Buxtehude/Lüneburg/Hittfeld. Händler in der Region haben ihre Lagerbestände erhöht. Doch bestimmte Kundenwünsche können vor Weihnachten nicht mehr erfüllt werden.

Das Buch der Lieblingsautorin, ein besonders kniffliges Spiel, die neue Lok für die Modelleisenbahn oder eine fehlende Figur für die Weihnachtskrippe – wer in diesem Jahr ganz besondere Vorstellungen beim Geschenkkauf hat, wird vielerorts erst einmal enttäuscht sein.

Zwar haben viele Händler in der Region ihr Lager wegen der globalen Lieferengpässe bereits bis an den Rand gefüllt. Doch zahlreiche Produkte können vor Weihnachten nicht mehr nachbestellt werden, die Lieferungen verzögern sich teilweise bis in den kommenden Sommer hinein. Betroffen sind insbesondere Produkte mit elektronischen Chips – aber auch ganz andere.

Weihnachtsgeschenke: Viele Produkte nicht lieferbar

Dass es bei den Lieferungen hakt, hat Susanne Ludorf bereits vor Monaten bemerkt. „Alle diese kleinen Artikel für den Advent, wie Kalender, Anhänger und Sprüche-Büchlein waren schon sehr frühzeitig nicht mehr lieferbar“, sagt die Inhaber der Buchhandlung Seevetal in Hittfeld. Auch Kalender für das Jahr 2022 seien kaum noch zu kriegen. Seit etwa zwei Monaten erhalte sie nun täglich E-Mails von Verlagen, die den Buchhändlern dringend empfehlen, jetzt die Bücher fürs Weihnachtsgeschäft zu bestellen. Denn das Papier für den Druck von Neuware ist knapp.

Susanne Ludorf ist Inhaberin der Buchhandlung Seevetal in Hittfeld.
Susanne Ludorf ist Inhaberin der Buchhandlung Seevetal in Hittfeld. © HA | Finja Gilles

Einfache Taschenbücher könnten noch gedruckt werden, sagt Ludorf. „Eng wird es vor allem bei Bildbänden und Kochbüchern, für die sehr exklusives Papier notwendig ist. Deshalb ist mein Lager bis unter die Halskrause mit solchen besonders schönen Büchern gefüllt. Ob diese Rechnung aufgeht, werde ich aber erst nach Weihnachten wissen.“ Sollte es das gewünschte Buch dennoch nicht mehr geben, hofft sie, dass ihre Kunden flexibel bei der Auswahl sind.

Playmobil fehlt in den Läden – weil es zu wenige Kartons gibt

Darauf setzt auch Rainer Bliefernicht, der in Buxtehude den Spielzeug­laden Spiel + Sport betreibt. „Unsere Lager sind noch gut gefüllt, ich bin mir sicher, dass wir alle Wünsche nach passenden Geschenken erfüllen können. Aber die Kunden müssen sicher in einigen Fällen auf Alternativen ausweichen.“ Das Problem der nicht lieferbaren Chips wirke sich auf einige Produkte bei den Modelleisenbahnen aus. Die Auslieferung verzögere sich in dem Bereich teilweise weit bin ins kommende Jahr.

Rainer Bliefernicht, Inhaber des Buxtehuder Spielwarengeschäfts Spiel + Sport
Rainer Bliefernicht, Inhaber des Buxtehuder Spielwarengeschäfts Spiel + Sport © Rolf Zamponi | Rolf Zamponi

Das ebenfalls knapp werdende Holz fehlt bei der Produktion von Weihnachtsengeln und Krippenfiguren. Und die Spielfiguren der Firma Playmobil sind zwar fertig produziert. „Aber dort fehlt teilweise die Pappe für die Kartons. Und ohne Verpackung können die Sets nicht ausgeliefert werden“, sagt Bliefernicht. Mit guter Beratung in Fachgeschäften ließen sich jedoch geeignete Alternativen finden. „Die Kinderaugen werden auch in diesem Jahr leuchten.“

Spiele werden für den dreifachen Preis im Internet gehandelt

Der Engpass bei Produkten aus Papier macht sich ebenso im Geschäft Mythos – Buch & Spiel inLüneburg bemerkbar. Bestimmte Gesellschaftsspiele und spezielle Spielkarten hätten derzeit Lieferzeiten bis Juli 2022, sagt Inhaber Frank Hintemann, der etwa 28.000 Artikel vorrätig hat. Die Gründe für die Verzögerungen seien vielfältig: Container sind knapp und dementsprechend teuer, in China werden wegen Coronafällen immer wieder Häfen geschlossen und in Holland fehlen Lkw-Fahrer, sodass Container nicht entladen werden können.

