Buchholz. Schon gewusst, dass Buchholz in den 1950er Jahren Hochburg des Motorradrennsports war? Dass hier einer der wichtigsten Eisenbahnknotenpunkte war?

Schon gewusst, dass die Stadt Buchholz in den 1950er Jahren Hochburg des Motorradrennsports war? Dass hier zu Beginn des 20. Jahrhunderts einer der wichtigsten Eisenbahnknotenpunkte zwischen Hamburg und Bremen lag und eben dieser Bahnbau der Stadt einen „Seehafen“ bescherte?

Hätten Sie’s gewusst, dass in der Buchholzer Ortschaft Buensen die ZDF-Krimiserie „Bella Block“ gedreht wurde und nur ein paar Kilometer weiter in Sprötze Prince Charles persönlich seinen Wagen betankt hat? Es gibt viele kuriose Anekdoten und spannende Geschichten aus der Nordheidestadt und ihre Ortschaften, die es wert sind, entdeckt zu werden.

An vielen Orten der Stadt kostenlos erhältlich

Um die Entdeckungsreise zu erleichtern, hat die Stadt Buchholz jetzt eine neue Broschüre herausgegeben. „Buchholz Erkunden“ heißt sie und ist ab heute an vielen Orten der Stadt kostenlos erhältlich.

Sieben Autoren, darunter der ehemalige Bürgermeister Götz von Rohr, die amtierende Stadtarchivarin Susanne Lang und der Wirtschaftshistoriker Jörn Lindner, waren an dem rund 100 Seiten dicken Heft beteiligt.

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Der "Schlafende Beamte" liegt am Seiteneingang des Buchholzer Rathauses und hält die Broschüre "Buchholz erkunden" im Arm. © HA | Hanna Kastendieck

Entstanden ist eine reich bebilderte Lektüre, die den Leser ermuntert, selbst aktiv zu werden. „Die Autoren haben eine Fülle an Informationen, Fakten und Anekdoten zusammengetragen“, sagt Bürgermeister Jan-Hendrik Röhse. „Sie zeichnen auf diese Weise ein facettenreiches Bild unserer Stadt.“

Und nicht nur das. „Um dem Leser die Erkundungstour durch die Nordheidestadt und ihre Ortschaften zu erleichtern, haben wir jedem der zwölf Kapitel eine Karte vorangestellt, die zu besonderen Punkten in Stadt, Ortschaften und Landschaften führt“, sagt Stadtsprecher Heinrich Helms.

Zwölf Routen

„Auf diese Weise sind zwölf Routen entstanden, die jeder, der Buchholz erkunden möchte, bequem zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen kann.“

Die Anregung für eine Broschüre, die sowohl Einheimische wie Touristen ansprechen soll, kam vom Stadtarchiv sowie von der Tourismus-Zentrale. „Zum einen war der Wunsch da, die vielfältigen Informationen, die bereits zum 60-jährigen Bestehen der Stadt im vergangenen Jahr zusammengetragen wurden, einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen“, sagt Heinrich Helms.

Zum anderen sei der Wunsch geäußert worden, Angebote für Tagestouristen zu erarbeiten, die zwei, drei Stunden in Buchholz verbringen wollen.

Die Geschichte vom „Seehafen“

Doch Helms ist überzeugt, dass selbst alteingesessene Buchholzer beim Lesen der Broschüre so manche überraschende Entdeckung machen und Dinge erfahren, die auch für sie völlig neu sind. So zum Beispiel die Geschichte über den „Seehafen“.

So nämlich lautet die Bezeichnung für die langgestreckte Senke nordwestlich des Bahndamms, die von der Unterführung an Königsgrund/Herrenheide aus zugänglich ist. Entstanden ist die Senke beim Bau des Bahndamms in den Jahren 1872/73. Überhaupt spielt die Bahn eine wichtige Rolle in der Geschichte der Nordheidestadt. 1874 wurde Buchholz an das Eisenbahnnetz in Richtung Bremen, Hamburg und Lüneburg angeschlossen und somit schlagartig zum Knotenpunkt.

