Handeloh. Ausflugsziel in der Heide erfreut sich zu großer Beliebtheit. Auch der steigende Verkehr ist ein Problem. Nun will der Kreis reagieren.
Die Lüneburger Heide steht in voller Blüte. Es ist Hochsaison in der Region. Besonders das Büsenbachtal hat sich in den vergangenen Jahren als beliebtes Ausflugsziel bei Touristen aber auch Einheimischen etabliert. Von der kleinen Anhöhe aus schweift der Blick über die Heidelandschaft, die sich in das hübsche Tal schmiegt. Die Feenteiche liegen zu Füßen des Hügels. Und wenn dann noch die eine einheimische Heidschnuckenherde durch das Gebiet zieht, ist das Postkartenpanorama perfekt. Doch wehe, das Wetter ist zu schön.
Viele Besucher in der Lüneburger Heide
An zahlreichen Tagen fallen in dem kleinen Büsenbachtal bei Handeloh Besucherscharen ein. Viele kommen mit dem Auto. Die wenigen Parkplätze nahe der Bahnstation können das nicht verkraften. Nebenstraßen und Rettungswege werden dann schnell zugeparkt. „Ich habe hier schon an die 100 Autos an manchen Tagen gezählt“, sagt Handelohs Bürgermeister Heinrich Richter (FW).
Hätte man nicht ein Parkverbot auf der einen Seite der Straße erlassen, gebe es hier beispielsweise für die Feuerwehr kein Durchkommen mehr. Das Parkplatzchaos ist aber nur eines der Probleme, das das erhöhte Besucheraufkommen mit sich bringt.
Heide: Anwohner berichten von Müll und Zerstörung
Anwohner und besorgte Büsenbachtal-Freunde berichten von Müll, Zerstörung, freilaufenden Hunden, illegal aufgestauten Bächen. Mountainbiker durchfahren die geschützte Heidefläche und trotz erhöhter Waldbrandgefahr im Sommer wird hier auch von manchem Besucher ein Feuer angezündet.
„Das Büsenbachtal in seiner alten Form im Dornröschenschlaf gibt es nicht mehr“, sagt Detlef Gumz als Leiter der Abteilung Naturschutz Landschaftspflege des Landkreises Harburg. Der ist wiederum Eigentümer eines Großteils der Fläche und somit zuständig. „Der Druck auf dieses Gebiet ist enorm groß geworden“, sagt Gumz besorgt.
Was ihn genauso wie den Handeloher Bürgermeister besonders verärgert, ist der Umgang mancher Besucher mit der Natur. Ein Beispiel: Große Findlinge, die zur Uferbefestigung dienen, wurden mühsam freigegraben und mit anderen Steinen und Holz zum Aufstauen des Baches genutzt. In dem teils unter Landschaftsschutz stehenden Gebiet ein Tabu.
Besucher im Büsenbachtal immer rücksichtsloser?
„Insgesamt müssen wir in den vergangenen Jahren leider eine zunehmende Rücksichtslosigkeit zahlreicher Erholungssuchender in Natur und Landschaft feststellen“, sagt Bernhard Frosdorfer als Sprecher des Landkreises Harburg. Grundsätzlich sei die Entwicklung des Büsenbachtals zu einem Erholungs- und Tourismushotspot erfreulich, nicht zuletzt während der Corona-Pandemie. Doch auf der anderen Seite komme es deshalb immer wieder zu Verstößen und Konflikten.
Um die Probleme in den Griff zu bekommen, sollen nun in verschiedenen Arbeitskreisen Vorschläge erörtert und Abhilfe gefunden werden. Unter anderem steht die Idee im Raum, durch ein nachhaltigen Tourismuskonzept und möglicherweise die Finanzierung eines Rangers vor Ort auf die Entwicklung reagieren zu können. Allerdings stellt sich die Frage, wie viel Möglichkeiten ein solcher Ranger am Ende hätte, einzugreifen, wenn Besucher sich nicht an die Spielregeln halten. Strafen oder präventiv arbeiten? Das soll die Arbeitsgruppe aus Anwohnern, Interessierten und Mitgliedern der Gemeinde klären.
Viel Verkehr bei gutem Wetter an der Lüneburger Heide
Eine weitere Gruppe widmet sich dem Thema Verkehr. Um die Besucherströme besser lenken zu können, ist ein fünfseitiger Fragebogen entwickelt worden. Es geht darum, herauszufinden: Wer besucht das Büsenbachtal, warum und mit welchem Verkehrsmittel? Dahinter steht die Idee mit Fahrradabstellmöglichkeiten, ÖPNV oder beispielsweise der Einführung einer Parkraumbewirtschaftung den Verkehr besser zu lenken.
Mit der Befragung der Besucher wurde bereits begonnen. Eine Zwischenerkenntnis: Das Büsenbachtal am Heidschnuckenweg samt dem etablierten Restaurant Schafstal gilt als Ausflugstipp. Touristen steuern auch auf der Durchreise das Gebiet nahe der Autobahn an.
Für genau diese Besucher auf der Durchreise, die sich mit dem Landschaftsschutzgebiet und seinen Regeln gar nicht weiter vertraut machen, wäre eine geforderte Beschilderung vielleicht eine Lösung. Auffällig ist: Außer dem Hinweisschild auf „freilaufende Heidschnucken“ findet sich keine Informationstafel. Gerade am Parkplatz würde sich dies anbieten.
Verbotsschilder in der Lüneburger Heide?
Wie kann das sein? Bei dieser Frage hält sich der Landkreis bedeckt. Hier hält man nicht viel von Verbotsschildern. Das Problem könnte auch sein, dass es sich bei dem Gebiet um keine einheitliche Fläche samt Regeln handelt. „Es handelt sich bei einem Teil der Fläche um ein Landschaftsschutzgebiet, das nur sehr wenige Regeln beispielsweise kein Wegegebot und keine generelle Anleinpflicht für Hunde hergibt.
Das erschwert es, hier ein- oder durchzugreifen“, sagt Pressesprecher Bernhard Frosdorfer. Daher werde auch über eine Verschärfung der Schutzbestimmungen diskutiert. Das würde nur wiederum Zeit in Anspruch nehmen. Das Problem drängt aber jetzt.
Das letzte Wort haben ohnehin die Kreistagspolitiker. Sie entscheiden über ein Rangerkonzept, Parkplatzgebühren oder einen anderen Schutzstatus.