Marxen. Wer zum Lindenhof möchte, muss sich entweder zu Fuß über eine Großbaustelle mühen oder eine Sackgasse als Schleichweg fahren.
Wüste vor der Haustür, dahinter Garten-Oase: Das Landhaus Zum Lindenhof kämpft seit Ende Januar mit einer Dauerbaustelle, die Anfang Juni direkt vor das Hotel-Restaurant gerückt ist. Erst kam die Straßensperrung, dann das Coronavirus. Während sich die Vorschriften zur Pandemie-Eindämmung allmählich lockern, hat sich die Baustellensituation für Rebecca Gieser-Neven und Thomas Gieser noch einmal verschärft. Folge: Viele Gäste bleiben weiterhin aus.
Wer den Lindenhof in Marxen erreichen möchte, muss in Brackel (westlich der A7-Ausfahrt Thieshope) auf eine Nebenstraße ausweichen, die immerhin Marxener Straße heißt. An der schmalen Asphaltstraße weisen mehrfach Verkehrsschilder daraufhin, dass dieser Weg in die Sackgasse führt. An einer Stelle steht zumindest ein Schild mit dem Hinweis, dass die Autofahrer den Lindenhof auf dieser Route erreichen können. Nur auf dieser Route, ansonsten müssen sie durch die sandige Baustelle laufen. Genießer ohne Pfadfindergeist kehren womöglich wieder um oder machen sich gar nicht erst auf den Weg.
Als Erste nach der Pause kamen die Stammgäste
Nach der Corona-bedingten zweimonatigen Zwangspause öffnete der Lindenhof mit den in der Gastronomie üblichen Einschränkungen und Verhaltensregeln am 13. Mai wieder für seine Gäste. „Die Nachfrage war zunächst sehr groß. Es kamen in erster Linie unsere Stammgäste“, sagt Thomas Gieser. Der gelernte Koch hatte zuvor Kundschaft auf Kreuzfahrtschiffen, im Volksparkstadion und auf dem Süllberg verwöhnt. Nachdem er die Gastwirtstochter Rebecca Neven kennengelernt hatte, tauschte er vor 16 Jahren das Kochen unter hohem Stress gegen die – nunmehr gehobene – Landhaus-Küche im Lindenhof ein.
Inzwischen habe die Nachfrage leider wieder nachgelassen, bedauert der Küchenchef. Die Stammkunden kommen noch, aber die erste Solidaritätswelle ist offenbar abgeebbt. Und: „Wir haben wenige neue Gäste“, ergänzt Rebecca Gieser-Neven, die mit ihrem Mann die Gaststätte jetzt in siebter Generation führt. „Die Leute sind derzeit sehr vorsichtig und gehen lieber in Restaurants, die sie kennen. Vor allem aber fehlt uns, auch im Hotelbetrieb, der Durchgangsverkehr.“ Und das seit dem 27. Januar.
In den ersten Monaten des Jahres kommen oft skandinavische Gäste am Hotel vorbei. Angezogen von dem schönen Fachwerkhaus, fragen sie spontan nach Unterkünften. Thomas Gieser: „Viele sind auf dem Weg nach Südfrankreich. Sie haben eine sechs- bis siebenstündige Fahrzeit hinter sich, verlassen bei Ramelsloh die Autobahn und suchen, in Richtung Süden fahrend, nach einem Hotel an der Landstraße.“ Die Verbindung von Marxen zum nördlich gelegenen Ramelsloh wurde als erste unterbrochen. Dies wird wohl noch eineinhalb Jahre so bleiben. Denn die Baustelle betrifft die gesamte Ortschaft, und der Lindenhof liegt im südlichen Bereich von Marxen.
