Harburg/Stade/Lüneburg. Viele Wähler in der Region nutzen Möglichkeit, ihr Kreuz bereits vor dem 12. September zu machen. Das birgt Herausforderungen.
Die Nachfrage nach Briefwahlunterlagen für Kommunal- und Direktwahlen am 12. September ist in der Hansestadt Buxtehude enorm hoch. So hoch, dass die Rathausmitarbeiter bei der Bearbeitung der Anträge kaum hinterherkommen, Verzögerungen sind programmiert. Deshalb teilte das lokale Wahlteam nun mit, dass in dringenden Fällen eine Direktwahl vor Ort, im Stadthaus (Bahnhofstraße 7) möglich wäre. Wählen vor der Wahl?
Doch nicht nur in Buxtehude ist der Wunsch nach Briefwahl im Corona-Jahr hoch. In Neu Wulmstorf ist die Lage vergleichbar: Hier wurden mit 1200 immerhin schon mehr als die Hälfte der bisherigen 2000 Anträge auf Briefwahl bearbeitet, wie die Verwaltung auf Abendblatt-Anfrage mitteilt. Die Möglichkeit einer vorzeitigen Wahl vor Ort besteht ebenso. Die dafür zusätzlichen Wahlhelfer wurden aus internen Reihen der Gemeindeverwaltung abgestellt.
Städte und Gemeinden stocken Briefwahllokale auf
Die hohe Nachfrage nach Briefwahlunterlagen ist gewünscht. Manche Stadtverwaltung ruft sogar aktiv dazu auf, um eine potenzielle Ansteckungsgefahr zu vermeiden.
Für eine rasche Auszählung am Wahltag werden die Briefwahllokale in Buchholz von zwei auf drei aufgestockt. Mit einem schnellen Ergebnis rechnet Pressesprecher Heinrich Helms mit dem Verweis auf die vier unterschiedlichen Wahlzettel allerdings nicht. Bezüglich der Briefwähler bewege sich die Zahl der Anträge aktuell noch im Rahmen, doch Helms vermutet, dass die Zahl nach Ende der Ferienzeit in Niedersachsen steigt. Das Zusammentreffen von Kommunal- und Bundestagswahlen sei in diesen Zeiten eine „Herausforderung“, an ehrenamtlichen Wahlhelfern mangele es in der Stadt jedoch nicht.
Lesen Sie auch:
- Weichenstellung für die Zukunft der Region am Wahltag
- Warum Harburger Wirtschaftsförderer Politiker werden will
- Dieser Zugezogene möchte hinter die Fassaden blicken
„Wir sind personell und organisatorisch auf einen Anstieg der Briefwähler eingestellt“, äußert sich Andreas Schmidt durchaus zuversichtlich zur Situation der Gemeinde Seevetal. Als „gute Entscheidung“ stuft der Pressesprecher der Gemeinde die Tatsache ein, dass acht zusätzliche studentische Hilfskräfte eingestellt wurden. Diese ergänzen das Wahlteam bis zur Bundestagswahl. Für die frühzeitige Stimmabgabe im Rathaus steht sowohl der kleine als auch der große Sitzungssaal bereit. Dieses Angebot werde laut Schmidt aktuell gut angenommen, man habe die Situation unter Kontrolle.
Winsen setzt auf Einbahnstraßen-System zur „Vorwahl“
In Winsen wird hingegen ganz auf das Personal im eigenen Haus zurückgegriffen. Diverse Abteilungen wurden nach Angaben von Stadtwahlleiter Christian Riech über diese Planung informiert – und zwar „weit im Voraus“, sodass nun immer etwa fünf bis sechs Personen im Einsatz sind. Zu tun gibt es genug: Mehr als 3000 Anträge wurden bereits gestellt und auch das erarbeitete Einbahnstraßen-System zur „Vorwahl“ vor Ort erfordere Aufsicht. Dabei gibt es die Möglichkeit, sich in einem von zwei Räumen anzumelden, von dort geht es weiter zur Wahlkabine und abschließend direkt zur Urne. Die Briefwahlvorstände zur Auszählung werden von drei auf vier erweitert, ein Vorstand setzt sich aus sieben Personen zusammen.
In der Hansestadt Lüneburg lag der Anteil der Briefwähler in den vergangenen Wahlen bei knapp 20 Prozent, in diesem Jahr wird mit einem deutlichen Anstieg gerechnet: Knapp die Hälfte, der an der Wahl teilnehmenden, könnte eine Briefwahl bevorzugen. In den ersten zehn Tagen haben laut Florian Beye als Pressesprecher der Stadt bereits 8000 Wähler ihre Briefwahlunterlagen beantragt. Die Zahl der Wahlvorstände wird von acht auf dreißig erhöht, zugunsten von Schutzmaßnahmen sind diese jedoch nur mit fünf anstelle von sieben Personen besetzt. Externe ehrenamtliche Helfer ließen sich auch hier finden, sie bilden den Großteil der Gruppe.
In Wilhelmshaven beginnt Briefwahl mit Fehler
Während die Städte und Gemeinden in der Region sich bemühen, trotz aller Widrigkeiten möglichst viele Stimmzettel am Wahltag zählen zu können, gibt es andernorts ganz andere Probleme. Wegen eines fehlenden Ankreuzfeldes wandern im Wahlkreis Wilhelmshaven, Friesland und Wittmund rund 190.000 Bundestagswahl-Stimmzettel in den Müll. Ein aufmerksamer Briefwähler hatte das Wilhelmshavener Wahlamt, das die Organisation der Wahl auch für die Kreise Friesland und Wittmund übernimmt, auf das fehlende Feld hinter einem Kandidatennamen aufmerksam gemacht. Warum der Fehldruck nicht früher auffiel, solle in den kommenden Tagen aufgearbeitet werden, teilte die Stadt Wilhelmshaven am Mittwoch mit.
Der Briefwahlversand wurde gestoppt. Die rund 190.000 Stimmzettel müssen nun neu gedruckt werden. Die bislang rund 3000 fehlerhaft versendeten Stimmzettel bei der Briefwahl behalten trotz des fehlenden Ankreuzkreises ihre Gültigkeit. Das habe eine Rücksprache mit der Landeswahlleitung ergeben, teilte die Stadt mit. Stimmzettel, die bereits eingegangen sind, werden für die Bundestagswahl am 26. September mitgezählt. Wer einen fehlerhaften Stimmzettel noch nicht ausgefüllt hat, soll diesen umtauschen können.