Rübke/Buxtehude. Die streng geschützten Tiere brauchen eine Orientierungshilfe. Der Autobahn-Bau bleibt aber im Zeitplan – trotz Provisorium.
Die Bauarbeiten am dritten Abschnitt der Moorautobahn A26 zwischen Buxtehude und Rübke kommen trotz Corona-Pandemie offenbar gut voran. Bei Rübke werden derzeit Lärmschutzwände montiert und auch die eigentliche, dunkle Tragschicht der künftigen Asphaltfahrbahn ist dort schon zu erkennen.
Was aber auffällt: Auf dem geplanten Zubringer der Kreisstraße K40 zwischen Rübke und Buxtehude sind Teile auch schon neu asphaltiert worden, unter anderem wurde dort kürzlich eine neue Brücke als Querung der künftigen Autobahn für den Verkehr freigegeben. Doch ein Radweg fehlt dort, obwohl die Strecke von Radfahrern gern als Verbindung nach Finkenwerder genutzt wird und ein Neubau die Chance für eine sichere Radroute geboten hätte.
Moorautobahn: Fledermaus-Schutz statt Radweg auf der K40
Ursprünglich war daher im Bereich der Brücke auch ein neuer Radweg geplant gewesen. Doch der sei wieder aus der Planung genommen worden, wie es in der Außenstelle Stade der bundeseigenen Autobahn GmbH heißt. Grund dafür: „Wir haben dort eine Fledermaus-Flugroute festgestellt“, sagt Außenstellen-Leiterin Maren Quast.
Damit die streng geschützten Tiere nicht mit der Brücke oder dem Autobahnverkehr kollidieren, müsse auf der Brücke und auch auf dem künftigen Mittelstreifen ein spezieller Schutz installiert werden, damit die Fledermäuse darüber hinweg fliegen. Zudem sei in dem Bereich eine “Leit-Bepflanzung“ notwendig, um ihnen eine Orientierungshilfe zu geben.
Alle diese Maßnahmen benötigten zusätzlich Platz, so dass auf einen Radweg im Verlauf der K40 wieder verzichtet worden sei. Zumal die 3,5 Kilometer lange Strecke im Radwegekonzept des Landkreises Stade auch nicht auf einer vorderen Position der Prioritätenliste zum Radwegausbau stehe.
Verzicht auf Radweg kein Einzelfall – Naturschutz als Grund
Der Verzicht auf einen Radweg zugunsten des Naturschutzes ist in dem Moorgürtel zwischen Buxtehude und Neu Wulmstorf indes kein Einzelfall. Auch ein seit Jahren geplanter Radweg entlang der S-Bahn zwischen beiden Orten konnte bisher nicht realisiert werden. Dort befürchten die Behörden eine „Störung“ des ebenfalls streng geschützten Wiesenbrüters Wachtelkönig.
Während für Radfahrer daher derzeit in der Region keine Verbesserungen in Sicht sind, dürfen sich Autofahrer auf eine baldige, weitere Teil-Freigabe der Autobahn freuen. Laut Autobahn GmbH liegen die Arbeiten zwischen Buxtehude und Neu Wulmstorf/Rübke im Zeitplan.
Neu Wulmstorfer Anschluss im Dezember 2022 fertig
Rund 40 Straßenbauarbeiter sind dort derzeit im Durchschnitt pro Tag auf der Baustelle. Der alte Vorbelastungsdamm aus Sand ist weitgehend abgetragen und zum Hamburger Abschnitt an der A7 transportiert worden. Wie geplant, solle daher im Bereich des Ortsteils Rübke die Anschlussstelle Neu Wulmstorf im Dezember 2022 befahrbar sein. Allerdings werde es hier zunächst nur eine provisorische Verkehrsführung geben, weil der Bauuntergrund dort weicher als gedacht ist und sich Setzungen ergeben hätte, heißt es bei dem Bundes-Unternehmen.
Für die Landesstraße zwischen Neu Wulmstorf und Rübke könnte daher zunächst keine Brücke als Autobahnquerung gebaut werden, in dem Bereich müsse die Straße daher zunächst als Provisorium über die Autobahntrasse geführt werden, bis der Untergrund im Laufe des Jahres 2023 weiter stabilisiert werde.
Neue Setzungen ermöglichen nur eine provisorische Lösung
Allerdings endet die Autobahn dann Ende 2022 auch zunächst in Neu Wulmstorf. Mit der Fertigstellung des 4. Bauabschnitts zwischen Rübke und der A7 bei Moorburg rechnen die Planer derzeit mit 2025. In den Jahren von 2022 bis 2025 soll an der dann neuen Anschlussstelle Neu Wulmstorf der Verkehr nur Richtung Süden zur B3-neu und damit zur B73 geführt werden, um die Ortsdurchfahrten von Rübke und Neuenfelde nicht zu stark zu belasten.
Aber es gibt auch eine „Öffnungsklausel“, wonach bei einer Tempo-30-Regelung der Autobahnverkehr doch zwischenzeitlich durch die Dörfer auch nach Süden rollen könnten. Straßenplanerin Quast: „Dazu müsste es aber noch weitere Abstimmungsgespräche geben.“
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Unklar bleibt weiterhin die Rechtslage am Buxtehuder Anschluss
Unwägbarkeiten gibt es auch noch im Bereich der geplanten Anschlussstelle Buxtehude. Der Sandunterbau für Auf- und Abfahrt ist dort bereits angelegt, Mountainbike-Fahrer und Spaziergänger nutzen den neuen Weg an Wochenenden bereits. Doch noch immer gibt es zwischen Landkreis Stade und Buxtehuder Anwohnern der Rübker Straße (K40) einen Rechtsstreit. Der Landkreis will die Straße zu einem Zubringer ausbauen. Auch hier ist es wieder der Naturschutz im Moor, der eine andere Trasse weiter weg von bewohnten Abschnitten aus Behördensicht nicht ermöglicht.
Anwohner klagten gegen diese Planung und bekamen vor dem Verwaltungsgericht zunächst recht. Jetzt wird voraussichtlich das Oberverwaltungsgericht eine Entscheidung treffen. Einen Termin dazu gibt es aber noch nicht. Ob die dann im nächsten Jahr fertigen Zu- und Abfahrten über die K40 überhaupt einen ausgebauten Anschluss nach Buxtehude bekommt, ist daher derzeit weiter offen.
Die Anschlussstelle wird nach Auskunft der Autobahn GmbH aber auf jeden Fall wie geplant fertiggestellt. Allerdings werde es bis zu einer gerichtlichen Entscheidung dort keine Verkehrsfreigabe geben. Lediglich für Rettungsdienste wie Polizei, Notarzt oder Feuerwehr werde eine Auf- und Abfahrtsmöglichkeit geschaffen.