Die allgemeine Unsicherheit und die Furcht vor einer zweiten Pandemie-Welle führen dazu, dass Hotels derzeit verhalten gebucht werden. Immerhin gebe es jetzt wieder einige Anfragen, sagt Gieser-Neven. Bei den Buchungen, die durch das Virus in den vergangenen Wochen hinfällig geworden waren, zeigten sich die Giesers kulant: „Wir haben nirgends Stornogebühren erhoben. Auch nicht bei Buchungen, bei denen die Stornierung explizit ausgeschlossen war.“
Die erst am Montag gelockerte behördliche Auflage, dass Hotels nur zu 60 Prozent ausgelastet sein dürfen, habe sie nicht getroffen, da die Nachfrage ohnehin geringer war, sagt Gieser-Neven lakonisch – inzwischen dürfen wieder 80 Prozent der Betten vergeben werden. Dagegen ist das Abstandsgebot von 1,5 Metern zwischen den an verschiedenen Tischen sitzenden Restaurantgästen ein echtes Problem: „Wenn das Wetter nicht mitspielt und wir unsere 70 Sitzplätze im Garten nicht nutzen können, dann müssen die Tische ideal besetzt sein, damit sich der Restaurantbetrieb mit zwei Vollzeitkräften sowie drei Aushilfen in der Küche überhaupt lohnt“, sagt die Gastwirtin. Sitzen dagegen an vielen Vierertischen nur einzelne Paare, dann würden sich deren Restaurantbesuche für die Giesers nur rechnen, wenn sie die betreffenden Tische an einem Abend zweimal besetzen können. Noch schlechter fürs Geschäft wären allerdings komplett leere Tische.
Kombination aus Dauerbaustelle und Pandemie beutelt die Gastwirte
Mit größeren Gruppen ist derzeit ohnehin nicht zu rechnen. Schließlich herrscht Kontaktsperre; es dürfen sich nur Angehörige aus zwei Haushalten treffen. Zudem mussten die Giesers alle Veranstaltungen absagen. Die Kombination aus Dauerbaustelle und Pandemie beutelt den Lindenhof stärker als wohl jede andere Gaststätte im Landkreis Harburg. „Immerhin haben wir den Vorteil, dass viele Gäste anrufen, um einen Tisch zu reservieren“, sagt Thomas Gieser. „Dann können wir ihnen gleich erklären, wie sie zu uns finden.
Mit größeren Gruppen ist derzeit ohnehin nicht zu rechnen. Schließlich herrscht Kontaktsperre; es dürfen sich nur Angehörige aus zwei Haushalten treffen. Zudem mussten die Giesers alle Veranstaltungen absagen. Die Kombination aus Dauerbaustelle und Pandemie beutelt den Lindenhof stärker als wohl jede andere Gaststätte im Landkreis Harburg. „Immerhin haben wir den Vorteil, dass viele Gäste anrufen, um einen Tisch zu reservieren“, sagt Thomas Gieser. „Dann können wir ihnen gleich erklären, wie sie zu uns finden.
Öffnungszeiten: Mi, Do, Fr 18 – 23 Uhr, Sa/So 9 – 23 Uhr (Küchenzeiten: 11.30 – 14 Uhr, 18 – 21.30 Uhr), Mo/Di Ruhetage, Hauptstraße 18, 21439 Marxen, www.landhaus-zum-lindenhof.de
Dorferneuerung
Die Bauarbeiten sind Teil der Dorferneuerung Marxen. Die Gemeinde führt sie zusammen mit dem Landkreis Harburg, dem Träger der Hauptstraße (Kreisstraße 10), durch. Im Spätherbst 2019 hatten die Bauarbeiten an einem Regenrückhaltebecken für die Straßenentwässerung begonnen. Am 27. Januar starteten die Arbeiten an der Hauptstraße, der Durchfahrtsstraße in Nord-Süd-Richtung, die Ramelsloh mit Hanstedt verbindet. Ende 2021 soll die Sanierung abgeschlossen sein.
Die 1,3 Kilometer lange Ortsdurchfahrt erhält fast auf der gesamten Länge nach 60 Jahren eine neue Straßenentwässerung. Dazu müssen beide Fahrbahnen gleichzeitig bearbeitet werden. Sie erhalten anschließend eine veränderte Oberfläche: Der Bereich des aus Fachwerkhäusern bestehenden alten Ortskerns wird gepflastert, die anschließenden Abschnitte asphaltiert. An beiden Ortseingängen werden die Fahrbahnen geteilt, um die Geschwindigkeiten der Autofahrer zu reduzieren. Auch die Gehwege und die Beleuchtung werden erneuert.