Soltau. Am Wochenende startete der Heide Park Soltau nach gewonnenem Gerichtsstreit. Wie sich Freizeitspaß unter Corona-Auflagen anfühlt.

Der Anfang erinnert ein wenig an schlechte Science-Fiction-Filme und doch ist es schon fast zu einem gewohnten Anblick geworden: Auf dem Parkplatz des Heide Parks in Soltau reihen sich Zelte aneinander. Darin Mitarbeiter des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) in Schutzkleidung. Sie testen im Akkord. Denn wer in den Freizeitpark möchte, benötigt einen aktuellen Corona-Test. Nur für vollständig Geimpfte entfällt diese Pflicht.

Viele nutzen die Möglichkeit an diesem Tag und machen den Test gleich vor Ort im Drive-in-Testzentrum. Dafür brauchen sie nicht einmal aus dem Auto auszusteigen. Der Ergebnis ist schnell da. Und obwohl dies nur für Niedersachsen kostenlos ist, greifen auch Besucher aus anderen Bundesländern auf das Angebot zurück, wie die Kennzeichen zeigen.

Nur mit aktuellem Corona-Test geht es in den Freizeitpark

Mit dem Test und einem der begehrten Online-Tickets geht es in den Freizeitpark. Mit 35 Tagen Verspätung öffnete der Heide Park an diesem Wochenende wieder seine Tore. Aktuell ist das Heide Park Ressort laut eigenen Angaben damit der einzige Freizeitpark in ganz Deutschland, der geöffnet ist. Möglich macht das ein Gerichtsurteil. Wie berichtet, hatten die Verwaltungsrichter in Lüneburg entschieden, dass der Freizeitpark unter Auflagen und mit einem Hygienekonzept den Betrieb auch in Corona-Zeiten starten darf. Rund 4.200 Gäste konnten an den ersten beiden Öffnungstagen in den Park.

Ungewohnter Anblick: In sechs Zelten auf dem Parkplatz des Heide Park Ressorts können Besucher aktuelle Corona-Tests machen lassen.
Ungewohnter Anblick: In sechs Zelten auf dem Parkplatz des Heide Park Ressorts können Besucher aktuelle Corona-Tests machen lassen. © Andre Lenthe Fotografie

Zum Vergleich: In normalen Zeiten ist der Park für bis zu 24.000 Besucher ausgelegt. Und so stellt der einzuhaltende Mindestabstand die Besucher auch nicht vor große Probleme. Viele nutzten die Möglichkeit und spazieren ohne Maske durch den Park. „Nur in den Wartebereichen und den Fahrgeschäften muss eine Maske getragen werden“, erläutert Birte Leiner in ihrer Funktion als Marketing Direktorin im Heide Park Resort. „Im Park ist der Mindestabstand einzuhalten.“ Das fühlt sich schon fast nach ein Stückchen Normalität an.

In vielen Bereichen zusätzliche Plexiglasscheiben installiert

Doch die geschlossenen Stände erinnern dann daran, dass eben nicht alles normal ist. Würstchen, Crêpes und Getränke werden nur zum Mitnehmen angeboten. Aber an diesem Tag versorgen sich viele Besucher ohnehin selbst. In den Wartebereichen der Großattraktionen wie Collosos, Flug der Dämonen und Krake wurden nun zusätzlich Plexiglasscheiben installiert. Was nicht von der Maskenpflicht entbindet und worauf die Mitarbeiter in diesem Bereich besonders viel hinweisen müssen.

Die besonderen Bedingungen haben auch Vorteile. Es wirkt entschleunigt. Vom hektischem Treiben ist nicht viel zu spüren. Es ist ungewohnt entspannt, selbst mit Kindern durchs Peppa Pig Land zu schlendern und sich nicht in eine lange Schlange wartender Eltern reihen zu müssen. Selbst Attraktionen wie Peppas Ballonfahrt haben so auch für Erwachsene etwas Angenehmes.

Spaß auch für die Kleinsten: eine Ballonfahrt im Peppa Pig Land.
Spaß auch für die Kleinsten: eine Ballonfahrt im Peppa Pig Land. © Andre Lenthe Fotografie

„Wir haben uns spontan entschlossen, in den Heide Park zu fahren. Endlich mal nicht der Spaziergang um den eigenen Wohnblock, etwas Spaß haben und abschalten von der Arbeit“, berichtet Lisa Kauertz. Die 22-Jährige ist mit ihrem 37-jährigen Freund Dirk Richter aus Schwarzenbek nach Soltau gekommen. „Das wir mit Maske fahren müssen, stört uns nicht. Aber das bleibt dennoch hoffentlich ein einmaliges Erlebnis“, sind sie sich einig.

