Winsen. Die Stadtbücherei der Kreisstadt im Marstall erfüllt in vielen Bereichen nicht mehr die Anforderungen für eine moderne Einrichtung

Die Stadtbücherei der Kreisstadt im Marstall erfüllt in vielen Bereichen nicht mehr die Anforderungen für eine moderne Einrichtung. Zu diesem Ergebnis kommt Konrad Umlauf, emeritierter Professor der Technischen Universität Berlin, der die Bücherei beim Erstellen eines Fragebogens für die Bürger beraten hatte. Im Kulturausschuss erhielt der bundesweite Experte dafür sowohl von Politikern als auch von Besuchern Zuspruch. Klar scheint: Bei der Bücherei wird es Veränderungen geben. „Wir müssen jetzt nach Lösungen suchen“, sagte Brigitte Netz, die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion im Stadtrat. „Es muss etwas passieren.“

Diskussion steht noch am Anfang

Die Diskussion steht zwar noch am Anfang. Aber Bernd Meyer, der Fraktionsvorsitzende der Grünen/Linken, macht Tempo. „Wir werden umgehend ein Konzept erstellen, wie eine moderne Bibiliothek entstehen kann, welche Liegenschaften oder Grundstücke in Frage kommen“, sagte Meyer. Auch ein Neubau kommt für ihn in Frage. Schon beim nächsten, nichtöffentlichen Verwaltungsausschuss am 19. Juni könnten erste Entscheidungen fallen. „Die Schwerpunkte in Büchereien sind andere geworden“ sagte Steffen Behr (CDU) und versprach: „Es wird Abhilfe geben.“

Räume und Auswahl verbesserungswürdig

Professor Umlauf leitete seine Schlussfolgerungen von den Ergebnissen der Befragung ab, an der sich auf Papier und online 667 Bürger beteiligt hatten. Die größten Probleme ergeben sich für ihn in der räumlichen Unterbringung und dem aktuellen Medienangebot. Beide Themen sind für 86 beziehungsweise 94 Prozent wichtig oder sehr wichtig. Aber nur 65 beziehungsweise 73 Prozent der Befragten waren zufrieden oder sehr zufrieden. „Das ist kein gutes Ergebnis, weil ein hoher Anteil der Bürger bei einem für viele wichtigem Thema unzufrieden ist“, sagte Umlauf.

Regale stehen eng, es gibt kaum Sitz- oder Arbeitsmöglichkeiten

Die Bücherei wirke in ihrem Erscheinungsbild ungemütlich und unmodern. Viele hätten auch die Sauberkeit kritisiert. „Bis hin zu Insekten auf den Fensterbrettern.“

Die  Stadtbibliothek Winsen im Marstall
Die Stadtbibliothek Winsen im Marstall © Rolf Zamponi | Rolf Zamponi

Die Regale stehen eng, es gibt kaum Sitz- oder Arbeitsmöglichkeiten und das Holz des Hauses mache die Räume dunkel. Zudem sei der Kinderbereich so klein, dass für Mütter mit Kinderwagen kein Platz bleibe. Dennoch waren zuletzt 20 Quadratmeter Fläche der Tourist-Information im selben Gebäude zugeschlagen worden.

Wie knapp die verbleibenden 464 Quadratmeter Gesamtfläche sind, lässt sich an den Kriterien der Büchereizentrale Niedersachsen ablesen, die zusammen mit dem Innenministerium ein Qualitätszertifikat vergibt. Dafür müssten in Winsen rund 1600 Quadratmeter zur Verfügung stehen.

Mittagspause von 12 bis 14.30 Uhr nicht zu begründen

Umlauf empfiehlt für ein verbessertes Medienangebot den Etat für Neuerwerbungen zu erhöhen. Derzeit beträgt er laut Ekkehard Sallmann, der die Bücherei seit 1986 leitet, 42.500 Euro im Jahr. „Grundsätzlich geht man heute von 3,50 Euro pro Einwohner und Jahr aus“, sagte der Professor. Das wären bei 36.500 Einwohnern der Kreisstadt knapp 128.000 Euro. Aus den Daten der Umfrage geht für Umlauf zudem hervor, dass sich die derzeit geltende Mittagspause von 12 bis 14.30 Uhr nicht begründen lässt.

Er schlägt längere Öffnungszeiten vor: Montags bis freitags von elf bis 19 Uhr und sonnabends von neun bis 15 Uhr. Doch für diese Zeiten würden die neun Beschäftigten auf 5,88 Stellen nicht ausreichen, ist Sallmann sicher.

Digitale Bibliothek müsste stärker beworben werden

Um künftig neue Kunden für die Bücherei zu gewinnen, sollte die digitale Bibliothek stärker beworben werden. Denn derzeit gibt es kaum Hinweise auf die rund 20.000 E-Papers, E-Books, Hörbücher oder Reisevideos. Bücherei-Chef Sallmann setzt sich dabei für einen großen Touchscreen ein, über den das digitale Angebot gesichtet und Bücherei-Mitglieder gewünschte Dateien sofort herunterladen könnten. Gerade Bürger, die den Marstall derzeit noch nicht aufsuchen, könnten mit Veranstaltungen im Haus sowie der Möglichkeit gelockt werden, dort Software auszuprobieren. „Dafür wäre ein digitaler Kreativraum geeignet,“ sagte der Professor.

Ein neuer Standort war bei der Befragung kein Thema. Aber Umlauf hatte dennoch einen Tipp zum derzeitigen: Er sollte besser ausgeschildert werden.