Buxtehude. Genossenschaft bot eine völlig klimaneutrale Lösung für künftige Bundesliga-Spielstätte an. Stadt setzt weiter auf Erdgas.
Am Ende war es dann eine etwas scharf formulierte E-Mail, die den Konflikt um die geplante neue Handball-Bundesliga-Halle wohl noch auf die Spitze getrieben hat. Jedenfalls fühlte sich Buxtehudes Stadtbaurat Michael Nyveld persönlich angegriffen in der Antwort von Robert Neumann, der Vorstand der Genossenschaft Bürgerenergie Buxtehude ist, die der Stadt ein klimaneutrales Energiekonzept für das Vorhaben angeboten hatte. „Unverschämt, eine Zumutung“, sagte Nyveld jetzt im zuständigen Bauausschuss des Stadtrats zu dem Schreiben Neumanns, der ihm darin vorwirft, „mehr verwalten als gestalten“ zu wollen.
Scharfe E-Mail fachte den Streit zusätzlich an
„Da war ich nicht sehr höflich“, räumt indes Neumann ein, bleibt aber bei seinen Vorwürfen, dass die Stadt mit dem Energiekonzept für diese große, neue Halle nicht gerade ein zukunftsfähiges Projekt bauen werde. Im Prinzip geht es bei diesem Buxtehuder Scharmützel um einen Konflikt, der sich vor dem Hintergrund immer schärferer Forderungen nach Klimaneutralität vielfach noch zeigen wird. Es geht schlicht um die Frage: Ist der völlige Verzicht auf fossile Energie heute schon machbar – und wirklich gewollt?
Kann man heute schon völlig klimaneutral bauen
Aber der Reihe nach: Der Neubau der Halle soll nach Darstellung der Stadt Buxtehude – die gern und oft auf ihren gewonnenen „Nachhaltigkeitspreis“ verweist – ein ökologisches Vorzeigeprojekt werden. Photovoltaik ist da natürlich geplant und ähnliche Dinge. Doch sie wird nicht komplett klimaneutral, sondern die Heizung beispielsweise soll auch noch mit Gas betrieben werden. Man könne bei einem solchen Vorhaben nicht nur auf einen Punkt wie etwa C02-Vermeidung schauen, argumentiert Stadtbaurat Nyveld. Es gebe aus Gründen des Schall- und Brandschutzes viele Aspekte, die man zusammenführen möchte. Etwa Parkplätze dort anzulegen, wo Anwohner nicht gestört werden – auch wenn dann Platz für Geothermie fehle. Und nicht alles, was gewünscht werde, sei bei einer solchen Halle technisch möglich – auch mit Blick auf mögliche Spitzenlasten im Energieverbrauch. Dennoch: „Die Öko-Bilanz der Halle kann sich sehen lassen“, sagt Nyveld.
Eine Lösung mit Erd-Kollektoren im Angebot
Das sieht Bürgerenergie-Vorstand Neumann indes anders. Die Genossenschaft baut und betreibt Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen. Für die Halle-Nord hatte sie der Stadt ein Leasing-Modell angeboten, das im Wesentlichen auf Erd-Kollektoren in 1,50-Meter Tiefe, Wärmepumpen und Photovoltaik beruht. „Das gibt es alles schon jetzt“, so Neumann. Es sei in der Anschaffung zwar teurer, mit steigenden Co2-Preisen in den Betriebskosten aber bald günstiger. Man baue daher etwas zulasten der nächsten Generation, argumentiert er.
CDU-Kritik: Suchen Sie eine andere Spielwiese
Die Grünen im Stadtrat unterstützen diese Sichtweise und hatten mit Anträgen noch einmal nachgehakt, warum der Vorschlag der Genossenschaft von der Stadt nicht aufgegriffen worden sei. Pikant dabei: Formuliert wurde der Antrag von einem Grünen-Politiker, der gleichzeitig im Aufsichtsrat der Genossenschaft sitzt. Grünen-Fraktionschef Michael Lemke blieb daher bei der jetzigen Diskussion eher etwas kleinlaut, wiederholte aber die zentrale Forderung: Bei einem solchen „Leuchtturmprojekt“ müsse man einen kompletten Co2-Verzicht erreichen. Politiker andere Fraktionen reagierten indes gereizt. Das Energiekonzept für die Halle sei mehrfach schon diskutiert und auch mehrheitlich längst so beschlossen worden, hieß es. Das Thema erneut anzugehen, werde das Projekt nur treuer machen und verzögern. CDU-Fraktionschefin Arnhild Biesenbach zu den Grünen: „Zu dem Thema ist alles gesagt, suchen Sie sich eine andere Spielwiese.“