Buchholz. Klinikleitung, Betriebsrat und Auszubildende machen sich für den Bau neuer Parkplätze stark. Doch dafür müssten Bäume weichen

Es wird eng für das Krankenhaus Buchholz. Dort fehlen ausreichend Parkplätze. Für die 1200 Mitarbeiter der Klinik und die rund 100 Beschäftigten in Praxen, in der psychiatrischen Ambulanz oder in Tageskliniken und für die 50.000 Patienten pro Jahr. Der Knackpunkt: Um Platz zu schaffen, müssten Bäume fallen, die nach und nach am Rand des Stadtwaldes gewachsen sind. Jedenfalls wenn ein Vorschlag aus dem Krankenhaus realisiert wird. Bürgermeister Jan-Hendrik Röhse sieht die Problematik und will das Vorgehen noch einmal nach Alternativen abklopfen. Allerdings legt er sich fest: „Im Umfeld des Hauses müssen Parkplätze geschaffen werden.“

Das Thema drängt in der Stadt in der Nordheide seit Jahren. Doch nach dem Beifall für das Gesundheitspersonal während der Corona-Krise, fühlte sich die Crew der Klinik schon im Kommunalwahlkampf kaum mehr wahrgenommen. „Es gab Lippenbekenntnisse von Parteien und Listen, aber wir haben vermisst, dass die Politik hinter uns steht“, sagt Markus Beecken, der Vorsitzende des Betriebsrats. Der Vorschlag der Grünen im Kreis, ein Mobilitätskonzept für die Mitarbeiter zu entwickeln, wurde jetzt im Kreistag vertagt. Über den Dringlichkeitsantrag, der sich dagegen wendet, „naturnahe Flächen für Parkraum in Anspruch zu nehmen“, soll das Gremium in seiner neuen Besetzung entscheiden.

Im Krankenhaus gibt es 30 verschieden gestaffelte Arbeitszeiten

Der Griff zu Fahrgemeinschaften oder Shuttleverkehren trifft ohnehin weder bei Bürgermeister Röhse noch beim Betriebsrat auf Gegenliebe. „Wir haben im Krankenhaus 30 verschieden gestaffelte Arbeitszeiten. Da kommen solche Lösungen nicht in Frage“, sagt Kerstin Lass, die stellvertretende Betriebsratschefin. „Das Kommen und Gehen passt nicht zu Shuttlebussen“, so Röhse.

Gut 80 Prozent der Beschäftigten, schätzen die Arbeitnehmervertreter, kommen derzeit mit dem Auto zum Dienst und müssen sehen, wo sie ihr Gefährt abstellen. Denn auch zuvor gemieteten Parkplätze, dem Krankenhaus gleich gegenüber, stehen nicht mehr zur Verfügung. Dort werden jetzt Wohnungen gebaut. Nun soll ein Mitglied der Ratsfraktion der Grünen zeitnah zu einer Betriebsratssitzung kommen, um dort die Stimmung in der Belegschaft hautnah mit zu erleben.

Fachkräfte zu holen wird ohne Parkplätze schwierig

In einer Branche, die unter dem Fachkräftemangel leidet, verschlechtert die Aussicht auf eine ständige Parkplatzsuche zudem die Chancen, qualifiziertes Personal zu finden. „Fast immer gehört die Frage nach Stellplätzen zu den ersten von Bewerbern“, weiß Betriebsrätin Lass. „Da können wir derzeit nicht viel bieten.“

Dabei dürfte sich die Lage mit dem geplanten Ausbau, bei dem die Kapazität des Bettenhauses West für 20 Millionen Euro verdoppelt und die Pavillons durch 60 Millionen Euro teure Untersuchungs- und Behandlungsbereiche ersetzt werden sollen, bis 2030 noch verschärfen. Denn dann müssen auf weiteren Parkplätzen Container aufgestellt werden, um den Betrieb aufrecht zu erhalten. Ohnehin dürfen mit dem Abklingen der Pandemie wieder mehr Besucher kommen. Auch die sind vor allem motorisiert unterwegs.

Auf das Erweiterungsgebiet könnte verzichtet werden

Geschäftsführung und Betriebsrat befürworten nun ein zweistufiges Vorgehen. „Wir wollen auf die Krankenhauserweiterungsfläche zwischen dem Anbau des Bettenhauses West und dem Hospiz verzichten, die jetzt eigentlich vom inzwischen gewachsenen Gestrüpp befreit werden müsste“, sagt Krankenhauschef Norbert Böttcher. Vielmehr sollen dort zusätzliche Bäume gepflanzt werden. Der Landkreis als Eigner der Krankenhausgesellschaft soll dann weitere Ausgleichsflächen bereitstellen.

Krankenhauschef Norbert Böttcher und die beiden Betriebsräte Kerstin Lass und Markus Beecken. auf der neuen Straße, an die das Parkdeck anschließen soll.
Krankenhauschef Norbert Böttcher und die beiden Betriebsräte Kerstin Lass und Markus Beecken. auf der neuen Straße, an die das Parkdeck anschließen soll. © Unbekannt | Rolf Zamponi

Im Gegenzug soll neben der fast fertiggestellten Straße vom Krankenhaus Parkplatz P3 zum Parkplatz an der Schützenhalle ein Parkdeck entstehen. Angepeilt werden mehr als 200 Stellplätze auf zwei Ebenen, für die der Höhenunterschied zur Schützenhalle genutzt werden kann. Neben der Straße müssten dann Bäume aus dem nach und nach gewachsenen Mischwald fallen. „Die Verluste würde aber doppelt kompensiert“, versichert Böttcher..

Das Thema soll „in absehbarer Zeit“ vom Tisch

Die Allianz im Krankenhaus für das Projekt geht bis zu den Auszubildenden der Gesundheitsfachschule der Krankenhäuser. Die hatten Mitte September in einem Brief angeboten, bei einer Gemeinschaftsaktion mitzuwirken. Bäume und Parkplätze – das gehe doch beides, argumentieren sie und bieten an, „für jeden gefällten Baum mindestens zwei neue pflanzen.“ Mit neuen Stellplätzen würde der Stress der Suche nach Stellplätzen vermieden und keine Zeit mehr verschwendet, die in der Pflege nötig sei.

Für Bürgermeister Röhse wird über das Parkplatzthema schon „viel zu lange diskutiert“. Geht es nach ihm, soll es „in absehbarer Zeit vom Tisch“ sein.

Neuer Bebauungsplan bräuchte eineinhalb Jahre bis zum Abschluss

Doch für das Parkdeck an den neuen Straße müsste ein Bebauungsplan her, für den bis zum abschließenden Satzungsbeschluss wohl eineinhalb Jahre nötig sind. Röhse rechnet zudem mit Klagen und Kritik von Bürgern und Umweltverbänden. „Wir müssen schauen, ob es noch Alternativen zu dem Stadtwald-Parkplatz gibt. Aber wenn es sie nicht gibt, müssen wir uns damit befassen.“ Am kommenden Mittwoch trifft er sich erneut mit Krankenhauschef Böttcher, um die Möglichkeiten auszuloten.

Für Böttcher ist klar: „Ohne ausreichende Parkplätze kann ein Krankenhaus nicht bestehen.“ Deshalb müsse etwas geschehen. „Stillstand löst keine Probleme.“