Harburg. Neue Anlaufstelle in Harburg eröffnet. Von der bewegten Geschichte des Standortes an der Eißendorfer Straße ahnten Betreiber nichts.

Solche Geschichten schreibt nur das Leben: Ausgerechnet dort, wo einst jemand mit Särgen das große Corona-Geschäft machen wollte, eröffnen zwei junge Unternehmer nun ein Schnelltestzentrum. Und das Interesse an ihrem Laden mit der bewegten Geschichte ist groß.

Das zeigt sich bereits beim Ortstermin. Während des Gesprächs halten Passanten an, es werden Selfies gemacht. Im Hamburger Bezirk Harburg kennen viele die Geschichte, von dem Tag, an dem die Polizisten anrückten.

Polizei bot sich ein ungewöhnlicher Anblick

Nachbarn hatten einen merkwürdigen undefinierbaren Geruch gemeldet, der aus dem abgeklebten Geschäfts drang. Es war ein ungewöhnlicher Anblick, der sich den Beamten vor Ort bot, nachdem die Feuerwehr die Tür aufgebrochen hatte: Denn sie entdeckten nicht nur Anzeichen auf eine abgeerntete Marihuana-Plantage, sondern auch gleich zahlreiche neue Särge.

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Nachbarn berichteten damals, dass der einstige Mieter den leerstehenden Drogeriemarkt an Eißendorfer Straße als Sarglager nutzte. Er hatte Anfang 2020 aufgrund des sich verbreitenden Coronavirus wohl auf ein Geschäft mit dem Tod gehofft. Als das sich nicht einstellte, änderte er möglicherweise sein Betätigungsfeld. Die damals hinzugezogenen Bereitschaftspolizisten stellten zumindest die Reste der Aufzuchtanlage sicher. Anschließend sollte geprüft werden, ob die Person, die die Särge einlagerte, auch etwas mit dem illegalen Drogenanbau zu tun hat.

Neue Mieter wunderten sich über die Särge im Laden

„Wir kannten die Vorgeschichte nicht. Wir haben die Filiale über den Vermieter bekommen“, berichtet Johannes Gabriel. Sie wunderten sich nur über die Särge, die sie vom Vermieter übernahmen und erst einmal in den Keller brachten, da es nicht ihr Eigentum ist. Die neuen Betreiber betonen, dass sie auch nichts mit dem ehemaligen Mieter zu tun hätten. Auf der Suche nach einem möglichen Standort für ein Corona-Testzentrum seien sie einfach auf das leere Geschäft aufmerksam geworden. Auf Harburg kamen sie zum einen, weil es hier wenig solcher Zentren gebe und zudem stamme Gabriels Freundin aus Harburg.

Der 26-Jährige selbst kommt aus Heilbronn. Seinen Job im Immobilienbereich hat er für das neue Projekt gekündigt. Das setzt er zusammen mit seinem Studienkollegen Bennet Borgiel, 23, um. Er steuert ein Medizinstudium an. Warum sie nun ein Testzentren eröffnen? „Wir haben uns gefragt, was wir tun können? Wir möchten etwas beitragen, da sind wir auf die Idee gekommen“, berichtet Gabriel.

600 Personen pro Tag können sich testen lassen

Um aus dem Geschäft ein Testzentrum zu machen, haben die beiden viel Kraft und Geld investiert. Mithilfe von Messebauwänden werden die Kabinen von einander getrennt. Von heute an können sich so am Tag bis zu 600 Personen testen lassen. Laut den Betreibern wurde das Personal eigens von Notfallsanitätern geschult. Über www.testzentrum-harburg.de können sich Interessierte einen Termin buchen, jeden Tag im 15-Minuten-Abstand. Öffnungszeiten: Montag bis Sonnabend 9 bis 19 Uhr sowie sonntags von 12 bis 17 Uhr.

Übrigens planen die Jungunternehmer bereits ein weiteres Testzentrum – wahrscheinlich in Eilbek.