Kreis Harburg. Landkreis Harburg setzt im Kampf gegen das Corona-Virus auf Impfstützpunkte. Weitere sollen entstehen. Das ist geplant.
„Impfstützpunkt Winsen. Jetzt impfen und testen – ohne Termin.“ Nicht zu übersehen ist das riesige Schild an der Hansestraße in Winsen, unweit des Kreisels am Anfang der Hamburger Straße am Ortseingang. Ein roter Pfeil weist den Weg zum ehemaligen Asia-Restaurant Hei-Nun, das vor einem Jahr seine Türen schloss.
Nun kehrt wieder Leben ein in das Gebäude, das exponiert am Eingang zum Einkaufszentrum Luhepark liegt. Manch einer nimmt das „Jetzt“ wörtlich, will die Möglichkeit nutzen, sich ohne Termin gegen Corona impfen oder testen zu lassen. Doch soweit ist es noch nicht.
Anamnesebogen wird an ehemaligen Restauranttischen ausgefüllt
Vom gestrigen Montag bis zum Mittwoch läuft der Probebetrieb. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kreisverwaltung, von Rettungsdiensten und Bewohnern einer vom Herbergsverein betriebenen Unterkunft bekommen ihre erste, zweite oder auch dritte Impfung verpasst. „Hier führen wir echte Impfungen durch, wir wollen ja keine Zeit verlieren“, sagt Michael Thomas, der organisatorische Leiter aller mobilen Impfteams im DRK-Kreisverband Harburg-Land. „Bisher läuft es gut. Wir profitieren von unseren Erfahrungen in den Impfzentren“, ergänzt der ärztliche Leiter aller mobilen Impfteams, Jörn Jepsen.
Zwei mobile Impfteams des DRK sind im Landkreis Harburg unterwegs, bieten schwerpunktmäßig Impfungen in Alten- und Pflegeeinrichtungen an. Um das dritte Impfangebot in Winsen bewerkstelligen zu können, ist der Personalbestand auf insgesamt 35 Personen erweitert worden.
Im Inneren des Gebäudes können die Impfwilligen nach der Anmeldung an den ehemaligen Tischen des Asia-Restaurants ihren Anamnesebogen ausfüllen. Es gibt drei Kabinen für Arztgespräche und vier Impfkabinen. Nach zehn bis 15 Minuten verlassen sie am Ende einer Einbahnstraße das Gebäude wieder.
Testen und Impfen an einem gemeinsamen Standort in Winsen
Der DRK-Kreisverband, vom Landkreis Harburg mit dem Betrieb des Impf- und Teststützpunktes beauftragt, kalkuliert mit etwa 400 Impfungen pro Tag, in der Stadthalle waren es zu Hochzeiten 800 bis 900. „Wir arbeiten mit einem Ticketsystem“ erklärt Jepsen. „Bei der Anmeldung bekommt jede Person einen Code und kann online nachvollziehen, wie viele Nummern vor ihm oder vor ihr an der Reihe sind. So kann man zwischendurch einkaufen oder einen Kaffee trinken.“
Mit Impfangeboten an ohnehin stark frequentierten Orten hat das DRK gute Erfahrungen gemacht. Daher hatte Michael Thomas dem Landkreis das ehemalige Hei-Nun-Gebäude vorgeschlagen. Der zögerte zunächst. Erst als Bundesgesundheitsminister Jens Spahn die Aufforderung zum Boostern verbreitete, stieg die Nachfrage enorm, und die Kreisverwaltung gab ihre Zustimmung. Der limitierende Faktor für die Aufnahme des öffentlichen Betriebs ist der Impfstoff-Nachschub. Noch ist nicht verbindlich sicher, wie viel Impfstoff wann im Kreis Harburg eintreffen wird.
Deutsches Rotes Kreuz und Johanniter stocken ihr Personal auf
„In dieser Woche werden wir nicht mehr loslegen können“, sagt Michael Thomas. Er verweist auf Impfaktionen in der Bürgerhalle des Winsener Rathauses am kommenden Sonnabend und Sonntag. Demgegenüber wird das neue Testzentrum, das über einen separaten Eingang verfügt, schon Ende der laufenden Woche in Betrieb gehen.
Für die Impfstützpunkte bauen das DRK und die Johanniter ihr Personal weiter auf. So gab es am Sonnabend einen Vorstellungstermin beim DRK in Winsen. „Die Resonanz war erfreulich“, sagt Jepsen. Geeignet sind Pflegekräfte, medizinisches Fachpersonal oder auch Rettungssanitäter. „Wir freuen uns über die Bewerbungen, suchen aber noch weiter“, sagt Johanniter-Sprecherin Sonja Schleutker-Franke.
Landrat Rainer Rempe hatte im Kreistag zuletzt darauf verwiesen, dass die Zahl der mobilen Teams von vier auf sieben aufgestockt werden soll. Jepsen macht deutlich: „Wir brauchen jeweils 1,5 Teams für jeden der beiden Stützpunkte.“ Ein Team umfasst acht bis zehn Personen mit medizinischem Personal sowie Verwaltungskräften.
Landrat hat die Schließung der großen Impfzentren kritisiert
Auf die beiden neuen Impfstützpunkte in Buchholz, wo bereits gearbeitet wird, und in Winsen sollen jetzt noch zwei weitere folgen. Das bestätigten sowohl der Landkreis, als auch Jepsen und die Johanniter-Sprecherin Schleutker-Franke dem Abendblatt. Gespräche über weitere Stützpunkte liefen. Allerdings sei noch nicht über Standorte und Termine für die Eröffnungen entschieden.
Im Kreistag hatte der Landrat zuletzt die Entscheidung von Bund und Land kritisiert, die Impfzentren in Buchholz und Winsen zu schließen. Das sei gegen den Rat der Gemeinden und Kreise geschehen. Nun müssen neben den mobilen Teams die neuen Stützpunkte her. Von Sonnabend an hatte der Landkreis eine Maskenpflicht für die Bereiche aller Wochenmärkte, den Buchholzer Bahnhof und die beiden dortigen Bushaltestellen Adolfstraße und Lindenstraße erlassen. Der Winsener Bahnhof blieb vorerst außen vor.