„Die Lieferketten sind an vielen Ecken gestört“, sagt Hintemann. Er habe das Lager deshalb schon im Frühjahr aufgefüllt. Die Nachfrage richte sich aber auch nach den aktuellen Werbespots, die vor Monaten produziert wurden und nun Dinge anpreisen, die jetzt kaum zu haben sind. „Und was knapp ist, ist besonders begehrt“, weiß er. Das führe zu absurden Preisentwicklungen. So habe er Kunden erlebt, die bei ihm im Laden ein Spiel gleich mehrfach zum Preis von 49,90 Euro kaufen – und es im Internet für mehr als das Dreifache anbieten.

„Diese Situation ist auch eine großartige Chance"

„Das, was alle wollen, muss aber nicht das Richtige für Jeden sein“, betont der Spielehändler. Er sehe es kritisch, wenn Eltern strikt die Wunschzettel ihrer Kinder abarbeiteten. Diese Wünsche spiegelten oftmals nur kurzfristige Werbeeinflüsse wider. In seinem Laden könnten sich die Kunden inspirieren und überraschen lassen. „Diese Situation ist auch eine großartige Chance, um einmal das eigene Konsumverhalten zu überdenken. Muss es unbedingt drei verschiedene Spiele geben? Oder reicht vielleicht auch eines, bei dem die ganze Familie mitspielen kann?“

Es gebe noch ausreichend Artikel, sagt Björn Kalb von der Rasiererzentrale in Lüneburg. „Aber man hat nicht mehr unbedingt die gewünschte Auswahl. Im Moment bekommen wir viele Geräte nicht mehr.“ Auch er habe bereits Produkte für das Weihnachtsgeschäft geordert, die er normalerweise zu dieser Zeit noch nicht auf Lager hätte. Das betreffe eine ganze Bandbreite von Dingen, sowohl Messer aus Stahl als auch elektrische Rasierer und Zahnbürsten sowie Taschenlampen. Auch hier sind Chips verbaut, die derzeit knapp sind.

Die Preise für technische Geräte steigen derzeit deutlich

Auch der Technikhändler verweist auf gestörte Lieferketten, die sich wie eine Spirale auf viele Bereiche auswirkten. Hinzu komme ein weiteres Problem, so Kalb. Beim Blick auf die Produktlisten verschiedener Hersteller für 2022 sind ihm drastische Preiserhöhungen aufgefallen. „Alle Firmen erhöhen die Preise jetzt schon um fünf bis zehn Prozent. Das ist Wahnsinn.“ Hintergrund sind unter anderem steigende Energiepreise, der Rohstoffmangel sowie die Verteuerung des Transports per Container.

Nach einer Umfrage des Arbeit­geberverbandes Nordmetall leiden vier von fünf Unternehmen im Norden aus der Metall- und Elektroindustrie unter den Störungen in den globalen Lieferketten. „Während viele Unternehmen Durststrecken bis zu 13 Monaten befürchten, steigen für neun von zehn unserer Firmen auch die Einkaufspreise, im Durchschnitt um gut 50 Prozent“, sagte Nordmetall-Präsident Folkmar Ukena der Deutschen Presse-Agentur.

Weihnachtsgeschenke: Kunden müssen rechtzeitig bestellen

Buchhändlerin Susanne Ludorf informiert schon seit einiger Zeit ihre Kunden über die Schwierigkeiten. „Wir fordern alle Kunden auf, sich rechtzeitig zu überlegen, was sie verschenken wollen. Aber natürlich wird es auch Menschen geben, die wenige Tage vor Heiligabend ihre Bestellungen aufgeben wollen. Das gehört zu Weihnachten dazu.“