage ist nur in einem der Trakte verbaut. Wenn es in den anderen Teilen eine Rauchentwicklung gibt, läuft der Alarm nicht bei der Feuerwehr, sondern beim Sicherheitsdienst auf.