Die Breite Straße um 1970: Heute befindet sich dort die Fußgängerzone von Buchholz
Die Breite Straße um 1970: Heute befindet sich dort die Fußgängerzone von Buchholz © HA | Heinrich Helms

1901/02 kamen außerdem die Strecken Richtung Soltau und Bremervörde hinzu. Damit wurde Buchholz zum Standort eines großen Bahnhofs, einer Bahnmeisterei und eines Bahnbetriebswerkes. Hier wurden Loks und Waggons gewartet und repariert. Es entstanden hunderte Arbeitsplätze, darunter auch die Rütgerswerke, eine Holzimprägnierfabrik, die vor allem Bahnschwellen und Telegrafenmasten herstellte.

Eisenbahner schrieben Buchholzer Sportgeschichte

Sie war direkt mit Buchholz als Eisenbahnknotenpunkt verbunden. Übrigens waren es auch die Eisenbahner, die ein Stück Sportgeschichte der Stadt anschoben. Sie gründeten 1949 den Eisenbahnsportverein Blau-Weiss Buchholz, den größten Sportverein der Stadt.

Auch darüber, wie sich die Freizeit in Buchholz gestalten lässt und welche Sehenswürdigkeiten in den einzelnen Ortschaften warten, gibt die Broschüre Auskunft. Angefangen vom Museumsdorf Seppensen, dem Kulturbahnhof Holm-Seppensen und dem privaten Gut Holm über die Häuslingshäuser in Steinbeck, die Windmühle in Dibbersen und das Heimatmuseum in Sprötze bis hin zum Brunsberg, der dritthöchsten Erhebung in der Lüneburger Heide, und der Höllenschlucht, dem wildromantischen Trockental, dessen Entstehung auf den Abfluss von Schmelzwasser während der auslaufenden Eiszeit zurückgeht.

Die einzelnen Routen sind zwischen 1,7 und 32 Kilometer lang und dauern zu Fuß von 15 Minuten bis etwa sieben Stunden. So lassen sich beispielsweise auf einer Streckenlänge von 6,8 Kilometern innerhalb von 90 Minuten sämtliche Sportangebote der Stadt abschreiten.

Ausflug in die Höllenschlucht

Gleiches gilt für die Route „Kinder, Familien & Senioren“, die beim Hallen- und Freizeitbad im Norden der Stadt beginnt und beim Bowling in Holm-Seppensen endet. Für die Tour zum Thema „Natur & Landschaft“ sollte sich der Buchholz-Entdecker allerdings Zeit nehmen. Wer sich auf die Strecke vom Stuvenwald im Nordwesten der Stadt über den Stadtwald, Höllenschlucht, Büsenbachthal, den Seppenser Mühlenteich bis zum Klecker Wald begibt, hat 32 Kilometer vor sich und damit einen Fußweg von etwa sieben Stunden.

Mit dem Ende des Dampflokzeitalters endete in den 1970er Jahren auch der Betrieb im Ringlokschuppen, der heute das einzige Industriedenkmal der Stadt Buchholz ist. 
Mit dem Ende des Dampflokzeitalters endete in den 1970er Jahren auch der Betrieb im Ringlokschuppen, der heute das einzige Industriedenkmal der Stadt Buchholz ist.  © HA | Heinrich Helms

Dort endet die Entdeckungstour am Hünengrab, der steinernen Grabstätte aus der Bronzezeit. In der Broschüre haben es die Autoren Uwe Derboven, Klaus Fink und Heinrich Helms fälschlicherweise zum „Hühnengrab“ gemacht. Sie nehmen den Fehler mit Humor. Helms: „Wir freuen uns, wenn sich die Leser bei uns melden. Dann können wir die nächste Auflage gemeinsam noch besser machen.“