Hollenstedt. Bürgerinitiative setzt sich für Umwandlung der Oberschule ein. Umfrage ergibt großes Interesse an neuer Schulform.
Sie wollen stärkere Wahlfreiheit für ihre Kinder, mehr Zeit zum Einschlagen der passenden Schullaufbahn und kürzere Wege für die Schüler. Ein Gruppe von Eltern aus Hollenstedt und Umgebung setzt für die Einrichtung einer Integrierten Gesamtschule (IGS) in Hollenstedt ein.
Sie fordern die Umsetzung einer Empfehlung, die eine Arbeitsgruppe, die sich mit dem bedarfsgerechten Umbau der Schulstruktur im Landkreis befasst hatte, bereits im März im Kreistag ausgesprochen hatte: die Umwandlung der bestehenden Oberschule in eine vierzügige IGS. Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen und weitere interessierte Eltern zu erreichen, haben sie nun eine Bürgerinitiative gegründet.
Interesse der Eltern an IGS in Hollenstedt ist groß
Nur etwa ein Viertel der Grundschüler aus der Samtgemeinde Hollenstedt geht nach dem Wechsel in die fünfte Klasse weiter dort zur Schule. Für das kommende Schuljahr wurden von 86 Kindern nur 20 an der Oberschule Estetalschule angemeldet. 17 Hollenstedter Kinder wechseln an die besonders beliebte IGS Buchholz, 23 erhielten dort keinen Platz. Acht Kinder gehen zur Realschule Buchholz, die übrigen 41 auf verschiedene Gymnasien.
„Wir wünschen uns eine Schule für die Masse der Kinder hier“, sagt Tina Jaster, eine der Initiatorinnen der Bürgerinitiative. Zwei ihrer Töchter besuchen die Grundschule in Hollenstedt und könnten später an die IGS wechseln, die der Empfehlung zufolge zum Beginn des Schuljahres 2022/2023 eingerichtet werden sollte.
IGS soll mehr Wahlfreiheit und kürzere Schulwege ermöglichen
Für diese Schulform sprächen mehrere Gründe, sagt Jaster. „Mit zehn Jahren sind die Kinder zu jung, um schon sagen zu können, welchen Abschluss sie später machen sollen. An einer IGS müssen sie sich noch nicht festlegen.“ Auch hätten die Kinder dort mehr Zeit, schwierigere Phasen ohne Sitzenbleiben durchzustehen, meint ihre Mitstreiterin Kerstin Melbye. Ihr älterer Sohn wurde an der IGS Buchholz abgelehnt. „Das war sehr schmerzlich für ihn.“ Dem jüngeren Sohn will sie eine solche Enttäuschung ersparen.
Auch die teilweise sehr langen Anfahrtswege zu den anderen weiterführenden Schulen könnten wegfallen, wenn es die Wunschschule vor Ort gäbe. So bräuchten die Schüler, die mit dem Bus zur IGS Buchholz fahren, zweimal täglich rund eine Stunde für die Strecke. „Kurze Schulwege sind uns sehr wichtig“, sagt Meike Weidemann, eine weitere Mutter aus der Gruppe. Dies spare zudem sowohl CO2 als auch Kosten für die Schülerbeförderung.
Grüne wollen im Kreistag Antrag auf IGS stellen
Unterstützung erhalten die Initiatoren von zahlreichen Eltern in Hollenstedt und Umgebung, die sich ebenfalls eine weitere IGS wünschen. An einer nicht repräsentativen Online-Umfrage hatten sich Mitte Juli innerhalb von fünf Tagen 471 Menschen beteiligt. Rund 97 Prozent der Teilnehmer sprachen sich für die Einrichtung einer IGS aus. „Die Aussage ist ganz klar“, sagt Kerstin Melbye.
In den kommenden Wochen will die Bürgerinitiative mit Flyern sowie über ihre Facebook-Gruppe und eine Homepage weiter über ihre Pläne informieren. Ihr Ziel ist es, mit möglichst vielen Mitstreitern an den Sitzungen der politischen Gremien teilzunehmen. Im Kreisschulausschuss am 21. September wollen die Grünen einen entsprechenden Antrag einbringen.
Oberschulen könnten Schüler verlieren
„Wir wollen, dass die Hollenstedter Oberschule in eine IGS umgewandelt wird. Die Veränderungen der Schullandschaft im Landkreis Harburg sind für Hollenstedt eine Chance, den Schulstandort zu festigen und zukunftsfähig auszubauen“, sagt Ruth Alpers, Mitglied der Grünen-Fraktion im Kreistag. Der Wunsch der Eltern gehe eindeutig in Richtung dieser Schulform. „Eine Schule, die von den Eltern gut angenommen wird, ist wichtig für den Ort.“
Der Kreistag könnte am 6. Oktober über den Antrag abstimmen. Sollte es eine politische Mehrheit für den Vorstoß geben, müsste der Kreis bis zum 31. Oktober einen Antrag bei der Landesschulbehörde stellen. Auch die Oberschule in Hanstedt könnte der Arbeitsgruppe zufolge in eine IGS umgewandelt werden. Die Verlierer einer solchen Entwicklung wären am Ende die Oberschulen in der Region, die mit sinkenden Schülerzahlen weiter an Attraktivität verlören.