Winsen. Kreis-Schulausschuss stimmt für die Sanierung der Schule. Was jetzt in die rund 60 Jahre alten Gebäude neu investiert werden soll.
Der Bestand der Johann-Peter-Eckermann-Realschule ist für die kommenden 15 Jahre gesichert. Das hat der Kreis-Schulausschuss am Mittwochabend einstimmig beschlossen. Damit ist die Diskussion über einen Neubau für die Gebäude, die hauptsächlich zwischen Ende der 1950er und Anfang der 1960er entstanden, beendet. „Jetzt haben wir Planungssicherheit für die kommenden Jahre für alle Betroffenen“, sagte Schulleiter Andreas Neises dem Abendblatt. Er zieht ohnehin die Sanierung einem Abriss vor. „Die Entscheidung der Politiker ist für uns gut gelaufen.“
Studie über die Bausubstanz von 2016 neu überarbeitet
Bereits 2008/2009 während der Bankenkrise, hatte es Überlegungen über die Zukunft der in die Jahre gekommenen Gebäude (siehe Infokasten) gegeben. „Das Projekt wurde damals aufgeschoben“, erinnert sich Neises, der vor gut zwölf Jahren als Konrektor an die Schule des Landkreises gekommen war und seit Februar 2020 an der Spitze steht.
Jetzt wurde vor der Entscheidung eine Studie des Winsener Architekturbüros JuP von 2016 überarbeitet. Damals ging es um eine mögliche Umstrukturierung zur Oberschule. Die ist vom Tisch. Für die Gebäude spreche einiges dafür, den Status Quo noch für ein paar Jahre aufrecht zu erhalten, schreibt Studienautor Stefan Weinert, Partner im Architekturbüro JuP. In seinem Fazit heißt es: „Die Schule ist mit der Nutzbarkeit zufrieden. Die dringend anstehenden Arbeiten wie Brandschutz und Modernisierung der Haustechnik lassen sich kurzfristig und mit überschaubaren Aufwand bewerkstelligen.“
Zuschuss für die IT-Infrastruktur soll jetzt wieder fließen
Für Schulleiter Neises hätte jedoch ein Erhalt über wenige Jahre nicht gereicht. Hintergrund: Die Schule wurde als eine der wenigen bei den Zuwendungen des Landes für die IT-Infrastruktur bisher nicht berücksichtigt, weil sie keine langjährige Bestandsgarantie vorweisen konnte. Immerhin geht es dabei um eine Summe von 241.000 Euro. Nachdem sich der Schulausschuss festgelegt hat, dürfte die Schule wieder in die Reihenfolge für die Ausstattung einscheren.
An Investitionen sollen in diesem Jahr zunächst 600.000 Euro fließen, die vor allem für einen moderneren Brandschutz vorgesehen sind. Dazu kommen 100.000 Euro für den Technikraum der Schule, in dem noch eine konventionelle Tafel an der Stirnwand hängt. Nun sollen Mobiliar und Werkzeuge erneut werden. Dafür hat Neises zudem Firmen-Patenschaften geschlossen.
Aufzug für das Hauptgebäude für 200.000 Euro zur Barrierefreiheit
Wichtig für die Barrierefreiheit ist ein Aufzug für das Hauptgebäude, damit die oberen beiden Stockwerke für alle erreichbar sind. Dessen Kosten werden auf rund 200.000 Euro beziffert. Rechnet man den Zuschuss für die Digitalisierung mit, fließt mehr als eine Million Euro.
In der Studie von Jup. Architektur kommen die Fachleute für eine umfassende Sanierung auf rund 17 Millionen Euro. Darin wäre eine neue Aula (siehe Darstellung rechts), neue Fassaden und Fenster sowie ein Durchgang mit vier neuen Klassenzimmer einbezogen. Als Vergleich waren Architekt Weinert und sein Kollege Peter Freese für einen Neubau, den Verkauf des Grundstücks gegengerechnet, auf Kosten von 18 Millionen Euro gekommen.
Breite Flure und große Räume sorgen für Abstand in Corona-Zeiten
Doch Neises verweist als Gegenargument nicht nur auf die gute Bausubstanz, sondern auch darauf, dass große Räume mit eigenen Waschbecken, breite Flure und verschiedene Eingänge in Corona-Zeiten für ausreichende Abstände sorgen würden. „Wir haben Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach und werden vom Freizeitbad Die Insel nebenan mit Energie versorgt. Wäre da ein Abriss wirklich klimaneutral?“
Bei einem Neubau an der Schirwindter-Straße/Bultweg näher an die BBS und das Gymnasium zu rücken, sieht der Schulleiter ebenfalls kritisch. Schon weil er fürchtet, sich dort den Sportplatz künftig teilen zu müssen. „Die Realschule steht für ein Konzept, ohne Ganztagsunterricht und allein mit freiwilligen Arbeitsgemeinschaft am Nachmittag auszukommen. Wir wollen, dass den Schüler nachmittags noch Zeit bleibt, etwa bei der Freiwilligen Feuerwehr mitzumachen“, sagt Neises. „Damit werben wir.“ Bei einem Neubau könne dieses Konzept jedoch zur Disposition stehen.
Der Schulgarten musste auf ein anderes Grundstück umziehen
Weil das Grundstück, auf dem gerade mit einem Schulgarten begonnen wurde, für den Neubau vorgehalten werden sollte, musste auf eine wesentlich kleineres umgezogen werden. Neben der Buskehre der BBS haben Schüler und Lehrer vor Ostern neu angefangen.
Keine Frage: Die Johann-Peter-Eckermann-Realschule hat an ihrem Standort Zeit gewonnen. Nun müsse man sich, heißt es im Fazit der Kreisverwaltung, die Entwicklungen der Schullandschaft im Landkreis ansehen, den weiteren Bedarf des Gebäudes prüfen und rechtzeitig auf die Klimaziele 2040 mit einen optimierten Neubau reagieren.