Seevetal/Hittfeld. Der Landkreis Harburg will mit Fördermitteln vom Bund seine 27 Schulen ausrüsten. Alle Anträge für die Anlagen sind genehmigt.

Die Klasse 10b des hat Kunstunterricht. Dicht nebeneinander sitzen die Schüler an den Tischen. Jeder von ihnen trägt eine Maske. In Corona-Zeiten ist das notwendig, optimal ist es nicht. Doch die Situation soll sich ändern. Der Landkreis will jetzt für alle seine 27 weiterführenden Schulen die Fördermöglichkeiten des Bundes nutzen und Lüftungsanlagen in die Klassen- und Fachräume einbauen lassen. Der Kreistag hat dies bei zwei Enthaltungen beschlossen. Die Anträge sind gestellt und inzwischen alle genehmigt. „Wir sind froh, dass es nun losgehen kann“, sagt Schulleiter Frank Patyna. Die Schule wird gerade für 13,9 Millionen Euro umgebaut. „Wir hoffen, dass sich der Einbau der Lüftungen mit diesen Arbeiten erledigen lassen.“

Berücksichtigt werden für die Förderung können alle Schulen, in denen Kinder unter zwölf Jahren unterrichtet werden. Das entspricht den fünften und sechsten Klassen in allen Schulen, die auf die Grundschule folgen. Hintergrund: Ältere Jugendliche können sich inzwischen impfen lassen.

Als erstes sollen Musik- und Kunsträume ausgestatttet werden

Patyna und Schulfachkoordinator Andreas Kiehl wollen als erstes die Musik- und Kunsträume ausstatten lassen, die die jüngsten Schüler häufig nutzen. „Ansonsten orientieren wir uns an den Stundenplänen, wo sich die Schüler der Klassenstufen aufhalten“, sagt Kiehl.

Absehbar ist jedoch, dass das Gymnasium nach dem Umbau in etwa drei Jahren zu einem Kabinett-Modell zurückkehren will. Dabei unterrichten Lehrer vor allem in einem ihnen zugewiesenen Raum. Die Schüler, darunter auch die Klassen der Unterstufe, wechseln jeweils zu ihren Lehrern. „Bei diesem Modell wäre es natürlich besser, sämtliche Räume auszustatten“, sagt Oberstudiendirektor Patyna.

Mit den Anlagen wird das Hygienekonzept verbessert

Für ihn gehören die geplanten Lüftungsanlagen zum Hygienekonzept der Schule, das neben den Masken in den Innenräumen das Stoßlüften für fünf Minuten innerhalb jeder Schulstunde beinhaltet. „Die Lüftungen werden ein weiterer Baustein, um unser Konzept perfekter zu machen.“

Statt in einer bestehende Schule mühsam eine zentrale Lüftung einzubauen, plädiert Ralf Kaster für eine dezentrale Lösung. Der Produktmanager des Handelshauses Airflow Lufttechnik aus Rheinbach südwestlich von Bonn verkauft Anlagen, die für die Schulen im Landkreis als geeignet gelten. Gefordert für die Förderung durch den Bund sind mindestens 25 Kubikmeter Frischluft pro Schüler und Stunde, bei 30 Schülern also 750 Kubikmeter, besser 900 Kubikmeter, so Kaster. Die 250 Kilogramm schweren Geräte können an den Decken installiert werden und dürfen dort nicht mehr als 35 Dezibel Lärm entwickeln. Im Raum wird per Sensor der Kohlendioxidgehalt gemessen und bei hohen Werten die Luftleistung erhöht.

Die Schüler können künftig von Frischluft im Klassenzimmer profitieren

Entscheidend ist jedoch, dass bei den Anlagen Frischluft in die Räume geführt und verbrauchte nach außen geleitet wird. Dafür sind zwei Kernbohrungen notwendig. „Solche Anlagen liegen jedoch nicht auf Lagern. Wir rechnen mit Lieferzeiten von vier bis sechs Wochen“, sagt Kaster. Airflow hat das Know-how für die Lüftungen und lässt europaweit fertigen. Die Installation müssten Handwerker übernehmen, die die 55 Räume des Gymnasiums Hittfeld innerhalb von gut zwei Monaten ausstatten könnten. Der Preis für eine gute Anlage liegt derzeit um die 15.000 Euro. Für das Gymnasium würde so rein rechnerisch 825.000 Euro zusammenkommen. Der Einbau ist dabei noch nicht eingeschlossen.

Die Kosten übertreffen die Höchstfördersumme von 500.000 Euro für jede Schule, die das Wirtschaftsministerium und das zuständige Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle festgelegt haben. Insgesamt hat der Bund 500 Millionen Euro bereitgestellt und will die Investitionen mit 80 Prozent bezuschussen. Eingeschlossen sind darin auch die Grundschulen, bei denen die Gemeinden als Träger die Anträge stellen müssen (siehe Infokasten). Bislang sind bundesweit 3882 Anträge eingegangen, davon 2842 positiv beschieden und so bereits 461 Millionen Euro verteilt, wie das Wirtschaftsministerium mitteilte.

Landkreis rechnet für die Räume mit Kosten von 16,6 Millionen Euro

„Vergeben wurde nach dem Windhund-Prinzip. Wer schnell war, hatte die besten Chancen“, sagt Kreissprecher Andres Wulfes. Neben dem großen Programm gibt es noch ein Bundesprogramm über 200 Millionen Euro und ein 20-Millionen-Programm vom Land Niedersachsen. Der Landkreis rechnet derzeit mit Gesamtkosten für insgesamt 649 ausgestattete Schulräume von 16,6 Millionen Euro und Zuschüssen von 12,7 Millionen Euro. Der Einbau dürfte mehrere Jahre dauern, heißt es in einem Verwaltungspapier.

Was sich mit den Geräten für den Unterricht ändern kann, ist offen. Möglicherweise wird nicht mehr gelüftet werden müssen. Die Fenster können aber weiter geöffnet werden. Ließe sich auf die Masken verzichten? Das müsste noch geprüft werden. Im Papier der Verwaltung heißt es „Auch bei diesen (Lüftungs)-Geräten fehlt bislang der Nachweis, in welchem Umfang das Infektionsrisiko eingedämmt werden kann.“