Kreis Harburg. Aufgebaut wird ein Kreisschulnetz. Die Schulen werden bis in die einzelnen Etagen der Gebäude mit Glasfaserleitungen ausgestattet

Für die 29 Schulen des Landkreises Harburg beginnt am Mittwoch ein neues Kapitel: Der Weg in eine umfassende Digitalisierung, gefördert mit knapp zehn Millionen Euro aus dem Digitalpakt des Bundes. Den Kreis wird das Thema in den Jahren nach dem Auslaufen der Fördermittel künftig jährlich knapp 6,5 Millionen Euro kosten. Zum Vergleich: Heute liegen die IT-Sachkosten noch bei 1,8 Millionen Euro. Das Konzept hat der weitgehend kreiseigene IT-Dienstleister ITK Harburg entwickelt. Es hat den Schulausschuss bereits ohne Gegenstimmen passiert. Die Zustimmung in der Sitzung des Kreistages gilt als sicher.

Aufgebaut wird ein Kreisschulnetz mit den dafür notwendigen Servern. Die Schulen werden bis in die einzelnen Etagen der Gebäude mit Glasfaserleitungen ausgestattet. Zu den einzelnen Dosen für die Endgeräte führen dann Kupferkabel. „Einem flächendeckenden Einsatz von WLAN müssen die Schulleiter und Elternräte erst zustimmen“, sagt ITK-Vorstand Dennis Lidzba.

Bis zu 60 Notebooks oder Tablets

Dafür sind Verbindungsstellen (Access Points) nötig, deren Kosten bei rund 800 Euro pro Stück liegen. Von einem solchem Router, der ausschließlich die Verbindung zum Internet herstellt, können bis zu 60 Notebooks oder Tablets und damit ausreichend viele für eine Klasse angebunden werden. Erreichbar sein wird aber allein das pädagogische Netz und nicht etwa Daten der Schulverwaltung.

Um die Schulen vor virenbehafteten, illegalen, extremistischen oder jugendgefährdeten Seiten zu schützen, will Diplom-Kaufmann und Wirtschaftsinformatiker Lidzba ein Filtersystem installieren. Es aktualisiert ständig seine Listen über unerwünschte Seiten im Internet und grenzt sie für die Schulen aus. Die ITK wird für diese Aufgaben einen zweiten Sicherheitsbeauftragten einstellen.

Technisch wird die Verfügbarkeit des Netzes für den Unterricht vor allem dadurch abgesichert, dass sämtliche Server künftig von den Schulen nach Winsen verlagert werden. Platz dafür ist in den beiden Data-Centern im Erdgeschoss der Kreisverwaltung genug. Denn mit den aktuell eingesetzten Geräten lassen sich alle in einem einzigen Datenschrank unterbringen.

Server werden in Winsen stehen

Die Konzentration am Standort Winsen bringt es mit sich, dass bei Ausfällen schnell reagiert oder Datenströme auf funktionierende Server umgeleitet werden können. „Derzeit wird der Zugang zu diesen Servern in den Schulen oftmals nicht kontrolliert oder die Räume sind nicht ausreichend klimatisiert“, hat Lidzba beobachtet. „Künftig wird die Abhängigkeit des Unterrichts von der IT aber deutlich zunehmen. Alles wird stocken, wenn die Server nicht laufen.“ Ein solcher Black out soll durch die Verlagerung ausgeschlossen werden.

Die von den Schulen vorzuhaltenden Personal Computer (PC), Notebooks oder Tablets sowie Drucker, Scanner und Monitore wird die ITK anschaffen. Klar ist: Zwar dürfen die Schulen je nach ihrem Medienkonzept und ihrer derzeitigen Ausstattung mit Computerräumen oder Tablet-Klassen wählen. Doch es wird in jeder Kategorie nur einen Typ geben. Das wird zum einen Wartung und Instandhaltung einfacher machen. Vor allem aber dürften durch die Standardisierung Kostenvorteile eingespielt werden.

Wie wichtig es für die ITK ist, die Kosten im Auge zu behalten, wird auch daran deutlich, dass auf den Schulen des Kreises derzeit einschließlich der beiden Berufsbildenden Schulen (BBS) knapp 21.000 Schüler lernen. „Für den Kreis wäre es unmöglich, für jeden von ihnen ein Gerät zu finanzieren“, sagt Lidzba.

Der Landkreis spart Kosten

Erste Erfahrungen gibt es in diesem Bereich jedoch von der bei Eltern und Schülern besonders begehrten IGS Buchholz. Hier bringen alle Schüler bereits eigene Geräte mit. Eingesetzt werden Notebooks und ergänzend Tablets.

In Buchholz kommt man so für zehn Schüler mit einem von der Schule gestellten Notebook aus. „Wir sehen, dass die Eltern für dieses Modell aufgeschlossen sind“, sagt der ITK-Chef. Der Landkreis spart zudem natürlich Kosten, weil sich die Jugendlichen um die Funktionsfähigkeit ihrer Geräte kümmern.

In den Schulen wird künftig die Zahl der anstelle von Kreidetafeln genutzten Active-Boards und Active-Panels weiter zunehmen. So lassen sich von den Active-Panels Daten direkt auf die Schirme von Notebooks spielen. Wie schnell dieser Ausbau möglich sein wird, ist wiederum eine Kostenfrage. Ein Active-Panel schlägt mit etwa 8000 Euro zu Buche.

2020 sollen die ersten drei Schulen ausgerüstet werden

Welche Schulen als erste von der Digitalisierung profitieren werden, ist noch offen. Das hängt auch davon ab, inwieweit die Gebäude gerüstet sind oder ob bei Baumaßnahmen die Kabel mit verlegt werden können. Das Kultusministerium schreibt für die Förderung verbindlich vor, dass alle Anlagen mindestens 13 Jahre lang genutzt werden müssen.

Fest steht: Noch 2020 sollen die ersten drei Schulen ausgerüstet werden. Für 2021 sind sechs, für 2022 insgesamt zehn und für 2023 die letzten acht Schulen vorgesehen. Die beiden BBS werden in den Zeitplan einbezogen.

Der Aufbau soll damit innerhalb von vier Jahren abgeschlossen sein. Sicher ein sportlicher Anspruch. „Aber wir dürfen uns vor dem Hintergrund der fortschreitenden Digitalisierung einfach nicht mehr Zeit lassen“, ist ITK-Vorstand Lidzba sicher.