Buchholz/Winsen. Eingeschränkte Besuchszeiten im Kreis Harburg und längere Wartezeiten auf Operationen. Neues Lager für die Zentralapotheke.
Mit dem Hochlauf der Zahlen von Infizierten stellen sich die beiden Krankenhäuser des Landkreises zum zweiten Mal nach dem Frühjahr auf deutlich steigende Zahlen von Patienten mit dem Coronavirus ein. Die Besuchszeiten sind reduziert und in diesen Tagen wird wieder Kontakt zu Patienten aufgenommen, deren Operationen aufgeschoben werden müssen. Grundsätzlich soll etwa ein Viertel aller planbaren Eingriffe zurückgestellt werden. „Das größte Problem bleibt knappes Personal“, sagte der Ärztliche Direktor des Krankenhauses Buchholz, Christian Pott, dem Abendblatt.
Die Gesundheitsfachschule der Krankenhäuser und der Jesteburger Waldklinik ist zwar inzwischen auf insgesamt 100 Schüler ausgebaut und für Winsen und Buchholz konnten vor einem Jahr 14 Fachkräfte von den Philippinen gewonnen werden. „Wir haben zudem zum 1. August nach den Prüfungen 18 von 23 Absolventen übernommen“, so Angelika Hutsch von der Buchholzer Pflegeleitung. Doch das reicht nicht, um die Altersabgänge zu kompensieren. Der Pflegenotstand ist überall.
„Wir bauen jetzt ein Personalbindungskonzept auf“, sagte der Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft, Norbert Böttcher. Vorgesehen ist, Führungskräfte zu schulen oder eine Supervision anzubieten, wenn Probleme aus dem Alltag auftauchen. Ziel: Die Belegschaft in jedem Fall im Haus halten.
Quarantäne für Kontaktpersonen kann auf fünf Tage verkürzt werden
Um den Betrieb in den Krankenhäusern zu sichern, gibt es bereits Ausnahmen für das Gesundheitswesen in den Quarantäne-Gesetzen. So kann die Quarantäne für Kontaktpersonen auf fünf Tage verkürzt werden, sobald ein negativer Test vorliegt. Die Betroffenen können dann mit einer FFP2-Maske wieder an die Arbeit gehen. „Sie sind auf den Stationen unverzichtbar“, sagt Hutsch. Zumal auch Mitarbeiter ausfallen, weil Angehörige oder Kinder krank sind und sie so zu Hause bleiben müssen.
„In den beiden Häusern sind aber bislang nur zwei Mitarbeiter erkrankt, die sich wahrscheinlich bei der Arbeit angesteckt haben“, sagt Direktor Pott. Insgesamt arbeiten 700 der gut 2000 Beschäftigten der Krankenhäuser in der Pflege. Trotz der Pflegeproblematik sollen in beiden Häusern künftig jeweils zwei Betten auf den Intensivstationen frei gehalten werden, vorgeschrieben ist jeweils eins. Die Kapazität lässt sich nach Bedarf kurzfristig anpassen.
Waren vor der Pandemie auf den Intensivstationen 15 Betten mit den rund 20.000 Euro teuren Beatmungsgeräten ausgestattet, sind es jetzt jeweils zwölf. Eine sichere Größe. „Wir hatten auch im Frühjahr nie mehr als zwei Patienten, die beatmet werden mussten“, sagt Pott. Derzeit werden 13 Patienten mit Corona-Infektionen auf Stationen behandelt. Dort müssen jetzt jeweils acht Betten in beiden Häusern frei bleiben.
Situation beim Verbrauchsmaterial hat sich entspannt
Immerhin: Die Situation beim Verbrauchsmaterial, Medikamenten und Desinfektionsmitteln hat sich entspannt. „Wir beginnen gerade damit, ein neues Lager für die Zentralapotheke in Winsen für eine Million Euro zu bauen“, sagt Böttcher. Das soll sicherstellen, dass man auch für den erwarteten steigenden Bedarf gewappnet ist. Die Preise für den Krankenhausbedarf liegen heute aber auf einem vielfach höheren Niveau. Beispiele: OP-Masken, die Krankenhäuser vor der Pandemie für zwei Cent kauften, kosten jetzt 50 Cent. Die wirksameren FFP2-Masken gibt es für vier Euro statt vorher für einen.
Appell von Senatorin Leonhard:
Auf Sicht sind Besuche auf eine halbe Stunde pro Tag reduziert. Besuchszeit ist von 13 bis 17 Uhr. Maske, Desinfektion und das Eintragen in eine Liste sind obligatorisch. Ausnahmen gelten allein für die Palliativmedizin und junge Väter, die Nachwuchs und Mutter gern besuchen möchten „Wir müssen Patienten und Personal schützen und handlungsfähig bleiben“, so Pflegeleiterin Hutsch.
30 Verwaltungsmitarbeiter aus anderen Ämtern werden eingesetzt
Das gilt auch für das Gesundheitsamt des Landkreises. Dort werden inzwischen mehr als 30 Mitarbeiter der Verwaltung aus anderen Ämtern eingesetzt. Sie sollen dabei helfen, Kontaktpersonen von Infizierten zu ermitteln. Astrid Schwemin, die Leitende Amtsärztin, rechnet für einen Fall mit durchschnittlich zehn bis 20 Kontaktpersonen. Der Kreis hat die Gruppe, der für solche Einsätze qualifizierten Verwaltungsmitarbeiter von 40 auf 60 Personen erhöht.
Das neue Testzentrum in Winsen, für das ein Vertrag mit einem Arzt und seinem Personal geschlossen werden soll, liegt in der Hand des Landkreises. Bislang hatte dagegen die Kassenärztliche Vereinigung die Testzentren, zuletzt in Rosche (Kreis Uelzen), betrieben. Kreis-Sozialdezernent Reiner Kaminski geht davon aus, „dass uns die Kosten für den Betrieb nach dem Bundestestverordnung erstattet werden.“ Start ist am 3. November.
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