Egestorf. Während in Soltau ab 1. Mai wieder Besucher kommen dürfen, bleibt der Barfußpark in Egestorf dicht. Das hat einen kuriosen Grund.
Der Heidepark Soltau öffnet in der Corona-Krise am Sonnabend wieder seine Tore. Die Öffnung ist jedoch an Auflagen gebunden: Maskenpflicht und Abstandsregeln müssen demnach in den Attraktionen, Wartebereichen und Shops eingehalten werden. Auch ein Online-Ticket ist Pflicht. Der Barfußpark in der Lüneburger Heide hingegen darf seine Tore nicht für Besucher öffnen.
Kerstin Albers kann es noch gar nicht ganz fassen. Die Geschäftsführerin des Barfußparks Lüneburger Heide hatte fest damit gerechnet, dass in diesem Corona-Jahr dasselbe gilt wie im vergangenen. Damals galt die Anlage in Egestorf als sicher. Besucher durften trotz der Pandemie in den Park, natürlich unter strengen Hygieneauflagen.
Warum der Barfußpark nicht öffnen darf – der Heidepark schon
Da sich alles unter freiem Himmel abspielt, sieht Albers darin auch überhaupt kein Problem. An allen Engstellen wurde zusätzlich nachgebessert, der Eingangsbereich aufwendig verbreitert, der Waschplatz am Ende der Strecke um zwei Meter vergrößert. Ohne, dass das eine Auflage gewesen wäre. Zudem gibt es ein Hygienekonzept samt Online-Buchungssystem.
Insgesamt beziffert Albers die Corona-Investitionen auf mindestens 80.000 Euro. Ein Konzept, alles im Freien, gute Erfahrungen aus dem Jahr zuvor – und „da wir hier im Landkreis Harburg auch stabil unter der Inzidenz von 100 liegen, gibt es doch gar keinen Grund, nicht zu öffnen“, so Albers. Doch weit gefehlt.
Heidepark Soltau öffnet: Das sollten Besucher beachten
- Zutritt für Gäste ab sechs Jahren nur mit einem negativen Corona-Test möglich.
- Besucher haben entweder die Möglichkeit, sich in der Drive-In-Teststation auf dem Busparkplatz kostenpflichtig testen zu lassen oder ein negatives PCR- oder Antigen-Testergebnis mitzubringen.
- Ein Online-Ticket ist Pflicht.
- Für vollständig Geimpfte entfällt die Testpflicht.
- Der Park hat bis 31. Oktober täglich geöffnet.
Das Problem: In der neuen niedersächsischen Corona-Verordnung fehlt ein entscheidender Satz. In dem Absatz, wo es um die Öffnung von Tierparks, Zoos und botanischen Gärten geht, steht nichts mehr von ähnlichen Freizeitanlagen unter freiem Himmel. Darunter fiel, so Albers, der Barfußpark noch im vergangenen Jahr. Warum der Satz gestrichen wurde? Das konnte ihr bislang niemand beantworten. Die Gemeinde verweist aufs Land, das Wirtschaftsministerium ans Gesundheitsministerium.
Lesen Sie auch:
- Nach Zoos und Freizeitparks starten nun die Minigolfer
- Warum in Hamburg ein einziger Baumarkt geöffnet hat
Für die Betreiber und betroffenen Mitarbeiter ist diese Situation nicht nachvollziehbar. Während Wildparks, Zoos und Botanische Gärten in Niedersachsen öffnen, soll der Barfußpark geschlossen bleiben. Noch verrückter: Für den 1. Mai hat der Heidepark Soltau den Starttermin angekündigt.
Der Freizeitpark hatte sich erfolgreich vor Gericht gegen eine Schließung gewehrt. Die Lüneburger Richter folgten der Argumentation, dass mit einem vernünftigen Konzept nichts gegen diese Freizeitbeschäftigung im Freien spreche.
"Können es uns nicht leisten, einfach abzuwarten"
„Uns bleibt wohl auch nur dieser Weg“, sagt Albers. Mit dem Rechtsanwalt vom Heidepark wurde bereits Kontakt aufgenommen. Zudem hat sich die Geschäftsführerin mit den Chefs des Berliner Barfußparks ausgetauscht.
„Wir bereiten jetzt eine Klage vor, aber auch in einem Eilverfahren dauert es, bis eine Entscheidung gefallen ist und Wirkung entfaltet“, so Albers. „Wir haben doch nur diese kurze Saison, diese fünf Monate. Wir können es uns nicht leisten, einfach abzuwarten.“ Für sie und die etwa 15 Mitarbeiter sowie die ansässige Gastronomie läuft die Zeit.
Etwas tröstet sie, dass es im vergangenen Jahr so gut lief. 120.000 Besucher zählte der Barfußpark. „Das war eine super Saison. Man hat gemerkt, dass die Menschen die freie Natur suchten sich hier bei uns sicher fühlten“, so die Geschäftsführerin. Noch hofft sie, dass sich vielleicht eine schnellere Lösung findet.