Kiel. Hoteliers und Gastronome an Nord- und Ostsee bieten neuen Mitarbeitern so Einiges: Bezahltes Praktikum, Coaching und die Wohnung.

Arbeiten, wo andere Urlaub machen. Mit dieser Aussicht versuchen vor allem Hoteliers und Gastronomen an Nord- und Ostsee Mitarbeiter zu finden für Jobs etwa in St. Peter-Ording, Scharbeutz, Amrum oder Föhr. Um attraktiv für Mitarbeiter zu sein, lassen sich die Chefs und Chefinnen viel einfallen – von Bonussystem bis zur Wohnung.

Scharbeutz: Modernes Arbeiten im Strandbistro

Susanne Saathop sucht für ihr Strandbistro „Stranddüne“ in Scharbeutz Schüler und Aushilfen für den Sommer, und langfristig freut sich die 59-Jährige über einen festen Koch. Wer bei ihr arbeitet, dem bietet die Gastronomin, die das Strandbistro seit mehr als 20 Jahren betreibt, jede Menge.

Allen voran sorgt sie für Wohnraum. Sie hat in der Vergangenheit Apartments und Blockhäuser angemietet, in diesem Jahr ist es wieder ein Haus. „Ja, ich muss als Arbeitgeber für eine Unterkunft sorgen und daher auch dafür, bei Vermietern einen guten Ruf zu genießen“, sagt sie. Und sie sucht diese Unterkünfte mit Bedacht. „Schließlich haben meine Mitarbeiter Ansprüche und möchten es schön haben.“

Das Strandbistro Stranddüne in Scharbeutz sucht noch einen festen Koch – eine Mitarbeiterwohnung ist vorhanden.
Das Strandbistro Stranddüne in Scharbeutz sucht noch einen festen Koch – eine Mitarbeiterwohnung ist vorhanden. © KEVIN FOBE

Von Amrum bis Scharbeutz: Wie Küstenorte um Personal werben

Sie ist gut vernetzt und versucht ihren Mitarbeitern – in der Hochsaison bis zu 20 – ein Rundum-sorglos-Paket zu bieten. Das bedeutet: Wer bei ihr arbeitet, kann sich zwischen dem Mini-, Midi- oder Maximodell entscheiden – je nachdem, wie viele Stunden der- oder diejenige arbeiten möchte. Per App können ihre Mitarbeiter sich in den Dienstplan eintragen. „Sie können sich freinehmen, wann sie wollen, oder Extraschichten arbeiten.“

Die Bezahlung orientiert sich am Durchschnitt Schleswig-Holsteins als Basis, als Minimum gilt das letzte Gehalt. „Durch die Anhebung der Mindestlöhne fangen Aushilfen zunächst damit an, Mitarbeiter erhalten Verkaufsprämien, Sonn- und Feiertagszuschläge“, sagt Frau Saathop. Ein Koch verdiene zwischen 2500 und 4500 Euro.

„In der Regel erkennen wir schnell die Motivation und Leistung: Danach richtet sich das Gehalt, so hat auch eine Schüleraushilfe die Möglichkeit, mehr als nur Mindestlohn zu verdienen.“ Ein Leistungs- und Prämiensystem werde intern vorgestellt. „Eine zusätzliche vierteljährliche Beurteilung der Leistung sichert eine objektive Einschätzung für beide Seiten“, so Saathop. Allein im Kreis Ostholstein, zu dem Scharbeutz gehört, werden derzeit 2316 Arbeitskräfte, 368 davon im Gastgewerbe, gesucht.

Innovative Arbeitszeitkonzepte, Bonussysteme und Karriereperspektiven

Mit ihrem Engagement geht Frau Saathop den notwendigen Schritt. Denn: „Von innovativen Arbeitszeitkonzepten über verstärkte Personalentwicklung bis hin zu Bonussystemen und Karriereperspektiven – die Betriebe müssen ihre Attraktivität insbesondere für Jugendliche, aber auch für Quereinsteiger oder Berufsrückkehrerinnen weiter steigern“, sagt Markus Biercher, Chef der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit.

Freie Stellen gibt es auch an der Nordsee. Laut Agentur für Arbeit werden im Kreis Nordfriesland einschließlich der Inseln 975 Fachkräfte gesucht, der größte Teil davon ist mit 324 offenen Stellen in der Gastronomie und Hotellerie, gefolgt von 284 offenen Stellen in Gesundheits- und Sozialberufen. Reizvoll sind die Orte am Meer auf jeden Fall. „Viele Wassersportler ziehen an die Küste, um dort ihrem Hobby nachgehen zu können“, hat Axel Strehl vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband in Schleswig-Holstein festgestellt. Wie wäre es mit Surfen und Arbeiten auf Föhr?

