Landkreis Harburg. Landrat und zwei Bürgermeister sind verärgert: Sie erhielten nur zufällig Informationen über mögliche Untersuchungen zum Endlager.

Landrat Rainer Rempe, Salzhausens Samtgemeindebürgermeister Wolfgang Krause und Winsens Bürgermeister André Wiese sind mehr als sauer. Hintergrund sind Informationen, nach denen die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) den Salzstocks Bahlburg, der sich von Luhdorf bis hinter Garstedt erstreckt, untersuchen will. Am seinem Beispiel soll die Sicherheit von Salzstöcken bewertet werden, wenn sie auf ihre Eignung als atomares Endlager überprüft werden.

Die Informationen gehen auf die digitale Informationsveranstaltung „Standortauswahlverfahren Endlagersuche“ zurück. Sie wurden am Rande der Veranstaltung „praktisch zufällig und erst auf Nachfrage bekannt“, teilte der Landkreis am Mittwoch mit. „Noch ist nicht über den Standort für das Pilotprojekt entschieden. Das wird noch in dieser Woche geschehen. Dann werden wir auch darüber informieren“, sagte BGE-Sprecherin Dagmar Dehmer dem Abendblatt. Der Salzstock Bahlburg sei „im Gespräch.“ Es könne bei flacheren Salzlagerungen, bei Ton und kristallinen Gestein wie Granit noch weitere Pilotverfahren geben.

„Ein solches Vorgehen sorgt bei den Menschen vor Ort für Misstrauen“

Der Landkreis, Winsen und die Samtgemeinde Salzhausen kritisieren nun insbesondere die mangelhafte Kommunikation durch die BGE. Kreis und Kommunen seien von den Planungen nicht informiert worden. Rempe, Wiese und Krause fordern daher umfassende Informationen zu dem Vorhaben ein. „Wir hätten erwartet, vor der Endlagerkonferenz unaufgefordert und detailliert über diese Pläne und die Auswirkungen informiert zu werden. Ein solches Vorgehen sorgt bei den Menschen vor Ort für Verunsicherung und Misstrauen, statt durch transparente und frühzeitige Informationen Akzeptanz für das bundesweite Verfahren zur Endlagersuche zu schaffen“, sagt Landrat Rempe. „Mehr als unglücklich gelaufen“, sagt Winsens Bürgermeister. „So schafft man kein Vertrauen“, ergänzt Krause.

Für Landkreis und Kommunen ergeben sich auch über die Kommunikation hinaus „drängende Fragen.“ Von der BGE wollen sie wissen, warum sie nicht vorab informiert wurden, weshalb der Salzstock ausgewählt wurde und was das über die Eignung des Salzstocks für ein atomares Endlager aussage. „Uns ist es wichtig zu erfahren, ob im Rahmen des Pilotprojekts allein theoretische Betrachtungen und Modellierungen geplant sind oder ob bereits vor Ort mit konkreten Aktivitäten und Untersuchungen zu rechnen ist“, präzisiert Rempe. Offen scheint derzeit, ob und inwieweit bei einem Fachforum der BGE zu Sicherheitsfragen am 6. Juli weiteres über Sicherheitsuntersuchungen und die Methodenentwicklung vor allem zum Salzstock Bahlburg gesagt wird.

Wohnbebauung und Erholungsgebiete lassen kein Endlager zu

„Im Interesse unserer Bürger werden wir die Endlagersuche noch kritischer beobachten und begleiten“, kündigte Rempe an, der sich am Mittwoch im Kreistag zu dem Thema äußerte. Für ihn steht wie für die beiden Bürgermeister fest: Der Salzstock Bahlburg kommt, ebenso wie andere Flächen im Landkreis Harburg, als atomares Endlager nicht in Frage. Auch wenn die Flächen bei ersten Untersuchungsschritten geologisch geeignet erschienen, seien Kriterien wie die Nähe zur Wohnbebauung, die Bedeutung für die Natur und als Erholungsgebiet klare Ausschlusskriterien.

Der Bund hatte nach dem jahrelangen Streit um den Salzstock Gorleben die Suche für ein atomares Endlager neu gestartet. Die Entscheidung über den Standort für ein atomares Endlager soll, ausgehend von einer „weißen Landkarte“, nach wissenschaftlichen Erkenntnissen getroffen werden. 2031 will der Bund den Standort gefunden haben, von 2050 an sollen Behälter mit strahlendem Abfall unterirdisch gelagert werden. Ziel ist es, einen Standort in Deutschland für die Tiefenlagerung der hoch radioaktiven Abfälle zu finden, der für eine Million Jahre die bestmögliche Sicherheit bietet.