Landkreis Harburg. Im Landkreis soll das schulische Angebot ausgebaut werden, so der Vorschlag, der bei den verbleibenden Oberschulen auf Kritik stößt.
Der Landkreis Harburg braucht zusätzliche Schulplätze im gymnasialen Bereich, eine Entlastung der Integrierten Gesamtschulen (IGS’sen) sowie die Reduzierung von langen Fahrtwegen für Schüler durch die Schaffung weiterer IGS-Standorte. So lauten die Vorschläge für eine Beschlussvorlage, die ab kommender Woche in den Kreisausschüssen diskutiert und abgestimmt werden soll. Sie sind das Ergebnis einer Arbeitsgruppe, die sich in den vergangenen Monaten intensiv damit beschäftigt hat, Pläne für den bedarfsgerechten Umbau der Schulstruktur im Landkreis zu entwickeln. Die Einrichtung der Arbeitsgruppe war im vergangenen Sommer vom Kreisausschuss beschlossen worden, um konkrete Ziele zu erfassen und Maßnahmen für die Schulstandorte 2030 zu erarbeiten.
Jetzt liegen die Ergebnisse vor, die am 10. März zunächst im Kreisschulausschuss, am 25. März dann auch im Kreistag auf der Tagesordnung stehen werden. Die Empfehlungen der Projektgruppe, die seit September acht Mal getagt hat, sehen vor, am Standort Hollenstedt eine 4-zügige IGS zu errichten beginnend mit dem 5. Schuljahrgang ab dem 1. August 2022.
Oberschule Hanstedt soll in IGS umgewandelt werden
Gleichzeitig, so der Vorschlag, solle der stufenweisen Aufhebung der Oberschule Hollenstedt zugestimmt werden. Für den Standort Jesteburg wird die Neuerrichtung eines Gymnasiums beginnend ab dem 1. August 2022 empfohlen. Alternativ wird die Errichtung einer 4-zügigen Integrierten Gesamtschule mit gleichzeitiger Aufhebung der Oberschule empfohlen.
Sollte die Jesteburger Oberschule zu einem Gymnasium umgewidmet werden, wofür aufgrund der überfüllten Gymnasien in der Nordheideregion einiges spricht, sehen die Pläne vor, die Oberschule Hanstedt zu einer 4-zügigen IGS umzuwandeln. Auf diese Weise könnte auch die IGS Buchholz, die seit Jahren mehr Anmeldezahlen als Plätze hat, entlastet werden. Für das Gymnasium Meckelfeld empfiehlt die Arbeitsgruppe aufgrund der Einführung von G9 eine bauliche Erweiterung. Die Realschulen in Buchholz, Tostedt und Winsen sollen bestehen bleiben.
Auch für die verbleibenden Oberschulen in Neu Wulmstorf, Nenndorf, Stelle, Marschacht und Salzhausen sind vorerst keine Änderungen vorgesehen. Es müsse allerdings, nach Angaben der Projektgruppe, genau beobachtet werden, welche Auswirkungen die neuen IGS-Standorte auf die anderen Schulzentren im Kreis hätten. Sollten die für Hollenstedt geplanten Veränderungen Folgen für das als „funktionierend“ bewertete Schulzentrum Tostedt haben, müsse auch das berücksichtigt werden.
Oberschulen fürchten fatale Folgen
Für die verbleibenden Oberschulen im Kreis könnte die Umstrukturierung fatale Folgen haben. Denn das Anwahl-Verhalten von Eltern und Schülern zeigt deutlich eine Tendenz in Richtung IGS. Die Folge: Immer mehr Eltern versuchen für ihr Kind nach der vierten Klasse einen Platz auf einer IGS zu bekommen. Die Oberschulen bluten gerade in den jüngeren Jahrgängen förmlich aus.
Thomas Mehlbeer, Bürgermeisterkandidat für die Gemeinde Rosengarten befürchtet Schlimmstes, sollte die Beschlussvorlage im Kreistag so abgestimmt werden. „Dann steht der Schulstandort Nenndorf vor dem Aus“, sagt der Politiker. Im Eiltempo, so seine Kritik, wolle der Kreistag nun Fakten zur Schulentwicklung schaffen. „Die Schulentwicklungsplanung soll im Landkreis unbedingt noch vor dem Kommunalwahlkampf durch die Gremien gepeitscht werden.“ Dem Wunsch von Eltern, Kollegium und Schulleitung sowie des Schulausschusses der Gemeinde Rosengarten, in Nenndorf eine dreizügige IGS einzurichten, werde dabei keinerlei Rechnung getragen.
Mit der Schaffung neuer IGS-Standorte in Hollenstedt und Hanstedt bei gleichzeitiger Auflösung der Oberschulen sowie der Schaffung einer IGS oder eines Gymnasiums in Jesteburg werde zwar der IGS Standort Buchholz entlastet. „Das aber führt auch dazu, dass dort mehr Schüler aus Rosengarten angenommen werden“, so Mehlbeer. „Das sind Schüler, die an die Oberschule in Nenndorf (ROGA) gegangen wären.“
Abwanderung würde gymnasialen Zweig gefährden
Die Folge sei ein weiterer Verlust von Schülerzahlen für die ROGA. Durch die Abwanderungen wäre auch der gymnasiale Zweig gefährdet, was weitere Abwanderungen bedeuten würde. „Ein Teufelskreis, der mittelfristig den Standort in Frage stellt“, sagt Thomas Mehlbeer, der das Vorgehen des Landkreises für nicht akzeptabel hält.
Sein Appell an die Kreistagsmitglieder: Sie mögen sich für den Erhalt des Schulstandortes Rosengarten einsetzen. Das wünscht sich auch Schulleiter Oliver Wozniok. „Eine dreizügige IGS in Rosengarten wäre für den Schulträger kostenneutral umsetzbar“, sagt er. „Wir stehen quasi in den Startlöchern.“ Hinzu komme, dass der zentrale Standort in der Gemeinde für alle Ortschaften gut erreichbar sei, kurze Wege würden die Kosten der Schülerbeförderung reduzieren. Und: Da die ROGA ein relativ neues Schulgebäude habe, wären für eine IGS kaum Umbaumaßnahmen notwendig.