Winsen. Das Unternehmen eCap Mobility rüstet Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren auf Elektroantrieb um. Warum das preisverdächtig ist.

Im Ortsteil Luhdorf schraubt ein innovatives Team an der Mobilität der Zukunft: Das Unternehmen eCap Mobility rüstet Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren um auf elektrische Antriebe. Etwa 80 Autos und Nutzfahrzeuge wurden in sieben Betriebsjahren individuell fit für die Zukunft gemacht – vom Oldtimer über Sportwagen bis zu Radlader und Pflastermaschine.

Jetzt ist das Pionierunternehmen mit dem Klima-Innovationspreis 2021 des Landes Niedersachsen ausgezeichnet worden. Im Wettbewerb um den mit 10.000 Euro dotierten Preis setzte sich eCap unter 42 Mitbewerbern durch.

Ressourcen durch technische Innovation einsparen

„Ich freue mich riesig über den Preis“, sagt Leonie Behrens, Geschäftsführerin von eCap. „In den sieben Unternehmensjahren haben wir hart gearbeitet. Der Preis zeigt, dass wir viel richtig gemacht haben.“ Zusammen mit ihrem Geschäftsführer-Kollegen Philip Wagemann hat sie die Auszeichnung am Montagabend in Göttingen entgegen genommen. „eCap Mobility zeigt, dass Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit keine Gegensätze sein müssen.

Ganz im Gegenteil: Hier werden Ressourcen durch technische Innovation eingespart und die CO2-Emissionen von Fahrzeugflotten deutlich reduziert“, lobte Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) den Preisträger. Unternehmen können damit langfristig Kosten einsparen und gleichzeitig einen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten, so Nies. eCap sei daher ein gutes Vorbild für andere Betriebe.

Oldtimer ohne viel Elektronik sind einfach umzurüsten

Begonnen hat alles mit der Umrüstung von Oldtimern. Deren eher rudimentäre Technik erleichtert den Umbau. Später kamen moderne Fahrzeuge mit elektronisch gesteuerten Motoren hinzu. Heute können auch sie umgerüstet werden, sagt Behrens, dazu beschäftige eCap allein sechs Software-Spezialisten.

Mechatroniker Arjan Meyer baut einen DKW F8, Baujahr 1938, zum Elektromobil um.
Mechatroniker Arjan Meyer baut einen DKW F8, Baujahr 1938, zum Elektromobil um. © HA | Angelika Hillmer

Im Laufe der noch jungen Firmengeschichte wurden auch Boote, eine Bimmelbahn sowie Bau- und Nutzfahrzeuge umgerüstet. Bei den Pkw richtet sich eCap nach den Kundenwünschen. Die Bandbreite reicht von einem VW Käfer mit einer Reichweite von 120 Kilometern, einer Spitzengeschwindigkeit von 140 km/h und einer Ladezeit von sechs Stunden (Umbaukosten 29.500 Euro) bis zum Audi A6 mit 300 bis 350 Kilometer Reichweite. Die schrumpft allerdings gewaltig, wenn das Strompedal durchgetreten wird, um die Spitzengeschwindigkeit von 240 km/h zu erreichen.

In jüngster Zeit baue eCap vermehrt Nutzfahrzeuge um, so Behrens. Oft liefern Akkus den Strom für den Elektroantrieb; bei fünf bereits umgerüsteten Fahrzeugen sind es Brennstoffzellen, die mit Wasserstoff betrieben werden: zwei Lkw, zwei Linienbusse und ein VW T5 (Bulli). „Wasserstoff eignet sich besonders für größere, schwerer Fahrzeuge, die eine längere Reichweite brauchen“, sagt Behrens. eCap arbeite hier eng mit der Schwesterfirma Clean Logistics in Wilhelmsburg zusammen: Die Winsener bauen die Prototypen, die die Hamburger dann für die Serienfertigung vermarkten.

Diese Zugmaschine eines Schwerlastwagens ist bereits auf den E-Antrieb umgerüstet.
Diese Zugmaschine eines Schwerlastwagens ist bereits auf den E-Antrieb umgerüstet. © Rolf Zamponi | Rolf Zamponi

Eine besondere Rolle spielen dabei schwere Lastwagen mit 40 Tonnen Gewicht. Von ihnen werden insgesamt fünf Prototypen für den Wasserstoffbetrieb ausgerüstet. Das Bundeswirtschaftsministerium unterstützt dieses im Oktober 2019 gestartete Pilotprojekt mit 3,3 Millionen Euro. Für die Lkw hat eCap eine neue Hinterachse entwickelt, so dass zwischen den Doppelreifen hinten Radnaben-Motoren sitzen, die ihre Energie von der Brennstoffzelle erhalten. Sie speist die unter dem Führerhaus eingebaute, unbrennbare Lithium-Eisen-Phosphat-Batterie. Die Tanks werden hinter dem Führerhaus angebracht und bringen eine Reichweite von 500 Kilometern. Aufgetankt werden kann innerhalb von 20 Minuten.

200.000 Sattelschlepper müssen für Klimaziel umgerüstet werden

„Es gibt rund 220.000 Sattelzugmaschinen der Typen, die wir derzeit umrüsten, in Deutschland“, sagte Dirk Graszt, Vorstand der Spedition Hary AG, kürzlich dem Abendblatt. Zusammen mit Dirk Lehmann, Chef der Hamburger Firma Becker Marine Systems, hat Graszt vor knapp zwei Jahren Clean Logistics gegründet. „Die Dieselmotoren der Zugmaschinen stoßen Feinstaub, Stickoxide und CO2 aus. Wenn Deutschland seine Klimaziele erreichen will, müssen bis 2030 etwa 200.000 davon emissionsfrei zugelassen sein“, so Graszt. Aktuell hat Clean Logistics elf Mitarbeiter, eCap knapp 60. Beide Unternehmen suchen dringend weitere Fachkräfte, um die klimaschonende Mobilität noch besser in Fahrt bringen zu können.