„Ich hatte in der Bobbahn das Gefühl, die Maske zu fressen“, sagt dagegen ein Gast aus Hessen, der seinen Namen nicht verraten möchte. „Schlimm wie sehr wir uns dran gewöhnt haben, diese Alltagsdinger zu tragen.“ Seine Frau widerspricht: „Mich stört es gar nicht mehr.“ Und genau darauf setzt auch die Parkleitung. Darauf, dass der Freizeitspaß im Vordergrund steht und für einen Augenblick ein ersehntes Stück Normalität aufkommen lässt.

Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:

  • Hamburg: 2311 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemie-Beginn: 430.228), 465 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon auf Intensivstationen: 44), 2373 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1435,3 (Stand: Sonntag).
  • Schleswig-Holstein: 1362 Corona-Fälle (477.682), 623 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 39). 2263 Todesfälle (+5). Sieben-Tage-Wert: 1453,0; Hospitalisierungsinzidenz: 7,32 (Stand: Sonntag).
  • Niedersachsen: 12.208 neue Corona-Fälle (1.594.135), 168 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, 7952 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1977,6; Hospitalisierungsinzidenz: 16,3 (Stand: Sonntag).
  • Mecklenburg-Vorpommern: 700 neue Corona-Fälle (381.843), 768 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 76), 1957 Todesfälle (+2), Sieben-Tage-Wert: 2366,5; Hospitalisierungsinzidenz: 11,9 (Stand: Sonntag).
  • Bremen: 1107 neue Corona-Fälle (145.481), 172 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 14), 704 Todesfälle (+0). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 1422,6; Bremerhaven: 2146,1; Hospitalisierungsinzidenz (wegen Corona) Bremen: 3,88; Bremerhaven: 7,04 (Stand: Sonntag; Bremen gibt die Inzidenzen getrennt nach beiden Städten an).

Dabei ist es nicht nur Spaß für die Besucher. Auch unter den Mitarbeitern herrscht Aufbruchstimmung am Eröffnungswochenende. „Es ist für uns eine große Erleichterung, bis vor zwei oder drei Wochen wusste noch niemand, wie es in dieser Saison weitergeht“, berichtet Marketingleiterin Leiner. „Diese Zeit war auch für die Mitarbeiter des Parks schwierig.“

Einer von ihnen ist der langjährige Mitarbeiter und Supervisor Stefan Tödter. „Mitarbeiter, die hier arbeiten, brennen dafür die Menschen glücklich zu machen“, sagt er. „Klar, dass sich jetzt alle freuen, wenn es endlich wieder losgeht. Und ich habe sogar einige Stammgäste getroffen. Die vermisst man schon, wenn es eine so lange Winterpause gibt.“

Während in Soltau die Saison startet, ist es auch im Freilichtmuseum am Kiekeberg in Rosengarten wieder losgegangen. „Wir haben viele Anmeldungen für das Wochenende, es ist alles geöffnet“, sagte eine Sprecherin der Deutschen Presseagentur dpa. Auch im Serengeti-Park am Südrand der Lüneburger Heide ist es erlaubt, Tiere anzugucken, Karussell- und Achterbahnfahren dagegen nicht. „Wir hoffen, dass wir zu Pfingsten mehr anbieten und Ende Mai den Freizeitpark dazunehmen können“, sagte eine Sprecherin.

So geht's in den Park:

  • Ganz anders sieht es im Barfußpark in Ehestorf aus. Wie berichtet, sieht die neue Corona-Verordnung des Landes Niedersachsen keine Öffnungsperspektive für eine Einrichtung dieser Art vor. Wahrscheinlich muss auch dieser Fall vor Gericht in Lüneburg geklärt werden.
  • Ein Tagesticket mit Einlasszeit kann unter www.heide-park.de/ tickets-paesse/ gebucht werden. Kostenpunkt: 39 Euro. Kinder unter 3 Jahren haben freien Einritt, benötigen aber ebenfalls ein Ticket. Derzeit werden nur über einen überschaubaren Zeitraum Tickets angeboten. Eine langfristige Planung ist noch nicht möglich. Auch ein Parkplatzticket für 6,50 Euro ist nötig.
  • Corona: Zudem benötigen Besucher im Alter ab sechs Jahren einen aktuellen negativen Test. Der kann im Drive-In vor Ort gemacht werden. Niedersachsen bekommen einmal pro Woche kostenlos einen solchen Test, Gäste aus anderen Bundesländern zahlen 18 Euro hier pro Test.
  • Die Adresse des Heide Park Resort lautet: Heide Park Resort Heide Park 1, 29614 Soltau