Kreis Harburg/Lüneburg. Duale Ausbildung soll neben dem Studium stärker in den Mittelpunkt rücken. Neue Ausbildungsmessen für das kommende Jahr geplant.
Die Zahl der Lehrstellen ist im Bereich der Arbeitsagentur Lüneburg-Uelzen im Jahresvergleich um 4,8 Prozent auf 3043 angestiegen. Der Zuwachs gilt für alle vier Landkreise, Harburg, Lüneburg, Uelzen und Lüchow-Dannenberg.
„Damit entwickelt sich die Lage in den Kreisen besser als der Bundestrend. Denn deutschlandweit ist die Zahl der Ausbildungsplätze im Jahr 2020/2021 (zum 30. September) um acht Prozent gesunken“, sagt Kerstin Kuechler-Kakoschke, die Vorsitzende der Geschäftsführung der Arbeitsagentur.
Hamburg weiter als Ausbildungsort besonders beliebt
Für den Landkreis Harburg ergibt sich bei den Lehrstellen ein Plus um 57 oder sogar 5,5 Prozent. Innerhalb eines Jahres wurden damit 1086 Plätze bei der Agentur gemeldet. Kuechler-Kakoschke appelliert an alle Unternehmen, weiter verstärkt auszubilden: „Das Thema Fachkräftebedarf wurde zuletzt durch die Corona-Pandemie überlagert, es bleibt aber weiter aktuell.“
Die Zahl der Lehrstellen-Bewerber ist im Bezirk der Agentur zwar um 156 auf 3191 gesunken. Doch der Landkreis Harburg verzeichnete als einziger ein Plus um 48 auf 1325. Als Hintergrund gilt der anhaltende Zuzug von Familien aus Hamburg. „Damit kommen auch Jugendliche mit ihren Eltern in den Kreis. Mit ihnen steigt das Potenzial von jungen Menschen, die eine Ausbildung beginnen wollen“, sagte die Agenturchefin.
Der Trend von Ausbildungsinteressenten, sich aus der Region nach Hamburg zu orientieren, ist jedoch ungebrochen. Zwar hatte zuletzt Rainer Schult, der Staatsrat in der Hamburger Behörde für Schule und Berufsbildung, darauf verwiesen, dass Hamburg in diesem Jahr rund 800 Bewerber für Ausbildungen aus den angrenzenden Bundesländern fehlten. Doch sowohl Arbeitsagentur als auch die Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade und die IHK Lüneburg Wolfsburg gehen davon aus, dass diese Menschen nun nicht in den Landkreisen ausgebildet werden. „Vielmehr hat gerade die Unsicherheit durch die Corona-Pandemie dafür gesorgt, dass die jungen Menschen länger zur Schule gehen, um höhere Abschlüsse zu erwerben“, sagte Günter Neumann, der Geschäftsbereichsleiter Berufliche Bildung der Handwerkskammer.
Kammer wollen Studienabbrechern Angebot machen
Vor dem Hintergrund von hohen Abbrecherquoten sei ein Studium aber nicht immer der „Heilsweg“, so Neumann. Die beiden Kammern bemühten sich, Studenten aufzufangen und ihnen Berufsausbildungen anzubieten, bei denen das Lernen an den Hochschulen nicht verloren gehe. „Wir wollen die duale Ausbildung stärker in die Köpfe bringen“, sagt Sönke Feldhusen, Bereichsleiter Menschen bilden, bei der IHK. Dazu gehört neben Auszubildenden, die in Schulen über ihre Berufe berichten die Kampagne „Moin Future“, die vor allem über Instagram gesteuert wird.
Alle Jugendlichen, die noch keine Lehrstelle gefunden haben, können auch jetzt noch in einen Beruf starten. Zwar orientieren sich die Firmen an den Berufsschulen und den Terminen für Abschlussprüfungen. Aber es ließen sich noch Lösungen für einen Einstieg finden, so die Kammervertreter. „In den vergangenen zwei Jahren sind wir flexibler geworden“, so Neumann.
„Eine verlorene Generation Corona gibt es nicht.“
Nachdem die Corona-Pandemie Ausbildungsmessen im vergangenen Jahr verhindert hatte, sind für das kommenden Jahr in allen vier Landkreisen wieder solche Veranstaltungen geplant. Im Februar will die Arbeitsagentur zudem wieder eine digitale Ausbildungsbörse freischalten. „Wir hatten durch Corona ohne Zweifel eine besondere Situation für die Auszubildenden“, sagt Kuechler-Kakoschke. „Aber eine verlorene Generation Corona gibt es nicht.“