Ehestorf. Mit einer neuen Ausstellung zeigt das Freilichtmuseum, wie sich Menschen in der Region auf die kalte Jahreszeit einstellen.

Es gibt so viele Geschichten vom Winter. Eine von ihnen spielt auf dem Teich in Brackel, fest zugefroren. Die Szene aus den 1950er Jahren zeigt Kinder und Erwachsene, die mit viel Spaß mit Schlittschuhen und Schlitten über das Eis rutschen.

Sie kommen von ortsansässigen Familien oder ihre Eltern sind Menschen, die gerade erst in Niedersachsen angekommen sind. Als Flüchtlinge nach einem verheerenden Krieg. „Die Szene zeigt, wie verbindend solche gemeinsamen Aktionen waren“, sagt Nicole Naumann, Kuratorin am Freilichtmuseum am Kiekeberg.

Die 26-Jährige studierte Kulturwissenschaftlerin mit Masterabschluss hat die Geschichten aufgeschrieben, die Fotos dazu gesammelt und alles zu einer Ausstellung zusammengestellt. Nach einem öffentlichen Aufruf im November 2020 meldeten sich bis Februar rund 150 Ortsansässige, die eigene Schlitten, Schlittschuhe oder Skier für das Museum beisteuerten. Selbst in den vergangenen Wochen kamen noch vereinzelt Exponate herein. Am morgigen Sonnabend, 13. November, eröffnet nun die Ausstellung, die dann bis zum 13. Februar im kommenden Jahr zu sehen sein wird. Ein Thementag „Von Schlitten und Kufen“ ist dazu für den 26. Dezember von zehn bis 18 Uhr geplant.

Das Museum kann jetzt Schlitten aus der Sammlung zeigen

Mit „Auf Eis und Schnee, Schlittenfahrt und Kufenlauf“ werden im Museum die Weihnachtsausstellungen mit ihren jeweils unterschiedlichen Themen fortgesetzt. „Die Idee zum Blick auf den Winter ist bei einem

Auf zugefrorenen Teichen und Seen Schlittschuh zu fahren oder einfach zu rutschen, war und bleibt ein Vergnügen.
Auf zugefrorenen Teichen und Seen Schlittschuh zu fahren oder einfach zu rutschen, war und bleibt ein Vergnügen. © FLMK | Privat

Brainstorming entstanden“, sagt Naumann. „Wir hatten zudem schon vor dem Aufruf tolle Schlitten in unserer Sammlung, die wir jetzt auch zeigen können.“

Für die Wissenschaftlerin, die im Februar 2020 nach ihrem Studium in Würzburg und Tübingen am Kiekeberg begann, ist es die erste Veranstaltung, die sie verantwortet. Fördergeld kommt vom Lüneburgischen Landschaftsverband. Gezeigt werden nicht nur auf Fotos, sondern auch anhand von Filmausschnitten und Audioaufnahmen wie die Beweglichkeit auf Kufen sowohl in der Freizeit als auch bei der Arbeit genutzt wurde und wird.

Winterliche Fahrzeuge als Spielzeugfür die Kinder

Zur Erinnerung: Bis in die 1980er Jahre lag in fast jedem Winter in Norddeutschland Schnee. Schlitten-, Ski- und Schlittschuhfahren gehörten dazu. Auch winterliche Fahrzeuge en miniature durften als Spielzeug nicht fehlen.

Auch für den Arbeitsalltag in der Heide- und Marschregion spielten Fahrzeuge auf Kufen lange eine große Rolle: In Norddeutschland nutzten die Bewohner Schlitten und Schlittschuhe, an Land, auf Flüssen und Seen, zum Transport und für den Weg zur Arbeit. Selbst in den warmen Jahreszeiten griffen Landarbeiter auf Kufen zurück, um die Ernte vom Feld zu transportieren. Noch bis ins 20. Jahrhundert hinein wurden Schlitten und Ski von Stellmachern in Handarbeit angefertigt.

Aus einem Schlitten wurde ein Regal gebaut

Doch zugefrorene Gewässer und Schnee über mehrere Tage werden seit 30 Jahren immer seltener – und damit auch die Gelegenheiten zum Schlittenfahren und Skilaufen in der Region. Deshalb ist für die Besucher der Ausstellung ein Ausblick darauf vorbereitet, was auf Kufen in den kommenden Wintern überhaupt noch möglich ist und wie Wintervergnügen in einer Zukunft mit weniger Schneefall aussehen könnten „Wir zeigen etwa ein Regal, das aus einem Schlitten gefertigt ist“, sagt Naumann. Sie will dazu anregen, sich Gedanken zu machen. „Skier, Schlitten oder Schlittschuhe müssen ja nicht im Recyclinghof enden.“

Zurück zu den Geschichten, die sich in der Ausstellung hinter Klappen an den Fotos nachlesen lassen. Zurück zu den Wintern, in denen Jugendliche mit Schneegleitern die Kuhtrift hinunter fuhren. Dabei war der Berg im Heimfelder Forst lange Zeit als Todesbahn bekannt, wie erzählt wird. Aber weiter: „An den Wochenenden war am Ende des Berges häufig ein Sanitätswagen geparkt, dessen Insassen Verletzte versorgten. Zeitweise war der Berg aufgrund der Verletzungsgefahr sogar gesperrt.“ Zum Glück jedoch dürften die meisten Abfahrten im Heimfelder Forst glimpflich ausgegangen sein.