Ehestorf/Pattensen. Peter Dederke war fast 27 Jahre Schatzmeister des Fördervereins für das Freilichtmuseum am Kiekeberg. Was er alles bewegte.

Im Jahr 2000, es ist der 19. Juni, hat der Vorstand des Fördervereins vom Freilichtmuseum am Kiekeberg einen Termin in Pattensen. Besichtigt wird der ehemalige Tanzsaal in dem Winsener Ortsteil. Der große Raum mit Empore, auf der die Musiker geschützt vor Raudies aus dem Festpublikum saßen, wird zu dieser Zeit nur noch als Lager genutzt.

Doch Peter Dederke, der als Schatzmeister dem Vereinsvorstand angehört, hat eine bessere Idee. Er lebt in Pattensen und will den Saal ins nahe Museum holen. Für den Beschluss lädt er die Gesellschaft kurzerhand in sein Haus ins Esszimmer ein. Der Coup gelingt. Dederke und der damalige Museumschef Rolf Wiese können sowohl den Vorstand mit dem Vorsitzenden, Vereinsgründer und Ex-Oberkreisdirektor Hans-Joachim Röhrs als auch den damals amtierenden Chef der Kreisverwaltung, Hans-Bodo Hesemann, sowie alle anderen überzeugen. Der Tanzsaal bildet heute mit einer Brennerei aus Salzhausen ein Haus im Museum und Dederke hat seinen Lieblingsplatz.

Bei Entscheidungen schauten alle den Schatzmeister fragend an

Über fast drei Jahrzehnte steht der Vereinsschatzmeister heute für solch pragmatisches Tun. Damit hat er fast 27 Jahre die Finanzen des Fördervereins und damit auch des Museums entscheidend gelenkt. Bei der Hauptversammlung hat sich der 72-Jährige jetzt verabschiedet. Die Bilanz: Seit dem 1. Januar 1995 hat Dederke mehr als 28 Millionen Euro vom Verein an Projekte des Museums verteilt. „Wir hörten uns in den Vorstandssitzungen die Wünsche aus dem Museum an, die Direktor Stefan Zimmermann und die

Amtsübergabe: Peter Dederke (l.) gibt seinem Nachfolger Cord  Wölper die Hand
Amtsübergabe: Peter Dederke (l.) gibt seinem Nachfolger Cord Wölper die Hand © Unbekannt | Freilichtmuseum am KiekeberG

Kaufmännische Geschäftsführerin Carina Meyer vorstellten. Dann schauten alle fragend zu mir herüber, ob wir entsprechend helfen könnten“, erklärt der Schatzmeister. Dann folgten die Beschlüsse, oftmals waren sie positiv.

Beispiele sind die Einrichtung des Museumsgasthofs „Stoof Mudders Kroog“ sowie der Aufbau von Brennerei und Tanzsaal. Beim ersten Projekt, für das der Verein 700.000 Mark gab, nahm er 300.000 Mark als Darlehen auf. In das zweite steckte der Verein sogar 1,1 Millionen Euro, davon 700.000 Euro fremdfinanziert. „Beide Summen konnten wir innerhalb von fünf Jahren zurückzahlen“, weiß Dederke. Auch für die Königsberger Straße, in der die Nachkriegszeit nachgestellt wird, sind bislang schon 73.000 Euro geflossen.

Buchführung erst mit dem Amerikanischen Journal, dann per Computer

Der Ex-Finanzchef des Kreises gehört zu den wenigen, die das Freilichtmuseum von Anfang an begleitet haben. Schon von 1986 an stellte er die Haushaltspläne mit auf. Nach seiner Ausbildung zum Höheren Dienst trat er 1991 in den Förderverein ein. Als neuer Schatzmeister begann er die Buchführung noch mit den gut einem Meter breiten Amerikanischen Journalen per Hand, besorgte dann die erste EDV von der Sparkasse Harburg-Buxtehude in Lizenz und später immer ausgeklügeltere Computerprogramme. Als nach 361 Mitgliedern 1995 die Zahl bis 2001 auf mehr als 1000 gestiegen war, reagierte Dederke. Nach einer Satzungsänderung legte er die Aufgabe der Mitgliederverwaltung in andere Hände, holte sich Verstärkung für die Buchführung und bat auch Ehefrau Monika und Tochter Corinna zeitweilig zumeist um ihre ehrenamtliche Hilfe.

