Neu Wulmstorf. Blutende Hunde, verängstigte Affen: In einem Tierversuchslabor bei Hamburg sollen schwere Missstände herrschen.
Tierschützer erheben schwere Vorwürfe wegen der angeblichen Misshandlung von Versuchstieren in einem kommerziellen Labor in Neu Wulmstorf bei Hamburg. Ein Aktivist habe mehrere Monate verdeckt in dem abgeschotteten Betrieb der Firma LPT gearbeitet und dort erstmals seit Jahren Aufnahmen gemacht. Das teilten die Gruppen Soko Tierschutz und Cruelty Free International mit.
Dem Bericht nach werden Hunde bei Versuchen mit giftigen Substanzen nicht richtig versorgt, einige hätten blutend in ihren Käfigen gesessen. Die Käfige der Laboraffen seien zu eng, es fehle das vorgeschriebene Material zum Spielen. Die Affen würden brutal behandelt. "Ein Mitarbeiter schlug einen Affen absichtlich krachend gegen die Türkante", schrieb die Soko Tierschutz in ihrer Mitteilung.
Landkreis Harburg bestätigt Kontrollen
Der Landkreis Harburg bestätigte am Montag, dass die LPT-Außenstelle im Neu Wulmstorfer Ortsteil Mienenbüttel nach Bekanntwerden der Vorwürfe erneut kontrolliert worden sei. Die Affenkäfige seien - wie von den Tierschützern berichtet - zu klein, sagte ein Sprecher. Den Hinweisen auf Misshandlungen werde nun nachgegangen. Bei früheren Kontrollen, angekündigt oder unangekündigt, seien derartige Verstöße nicht registriert worden, sagte Kreissprecher Bernhard Frosdorfer.
Das niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Laves) habe schon vergangene Woche Strafanzeige gegen das Labor gestellt, sagte eine Sprecherin.
Betrieb testet chemische Stoffe an Tieren
Die Firma Laboratory of Pharmacology and Toxicology mit Hauptsitz in Hamburg-Neugraben äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht. Tierschützer fordern seit langem eine Stilllegung des Betriebs. 1981 befreiten Aktivisten 48 Beagles aus dem Labor in Mienenbüttel. Für diesen Samstag sind eine weitere Demonstration in Hamburg-Neugraben und eine Mahnwache in Mienenbüttel angekündigt.
LPT teste im Auftrag von Pharma- und Chemieherstellern chemische Stoffe an den Tieren, sagte Friedrich Mülln, Leiter der Soko Tierschutz. Der Gesetzgeber schreibe solche Tests vor. In staatlichen Laboren müssten solche Tierversuchsreihen aber genehmigt werden. In kommerziellen Labors wie LPT würden sie nur angezeigt.
Soko Tierschutz erstattet Anzeige
"Die angeblichen Sicherheitstests bringen keine Sicherheit für den Menschen und Tieren nur einen grausamen Tod", sagte Mülln. Er erinnerte daran, dass ein EU-Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland laufe, weil Tierschutzrecht hier nicht umgesetzt werde. Die Soko Tierschutz habe wegen der Missstände in Mienenbüttel Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Stade erstattet, sagte Mülln. Die Organisation hat in Niedersachsen bereits Tierquälereien beim Transport und Schlachten von Rindern aufgedeckt.
Auch Christiane Blömeke, tierschutzpolitische Sprecherin der Grünen Bürgerschaftsfraktionfordert eine schnellstmögliche Aufklärung: "Die in der aktuellen Berichterstattung erhobenen Vorwürfe gegen das LPT sind gravierend. Ich hoffe, dass die Vorwürfe schnell aufgeklärt und den betroffenen Tieren umgehend würdige Lebensumstände ermöglicht werden können." Sie begrüße ausdrücklich die Strafanzeige, die die Behörde in Niedersachsen gestellt hat.