Kreis Harburg. Politiker sprechen sich für Aufstockung der Einsatzstunden aus. Weitere Standorte geplant. Warum ein Tierpark nun eine Wache baut.

Im Landkreis Harburg wird der Rettungsdienst ausgeweitet. Die Zahl der Einsatzstunden für Krankentransporte werden um 213 Stunden pro Woche erhöht. Mehr Stunden, mehr Personal und möglicherweise auch mehr Fahrzeuge sollen basierend auf einem Stufenplan bereit gestellt werden. Hintergrund: Im flächenmäßig großen Landkreis ist es schwierig, bei Notfällen innerhalb der vorgeschriebenen 15 Minuten vor Ort zu sein.

Um die erhöhte Zahl an Arbeitsstunden ausfüllen zu können, müssten zehn bis elf neue Rettungssanitäter eingestellt werden. Das Konzept, zu dem auch ein Nacht-Krankentransportwagen gehört, soll vom Sommer an umgesetzt werden. Den Plan haben die Mitglieder des Kreis-Ausschusses für Ordnung und Feuerschutz kürzlich einstimmig beschlossen. Der Finanzausschuss und der Kreistag müssen noch zustimmen.

Neues Gutachten zeigt den Bedarf

Der Vorstoß geht auf den Rettungsdienstbedarfsplan zurück, der seit Herbst 2020 vorliegt. Zudem wurde ein Gutachter beauftragt, der mittels einer erstmals angewendeten Methode den Bedarf für Rettungsdienste im Kreis bewertete. Dabei stützte sich der Gutachter auf Daten der Leitzentrale im Winsener Kreishaus, die alle Einsätze für Kranken- und Rettungstransporte koordiniert. Im aktuellen Gutachten wird nun empfohlen, die Kapazitäten aufzustocken.

In der Diskussion mit den Krankenkassen, die die zusätzlichen Kosten tragen müssten, hat die Kreisverwaltung jetzt einen Stufenplan ausverhandelt. Danach werden zunächst die Einsatzstunden aufgestockt. Ist dies geschehen, sollen die Auswirkungen geprüft werden. Ist das Ergebnis noch nicht hinreichend, müsste nach einigen Monaten in einer zweiten Stufe über eine weitere Kapazitätsaufstockung gesprochen werden.

Für diese Stufe ist auch ein Notfall- Krankentransportwagen vorgesehen. Dieser Wagen ist deutlich besser ausgerüstet als die Standard-Krankentransporter und mit zusätzlich qualifizierten Rettungssanitätern besetzt. Er fährt, wenn die Rettungsleitstelle zu dem Ergebnis kommt, das die Erkrankung oder Verletzung des Patienten sich im überschaubaren Verlauf nicht verschlechtern wird, der Betroffene dennoch ambulanter oder stationärer Behandlung bedarf, transportfähig ist und die Ausstattung eines Rettungstransportwagen mit Notfallsanitäter nicht benötigt wird.

DRK ist mit dem ausgehandelten Stufenplan zufrieden

Im Landkreis übernehmen neben der Kommunalen Rettungsdienstgesellschaft des Kreises, einer Tochter der Krankenhausgesellschaft, die Johanniter Unfallhilfe und das Deutsche Rote Kreuz (DRK) die Rettungsdienste. „Wir müssen nun sehen, wer die jeweiligen Stunden einrichten und die notwendigen Fahrzeuge bereitstellen kann“, sagte Roger Grewe, der Geschäftsführer des DRK Harburg-Land, dem Abendblatt. Immerhin kosten Krankentransportwagen zwischen 80.000 und 90.000 Euro, Rettungswagen mehr als 100.000 Euro. Für den Ausbau sei es aber auch möglich, vorhandene Fahrzeuge mit dem entsprechenden Personal länger zu nutzen.

Mit dem Ergebnis der Verhandlungen mit den Krankenkassen ist Grewe zufrieden. „Vor dem Hintergrund, dass die Krankenkassen den Ausbau zunächst kritisch sahen, hat die Verwaltung nun den Stufenplan erreicht. Das ist ein Erfolg und gut für den Kreis. Es ist jetzt notwendig, mit Blick auf die Finanzierung mit Augenmaß zu handeln und nicht über das Ziel hinauszuschießen.“

Rettungsstützpunkt Seevetal/Lindhorst soll neu aufgebaut werden

Mit dem Beschluss des Ordnungs. und Feuerschutz-Ausschusses ist zudem eine Neuordnung der Standorte der Rettungsstützpunkte verbunden. So soll voraussichtlich im Frühjahr 2022 mit dem Neubau der Station in Seevetal/Lindhorst begonnen werden. Derzeit müssen aus Platzmangel drei der sieben Fahrzeuge bei der Feuerwehrtechnischen Zentrale in Hittfeld abgestellt werden. In Tostedt kann in den Neubau bereits zum Jahresende eingezogen werden.

So soll der Rettungsstützpunkt Tostedt künftig aussehen.
So soll der Rettungsstützpunkt Tostedt künftig aussehen. © DRK-Kreisverband Harburg-Land

Der Stützpunkt in Drage soll weiter östlich in die Samtgemeinde Elbmarsch ins Gewerbegebiet Eichholz/Oldershausen verlegt werden. Der dortige bisherige Interimsstandort steht zum Ausbau an. Mit der Verlagerung des Rettungswagen von Drage nach Eichholz fallen Kapazitäten für Winsen weg. Daher sollen für die Kreisstadt die Einsatzstunden in diesem Bereich ausgeweitet werden. Vorgesehen ist, ein vorhandenes Fahrzeug nun auch von 23 bis sieben Uhr vorzuhalten.

Im Süden des Landkreises soll der bislang unterversorgte Bereich der Samtgemeinde Hanstedt gestärkt werden. Die beiden Rettungstransportwagen in Salzhausen und Garlstorf werden nach Nindorf verlegt. Dort wird bereits gebaut, so dass die Wache Ende 2021/Anfang 2022 fertig sein soll. Bauherren sind die Geschäftsführer des Wildparks Lüneburger Heide, Norbert und Alexander Tietz. Der Neubau entsteht auf einem Grundstück des Tierpark. Der Kreis wird Mieter.