„Die Wochenenden waren schon ausgelastet. Es blieb wenig Zeit für die Familie“, räumt Dederke heute ein. Zumal er von 1980 bis 2006 zudem Vorsitzender des MTV Pattensen war, einem Sportverein mit 800 Mitgliedern.

Förderverein und Sportverein: Wenig Zeit für die Familie

Die Familie, zu der auch Sohn Christian gehört, hat das ausgehalten. Monika und Peter Dederke werden 2023 ihre Goldene Hochzeit feiern. „Beim ehrenamtlichen Engagement ist Peter Dederke ein Vorbild für viele“, lobt Landrat Rainer Rempe, der heute zum Vorstand des Fördervereins gehört.

Der Verein mit aktuell 13.566 Mitgliedern ist inzwischen breit aufgestellt. Bei Einzelbeiträgen von 50 Euro im Jahr und 80 Euro für Familien kommen im ersten, ideellen Bereich jährlich 570.000 Euro zusammen. Sie sind das Hauptstandbein des Vereins. Die Summe blieb auch im Corona-Jahr 2020 konstant, weil „uns die Mitglieder treu geblieben sind. Das zeigt die Verbundenheit Kultur zu unterstützen, die sich mit Heimatgeschichte befasst“, ist Dederke sicher. Sportvereine verloren dagegen während der Krise teilweise hunderte von Mitgliedern, der Förderverein nicht. Er legte per saldo sogar leicht zu.

Treue Mitglieder und gute schwarze Zahlen

Außer dem Beitragsaufkommen war der Schatzmeister für drei weitere Bereiche zuständig. Da ist zunächst der Zweckbetrieb, der die Einnahmen für Führungen oder Präsentationen etwa in der Museumsbäckerei abrechnet. Daneben steht die Vermögensverwaltung, zu der der Gasthof und die Kaffeerösterei auf dem Museumsgelände gehören, die von Pächtern geführt werden. Zum steuerpflichtigen Bereich zählen schließlich der Museumsladen, der zuletzt einen Gewinn von 100.000 Euro erzielte und die Außenstellen wie der Bauernhof Wennerstorf, die Stellmacherei in Langenrehm oder die Mühle in Moisburg mit angeschlossenen Cafés. In Wennerstorf kommt noch der Hofladen dazu. Im vergangenen Jahr kam der Förderverein bei einem Umsatz von 1,5 Millionen Euro auf einem Überschuss von 190.000 Euro. Solche Zahlen hat Dederke sofort parat. Dazu das nächste Großprojekt für das Museum: Ein neues Eingangsgebäude soll in den kommenden Jahren her.

Pragmatisch hatte Dederke schon 1995 das Amt des Schatzmeisters von Günther Reimann, seinem Vorgänger als Kämmerer, übernommen. „Das war für mich selbstverständlich. Natürlich habe ich Ja gesagt.“ Genauso geht er jetzt mit seinem Abschied um. „Ich habe meine Arbeit geleistet. Darauf kann ich stolz sein. Es gibt einen Nachfolger. Jetzt wollen andere etwas tun.“ Natürlich wird der Mann mit den Mitgliedsnummer 93 seinem Verein auch in Zukunft verbunden bleiben.

Heimat- und Familienforschung und eine Briefmarkensammlung

Was nun anliegt? Dederke will sich weiter mit der Geschichte Pattensens befassen. Die Ortschronik hat er bereits 2005 vorgelegt. Auch Familienforschung steht auf dem Programm. In Schlesien hat er im 17. und 18. Jahrhundert erste Dederkes gefunden. „Möglicherweise sind meine Vorfahren unter dem Großen Kurfürsten, dem Urgroßvater Friedrichs des Großen, auch aus Flandern eingewandert.“ Das Ehepaar Dederke hat einen Enkel und zudem liegt die Briefmarkensammlung von Peter Dederke seit 20 Jahren „unberührt“ zu Hause. Es bleibt für ihn viel zu tun – auch ohne die Aufgaben eines Vereinsschatzmeisters.