Föhr: Französischlehrkraft gesucht, Wohnung gibt es noch nicht

Auf der nordfriesischen Insel sucht zum Beispiel das Gymnasium eine Lehrkraft für Französisch. Eine Wohnung kann die Schule nicht bereitstellen. „Wir sind aber bei der Suche behilflich, und es hat immer geklappt. Es musste nie jemand auf der Straße wohnen“, sagt der ehemalige Schulleiter der Eilun Feer Skuul (friesisch für „Insel Föhr Schule“), Carl Wögens.

Das Gymnasium genieße bei den Vermietern einen guten Ruf. „Das Grundproblem ist der Wohnraummangel, da wird zu wenig gemacht“ sagt Eva Hückstädt vom Bekleidungsladen Onerbrek in Wyk. „Es ist unglaublich schwer, Leute zu finden.“ Es ist auch deshalb mühsam, da es auf den Inseln und an der Küste ein Saisongeschäft ist und in ihrer Branche der Laden geöffnet hat, wenn viele andere freihaben: an Wochenenden und Feiertagen. Im Winter dagegen habe man wieder weniger Bedarf, Menschen zu beschäftigen.

Arbeiten an Nord- und Ostsee: So werben Küstenorte um Personal

Auf Föhr und Amrum veröffentlichen die Föhr Tourismus GmbH (FTG) und die AmrumTouristik AöR (AT) Stellenanzeigen für Inseljobs auf ihren Websites. „Die Jobseiten sind ein schneller, erster Start und ein Baustein für ein größeres Gesamtkonzept“, sagt Jochen Gemeinhardt, FTG-Geschäftsführer. Schnell haben er und sein Kollege Frank Timpe von Amrum die Stellenangebote an den Start gebracht. Denn: „Aufgrund der Dringlichkeit des Themas starten wir mit den Gegebenheiten, die uns ohne große Investitionen zur Verfügung stehen“, so Frank Timpe, Vorstand der AmrumTouristik. Jobsuchende können die Stellenanzeigen nach Branche, Arbeitszeit und Beschäftigungsart filtern und finden alle Informationen.

Die Entwicklung der Jobbörsen sehen die Tourismuschefs als einen anhaltenden Prozess. Gemeinsam mit dem Amt Föhr-Amrum sowie den benachbarten Nordseeinseln tauschen sich die Tourismusorganisationen auch weiterhin über die Möglichkeit eines inselübergreifenden Jobportals aus, denn das Thema Leben & Arbeiten rücke weiter in den Mittelpunkt. „Wir wollen für alle Menschen auf unseren Inseln und für potenzielle neue Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen noch viele weitere nützliche Informationen zum Inselleben bereitstellen“, so Timpe. Infos unter amrum.de/stellenangebote-auf-amrum und foehr.de/jobs.

St. Peter-Ording: Bezahltes Praktikum für den Traumjob am Meer an der Nordsee

In St. Peter-Ording gehen Hotels und Restaurants einen ganz neuen Weg, um Menschen für Gastronomie und Hotellerie zu begeistern und so langfristig Mitarbeiter zu finden. „Dein Job am Meer“ heißt das bezahlte Orientierungspraktikum vom 1. Mai bis Ende September dieses Jahres für junge Leute ab 17 Jahren, die sich noch in der beruflichen Orientierungsphase befinden. Und die dabei nicht nur das Arbeits­leben etwa im StrandGut Resort, im Urban Nature Hotel oder im Salt&Silver Restaurant kennenlernen, sondern auch ihre Persönlichkeit entwickeln können.

Wer sich dort bewirbt und genommen wird, arbeitet fünf Monate in einem der genannten Partnerbetriebe im Hotel oder in der Gastronomie mit und nimmt an einem professionellen Coachingprogramm teil, um mehr über die eigene Persönlichkeit und die Potenziale zu lernen. Wohnraum ist kein Problem. „Wir haben allein drei eigene Mitarbeiterwohnungen sowie zwei Crewhäuser zusammen mit dem Nordseekollektiv“, sagt Alessia Mezzadonna, Personalleiterin beim StrandGut Resort. Infos: www.dein-job-am-meer.de