Winsen. Nach einer Umfrage und Kritik des Berliner Experten Konrad Umlauf macht die Verwaltung Tempo: Sie will Millionenprojekt starten.
Die Kreisstadt Winsen plant eine komplett neue Stadtbücherei. Zwischen dem derzeitigen Standort Marstall und dem neuen Kreishaus am Ende des Schlossparks soll ein Neubau entstehen. Geplant ist eine Nutzfläche von 1000 Quadratmetern – mehr als doppelt so viel wie derzeit im Marstall zur Verfügung steht. Das Projekt soll Mitte November und Anfang Dezember im Kultur- und Verwaltungsausschuss diskutiert werden. „Wir stehen noch am Anfang. Aber wir streben an, dass bis Mitte 2020 alle grundsätzlichen Fragen beantwortet sind“, so Stadtsprecher Theodor Peters.
Politische Diskussion beginnt im November
Schon 2017 hatte die SPD mit einem Antrag die Überlegungen für eine größere Bibliothek und einen alternativen Standort in Gang gebracht. Es folgte eine Umfrage, die der emeritierte Berliner Professor Konrad Umlauf ausgewertet hatte. Sein Fazit: Die derzeitige Bibliothek ist zu klein, der Etat zu niedrig und die Öffnungszeiten reichen nicht aus.
Im Kulturausschuss erhielt der Experte viel Zuspruch aus der Politik. Auch Bernd Meyer, der Fraktionsvorsitzende der Grünen/Linken, sah in der Juni-Sitzung einen Neubau als mögliche Lösung. Der neue Vorschlag kommt nun direkt aus der Verwaltung und wurde mit Bürgermeister André Wiese abgestimmt.
Grundstück im Schlosspark gehört dem Land
„Es war für uns überzeugend, was uns Professor Umlauf ins Stammbuch geschrieben hat“, sagt Stadtsprecher Peters. Ein positives politisches Votum vorausgesetzt, muss die Verwaltung nun zunächst einige Grundsatzfragen klären. So gehört das Grundstück im Schlosspark dem Land, es muss ausgelotet werden, welche Rolle der Denkmalschutz für das Gebäude des Marstalls bedeutet und wie der Bebauungsplan geändert werden muss. Klar ist: Ein neues Gebäude wäre ein Millionenprojekt, wenn auch deutlich unterhalb von zehn Millionen Euro. Es wäre ein weiteres Detail zu der nun anlaufenden Innenstadtsanierung „Winsen 2030.“
Längere Öffnungszeiten geplant
Doch die Verwaltung will es bei dem Thema nicht allein bei dem Zukunftsprojekt belassen. So sollen in den derzeit diskutierten Haushalt für das kommende Jahr 100.000 Euro für eine Selbstverbuchungsanlage eingestellt werden. „Mit ihr können künftig längere Öffnungszeiten angeboten werden, ohne dass das Team von neun Personen aufgestockt werden muss“, sagt Mareike Lappat, die neue Chefin, die seit 1. Oktober die Bücherei leitet. Denn statt eine der Beschäftigten allein mit dem Ausbuchen und nach der Rückgabe mit dem Einbuchen von Medien zu befassen, könnten dies die Besucher am PC selbst tun.
Damit würde Arbeitszeit frei, die die Mitarbeiter für Bestellungen oder Katalogisieren von Büchern aber auch für die Vorbereitung von Veranstaltungen für Schüler, für Lesungen oder mehr Service für die Kunden nutzen können. „Wir werden zwar nicht 46 Stunden in der Woche geöffnet haben. Das entspricht dem Standard von Großstädten“, sagt Lappat. Doch mehr als die heutigen 30 Stunden seien drin. Die Schließung zur Mittagszeit zwischen zwölf und 14.30 Uhr soll jedenfalls wegfallen.
Grundreinigungen mindestens einmal im Jahr
Der Vorschlag aus dem Rathaus geht aber noch weiter. Danach sollen künftig mindestens einmal im Jahr die Räume und Regale grundgereinigt werden. Die erste Aktion für 1400 Euro wurde nach der Kritik des Berliner Professors bereits nach den Sommerferien abgeschlossen. Der Etat für neue Bücher und andere Medien soll 2020 um 10.000 Euro auf 52.000 Euro, der für kulturelle Events von 2000 auf 3000 Euro aufgestockt werden. Bereits jetzt stehen in den Räumen zwei neue Sessel, die den Aufenthalt gemütlicher machen sollen. Aus noch vorhandenen Mitteln sind 5000 Euro für eine neue Leseecke und 3000 Euro für neue CD- und DVD-Regale vorgesehen. Winsen macht also Tempo.
Die Stadt hofft auf hohe Fördermittel
Das muss derzeit allein beim Projekt für eine energiesparende LED-Beleuchtung des Marstalls noch gedrosselt werden. Die Stadt setzt hier auf ein positives Votum des Landes über Fördermittel von mehr als 166.000 Euro. „Diese Chance wollen wir nicht vertun“, sagt Stadtsprecher Peters. Solange aber nichts entschieden ist, dürfen die Arbeiten nicht beginnen.