Bendestorf. Andreas Peters ist erst seit einem Jahr Mitglied der CDU und schon auf der Liste ganz oben. Was den Juristen und HSV-Fan antreibt.
„Hast du überhaupt Zeit dafür“, „Da wird doch nur geredet“ und „Was kann man da schon bewegen“, zählt Andreas Peters die drei Hauptkritikpunkte auf, die ihm entgegenschlugen, wenn er von seinem Vorhaben Freunden und Bekannten erzählte. Die Zeit nimmt er sich, reden kann und bewegen will er etwas: Peters möchte es den Kritikern unter seinen Freunden – es gab auch einige positive Unterstützungsbekundungen, wie er betont – beweisen.
Und vielleicht auch sich selbst. Am 12. September steht der Politikneuling auf der CDU-Liste für den Gemeinderat ganz oben. In seinem Wohnort Bendestorf im Landkreis Harburg geht er sogar als Spitzenkandidat seiner Partei ins Rennen. Dabei ist er erst vor knapp einem Jahr in die Partei eingetreten.
Peters ist Mitglied im Ehrenrat und im Aufsichtsrat beim HSV
„Die Idee, sich politisch zu engagieren, hatte ich immer schon mal im Kopf“, sagt der 53-Jährige. 2014 zog er mit seiner Frau und seinem heute elfjährigen Sohn in die Gemeinde, wo auch die Schwiegereltern leben. Schon damals wurde die Frage, ob er sich ein politisches Amt vorstellen könnte, an ihn herangetragen. Damals konnte er es sich als Neubewohner noch nicht. Heute fühlt er sich in dem Dorf, in dem seine Frau groß wurde, sehr wohl. Er möchte sich in die Gemeinschaft einbringen und nicht nur von dem Engagement anderer profitieren. „Wenn sich keiner einsetzt, passiert auch nichts“, sagt Peters.
Dabei ist Peters kein unbeschriebenes Blatt. Er engagiert sich bei seinem Sportverein bereits stark. Dort, wo er als kleiner Junge Fußball spielte, ist er heute Mitglied im Ehrenrat und im Aufsichtsrat der Fußball AG. Fußball AG? Ja. Peters sitzt im Aufsichtsrat des HSV und ist stellvertretender Vorsitzender des Gremiums. Zuvor war er bereits Vorsitzender des Ehrenrates. Wer ein wenig die Geschichten um den einst erstklassigen Hamburger Fußballverein verfolgt, ahnt, welche Herausforderungen mit diesen Ämtern verbunden sind.
Als Volkspartei habe die CDU das große Ganze im Blick
Was hat das mit Politik zu tun? Peters hält sich da bedeckt. Auch in seiner Vita auf der CDU-Seite schreibt er lediglich, dass er beim HSV seit 2008 ehrenamtlich aktiv sei – was auch erst nach der Freizeitbeschäftigung beim örtlichen TCB Tennisclub genannt wird. Mit seinem Amt geht er nicht hausieren.
Warum CDU? „Ich habe immer die CDU gewählt“, erklärt der Jurist, der in Hamburg eine Kanzlei hat. Auch wenn in Bendestorf die absolute Mehrheit durch die Freie Wählergemeinschaft gestellt wird, war diese Partei für ihn keine Alternative. Als Volkspartei habe die CDU das große Ganze von allen Parteien am besten im Auge, sie bringe die unterschiedlichsten Anforderungen an die Politik unter einen Hut. „Seitdem ich CDU-Mitglied bin, fühle ich mich auch mit verantwortlich“, bemerkt der Politikneuling an seiner neuen Rolle und Aufgabe. Für die hat er sich übrigens gleich Verstärkung geholt. Er ging auf Unterstützerwerbung. Mit Erfolg. Nun gibt es in Bendestorf einige CDU-Neulinge, die sich einbringen wollen.
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Was Peters unter den Nägeln brennt? Da wäre zum einen der Erhalt die Sonnenschule. Denn so sonnig steht es um die zweizügige Grundschule des Ortes nicht. Aus finanziellen Gründen und aufgrund der im Vergleich wenigen Schüler stünde der Standort zur Diskussion. „Wir wären ohne eine Schule nicht hierhergezogen“, erinnert sich Peters. Die Schule sei wie das Freibad oder die Kirche ein wichtiger Bestandteil der etwa 2400 Mitglieder starken Dorfgemeinschaft.
Finanzen der Gemeinde sind Knackpunkt
Der Knackpunkt sind laut Peters die Finanzen. Die Gemeinde, die aufgrund von einkommensstarken Bewohnern immer gut dagestanden habe, habe 2018 erstmals mehr ausgegeben als eingenommen. „Einige halten daran fest, dass alles so bleibt, wie es ist und das reiche doch. Aber das reicht eben nicht“, zieht Peters Bilanz. Es sei notwendig, sich Gedanken zu machen, wie man sich nun weiterentwickele.
Für Peters ist klar: Es braucht mehr Einnahmen. Und da spricht er auch in Wahlzeiten unangenehme Themen an: Steuererhöhung, die Ausweisung eines neuen Gewerbegebietes und Nachverdichtung oder ein Neubaugebiet. Denn aus Sicht des Christdemokraten braucht das Dorf neue Bewohner, um eben die Dorfgemeinschaft und nicht zuletzt auch die Sonnenschule weiter am Leben zu erhalten.
Und es brauche eben auch Menschen, die sich engagieren. Man könne nicht alles der älteren Generation überlassen, die sich bereits vielfältig einbrächte. Es brauche eine neue Generation, die Dinge übernehme und Ideen entwickle, so Peters. „Da kann man ruhig bei sich anfangen.“