Marxen/Winsen. Bewohner von Marxen im Landkreis Harburg zeigen, wie öffentliche Fördergelder sinnvoll in die Dorfentwicklung investiert werden.

Dann gibt es doch noch den Klönschnack über’n Gartenzaun: Als Marxens Bürgermeister Christian Meyer seinen prominenten Gast, Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast (CDU), durch die frisch gepflasterte Hauptstraße des Ortes führt, winkt seine Mutter spontan über den Zaun. „So viel hoher Besuch“, ruft sie fröhlich. Die Ministerin antwortet spontan: „Sie können stolz auf ihren Sohn sein. Es ist beeindruckend, was hier auf die Beine gestellt worden ist.“

Ortstermin Marxen. Die Landwirtschaftsministerin ist in die 1600-Seelen-Gemeinde am nördlichen Rand der Samtgemeinde Hanstedt gekommen, um sich persönlich ein Bild zu machen. Davon, wie Dorfentwicklung im 21. Jahrhundert beispielhaft aussehen kann. In Form des niedersächsischen Dorfentwicklungsprogramms unterstützt das Ministerium zusammen mit den Ämtern für regionale Landesentwicklung mit Fördergeldern der EU, des Bundes und des Landes maßgeblich die Entwicklung der ländlichen Räume.

In der denkmalgeschützen Alte Schule kann geheiratet werden

Viele Millionen stehen zur Verfügung, für die sich die Dorfgemeinschaften mit ihren Projekten bewerben können. Die Dorfregion Marxen ist eine von ihnen. Sie wurde 2011 als eines der letzten „Einzeldörfer“ in das Dorfentwicklungsprogramm aufgenommen. Der Förderzeitraum wird 2022 enden.

Bürgermeister Meyer und seine Mitstreiter im Gemeinderat sowie die Dorfbevölkerung haben das Geld und die Zeit gut genutzt. In der Region wurden bereits elf private und zwei öffentliche Projekte umgesetzt. Dazu gehört unter anderem die Sanierung der denkmalgeschützten Alte Schule als zentralen Ort für kulturelle Veranstaltungen und gemeinschaftliche Treffen. Sogar ein Trauzimmer befindet sich unter dem historischen Dach. Gefördert wurde zudem der dorfgerechte Ausbau der Hauptstraße. Zwei Jahre dauerten die Arbeiten, weil immer wieder Unabwägbarkeiten auftauchen. „Erst fanden die Bauarbeiter nicht markierte Leitungen, dann fehlte Material. Und schließlich kam Corona“, sagt Bürgermeister Meyer. Er ist froh, dass die neue Straße mit ihrer aufwendigen Pflasterung nun fast fertig ist. „Hier verlief die alte Postkutschenroute von Celle nach Harburg“, sagt er. „Der teilweise Neubau der Straße trägt zur Sicherung der Historie der Ortschaft bei.“

Boulebahn, Streuobstwiese und Jugendtreff auf der Liste

Der Europäische Landwirtschaftsfonds förderte das Projekt mit mehr als 1,1 Millionen Euro. Ebenso gefördert wurde die Fassadensanierung des Hotel-Restaurants Landhaus Zum Lindenhof. Das Gebäude stammt aus dem Jahr 1796. Die Inhaber wollen weitere Fördergelder zur Sanierung des alten Anbaus beantragen. Doch nicht nur der Erhalt von Historie ist Teil der Dorferneuerung. „Unser Arbeitskreis, dem rund 80 Mitglieder angehören, hat insgesamt 29 Projekte auf die Prioritätenliste gesetzt“, so Christian Meyer. „Dazu gehört auch der bereits abgeschlossene Bau einer Boulebahn und eines Spielplatzes sowie die Anlage einer Streuobstwiese. In Planung befinden sich der Bau eines Jugendtreffs sowie eines Fahrrad-Hügelparks. Darüber hinaus möchte die Gemeinde ein Gebäude für das Gemeindebüro, eine Arztpraxis sowie medizinische Dienstleistungen errichten.

Barbara Otte-Kinast ist beeindruckt von der Vielfalt der Projekte und dem großen ehrenamtlichen Engagement der Mitwirkenden. „Die niedersächsische Dorfentwicklung ist wichtig für das gemeinschaftliche Leben in ländlichen Regionen. Sie fördert Neugestaltung und Erhalt der Historie zugleich und schafft es so, unsere Gemeinden und Dörfer mit neuem Leben zu füllen und attraktiver zu machen“, so die Ministerin.

Auch in Winsen werden Fördermittel zur Entwicklung genutzt

In Winsen besichtigte Ministerin Barbara Otte-Kinast ebenso drei Projekte der Dorfentwicklung. Hier wird die Dorfgemeinschaft mit der Bereitstellung gemeinschaftlich nutzbarer Räumlichkeiten unterstützt.

In Laßrönne soll so attraktiver Lebens- und Wirtschaftsraum geschaffen werden. Weiterhin wird auf dem Obsthof Sander in Hoopte der Rückbau eines ehemaligen Stallgebäudes zur Wiederherstellung des historischen Gebäudebestandes unterstützt sowie die Wohnraumschaffung durch Revitalisierung auf dem Erdbeer- und Spargelhof Löscher.

Die Dorfregion „Winsener Marsch“ wurde 2014 in das Dorfentwicklungsprogramm aufgenommen. Der Förderzeitraum wird hier 2024 enden. In der Region wurden in der Vergangenheit 23 private Projekte und ein öffentliches Projekt umgesetzt