Rübke. In der neuen „Rübker Schnaps-Manufaktur“ kann man nicht nur kaufen, sondern auch verkosten und selbst brennen.

Ja, eindeutig: Die klare Flüssigkeit im Glas riecht und schmeckt nach Birne. Nach einer feinen, eher mildsüßen Sorte, deren Aromen dem Alkohol die Schärfe nehmen. Volker Schliebs beobachtet genau die Reaktionen seines Besuchers auf seinen Birnenschnaps, und als das kleine Glas leer ist, fordert er noch einmal zum Riechen auf. Und tatsächlich, das Birnen-Aroma strömt immer noch in die Nase. „Sehen Sie, dann ist er gut der Schnaps. Man muss auch nach dem Trinken die frische Frucht noch weiter im Glas spüren“, sagt er und lächelt dabei wissend.

Schliebs, 50 Jahre alt, ist eigentlich Parkettbodenleger mit eigenem Familien-Unternehmen in Rübke, einem zu Neu Wulmstorf gehörenden Dorf, das aber auch traditioneller Teil des Alten Landes ist. Rechts und links von dem Betrieb der Schliebs wird daher Obst angebaut, Äpfel natürlich, Kirschen, Birnen oder auch Beerenobst wie Brom- oder Stachelbeeren.

Ein Teil der traditionellen Obstbaukultur im Alten Land

Seit Anfang des Jahres ist der in Hamburg aufgewachsene Schliebs so etwas wie ein Teil dieser traditionellen Obstbaukultur. Direkt an einer der Haupt-Fahrradrouten von Hamburg zum Alten Land hat er hier vor einigen Monaten seine „Schnaps-Manufaktur Rübke“ eröffnet. Hier stellt er nun Obstbrände oder auch Liköre her. Ein großes Schild an der Straße wirbt für den Direktverkauf, für Verkostung und auch für Brenn-Seminare. „Man glaubt gar nicht, wie viele Radfahrer jetzt im Sommer hier vorbei radeln und dann spontan reinkommen“, berichtet Schliebs.

Er möchte seine neue Schnaps-Manufaktur zum neuen Hauptjob ausbauen, nachdem die Sache mit dem Brennen so gut angelaufen ist. „Nur ein Hobby ist das jetzt schon nicht mehr“, sagt er. Einige Hofläden in der Region und Restaurants beliefert er bereits. Sobald es die Pandemielage und die Corona-Auflagen erlauben, werde es auch mit den Seminaren losgehen. „Ich brenne darauf“, sagt er und lacht.

Angefangen hat die Sache mit einem Geschenk seiner Frau

Angefangen hat die Sache mit einem Geschenk seiner Frau, dem ersten eigenen Schnapsbrenn-Seminar. Schliebs fand im doppelten Sinn Geschmack daran, besuchte weitere Schulungen, beantragte beim Hamburger Hauptzollamt schließlich eine spezielle Lizenz dafür und verfeinerte sein Verfahren weiter, in dem er regionale Früchte aber gelegentlich auch exotische Zutaten wie Bananen, Schokolade und Chili zusammen mit speziellem Trinkalkohol in seinen Destillen kombiniert. Immer so, dass die Aromen möglichst ideal aufgefangen werden.

Auch die Liköre werden zum Großteil aus heimischen Obst gemacht
Auch die Liköre werden zum Großteil aus heimischen Obst gemacht © AT | Axel Tiedemann

Schnaps-Brennen ist eben eine Sache, die mit Experimentieren und mit dem Ausprobieren bei der Technik wie beim Geschmack zu tun hat. Das möchte er künftig auch bei den Brenn-Seminaren in seiner Manufaktur zeigen. Ganztägig können dabei bis zu zwölf Teilnehmer nach eigenem Gusto Schnaps herstellen. „Man kann auch seinen persönlichen Gin machen zum Beispiel“, sagt Schliebs, der dann alles „Wissenswerte im Eilverfahren“ zu der speziellen Technik erklären will. Eben wie man die Alkohol-Flüssigmischung in der Kupfer-Destille langsam zum Kochen bringt, so dass der dabei entstehende Dampf eine höhere Alkoholkonzentration aufweist, weil Alkohol einen niedrigeren Siedepunkt als Wasser hat. Aus Kupfer sind die Behälter, weil dadurch Mikroorganismen abgetötet werden, erklärt er.

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Durch ein Steigrohr steigt dieser Dampf dann in der Apparatur langsam auf und wird im Kühler wieder gekühlt – bis er schließlich als Flüssigkeit herauströpfelt. „Doch Vorsicht!“, sagt Schliebs. Zuerst kommt bei diesem Brennen bei steigenden Temperaturen der „Vorlauf“ heraus, der giftige Stoffe enthalten kann, die nicht getrunken werden dürfen. „Ein paar Tropfen sind das nur, die sind aber klebrig und backsig wie Pattex“, sagt er.

Erst der „Mittellauf“ ist dann das, was man haben möchte. Als „Edelbrand“ wird er auch bezeichnet. Steigt die Temperatur noch höher, beginnt der „Nachlauf“, der „Fusel“, der auch nicht getrunken wird. Die hohe Kunst ist es also, genau zu wissen, wann der Vorlauf endet, der Mittellauf beginnt und wieder in den Nachlauf umschlägt. „Man muss das Ganze immer im Blick behalten und genau wissen, wann man den Mittellauf abtrennen muss“, sagt Schliebs.

Idealer Standort: An seiner neuen Schnaps-Manufaktur kommen viele Radfahrer vorbei, die durchs Alte Land touren
Idealer Standort: An seiner neuen Schnaps-Manufaktur kommen viele Radfahrer vorbei, die durchs Alte Land touren © AT | Axel Tiedemann

Wer nicht gleich ein ganzes Seminar belegen möchte, kann bei ihm ebenfalls eigenen Schnaps mit eigenen Zutaten und eigenen Etiketten bekommen. Ab einer Abnahmemenge von elf Flaschen ist eine solche individuelle Schnaps- oder Likör-Beststellung möglich. Der Phantasie sind dabei offensichtlich kaum Grenzen gesetzt. Für einen Kunden aus Cuxhaven jedenfalls hat er kürzlich sogar einen „Krabbenschnaps“ produziert – was dort gewissermaßen ja auch ein regionales Produkt sein dürfte.