Eckernförde. Arbeiten im Mini-Büro mit wunderschöner Aussicht? Das ist jetzt tatsächlich möglich. Wie es funktioniert und was es kostet.

Ein wenig futuristisch sieht es aus, das kleine Gebäude, das seit einigen Tagen am Strand von Eckernförde in Schleswig-Holstein steht und bereits für viel Gesprächsstoff in der Region und darüber hinaus gesorgt hat. Nordort nennt es sich und ist ein Entwurf eines bekannten norddeutschen Künstlers.

Knud Plambeck hat die Kabine geplant, die nun in der Kleinstadt an der Ostsee als Mini-Homeoffice oder Rückzugsort steht und stunden- oder auch tageweise gemietet werden kann. „Ich habe viel auf Hausbooten gewohnt, mich mit Booten auch künstlerisch beschäftigt. Irgendwann habe ich eine erste kleine Kabine gebaut, nach dem Vorbild der Brücke oder Kajüte eines Bootes“, sagt Plambeck. Die steht bis heute in seinem Garten in Wittensee.

Hamburger Werber ist an dem Projekt Nordort beteiligt

Gemeinsam mit seinem Freund, dem Hamburger Werber Sebastian Lier, habe er dann aus einem ersten kleinen Häuschen das Projekt Nordort entwickelt. „Uns ist immer wieder aufgefallen, wie schön die verschiedenen Landschaften sind, aber wie schwer es oft ist, sie genießen zu können, unter anderem weil hier im Norden auch oft schlechtes Wetter ist“, sagt er. „Wir fanden die Idee deshalb großartig, einen Ort zu schaffen, in dem man ganz nah an der Natur dran sein kann, aber trotzdem nicht nass wird oder frieren muss.“ Ein geschützter Raum eben, der Geborgenheit vermittelt.

Hier drinnen im Nordort erlebe man die Natur noch einmal ganz anders. Die große Fensterfront ermögliche es, die Kabine mitten in den Garten oder Park zu stellen, an einen Baum oder direkt ans Wasser. „So kann man bei jedem Wetter auftanken.“ Aber auch lesen oder arbeiten. Der Gedanke, so einen außergewöhnlichen Arbeitsplatz zu schaffen sei erst später entstanden.

Dreieinhalb Jahre haben die beiden Kreativen an ihrer Idee getüftelt. Einem ersten sogenannten Prototypen folgte ein weiterer Bau, bereits mit einigen Änderungen. „Wir haben alles genau ausgetestet. Uns bei starkem Regen oder auch Minusgraden hier hereingesetzt“, so Plambeck. Schließlich hätten sie ausschließen müssen, dass es beispielsweise ziehe, dass es zu kalt sei oder die Fenster beschlagen. „Erst danach wussten wir, dass die Idee funktioniert.“ Das Mini-Büro bietet übrigens bis zu zwei Personen komfortabel Platz.

Ein Mini-Büro mit besten Aussichten: Der Nordort am Strand von Eckernförde macht Besucher neugierig.
Ein Mini-Büro mit besten Aussichten: Der Nordort am Strand von Eckernförde macht Besucher neugierig. © Nordort

Aber warum steht nun gerade am Strand von Eckernförde der erste Nordort? Ganz einfach, der Tourismusmanager der Stadt, Stefan Borgmann, kontaktierte Plambeck und Lier; er war begeistert von dem Projekt. Und so entstand die Idee, hier die Kabine aufzustellen. Seit Kurzem steht der Nordort am Strand, direkt unterhalb des Restaurants Land in Sicht. Drei Monate soll er hier insgesamt stehen, so die derzeitige Planung.

Mini-Büro am Ostseestrand ist beheizt und Internet

Im Nordort ist es dank einer Heizung warm, ein Hotspot in der Nähe sorgt für das passende schnelle Internet. Einheimische und Gäste können das Mini-Büro jetzt buchen. 15 Euro kostet es derzeit, eine Stunde in der Kabine zu sitzen, zu lesen oder zu arbeiten. Der ganze Tag wird mit 55 Euro berechnet. Gebucht werden kann der Nordort über die Internetseite www.ostseebad-eckernfoerde.de, über www.nordort.de oder über die neue Plattform www.strandbutler.de zum Buchen von Strandkörben.

Das Interesse an dem kleinen Rückzugsort ist groß. „Wir haben Buchungen bis in den April hinein“, so Lier. Der Sand um den Nordort ist immer wieder dicht getrampelt. „Hier laufen viele drum herum und bestaunen das Häuschen“, sagt Plambeck, der aus Wittensee beinahe täglich in Eckernförde nach dem Rechten schaut. Beiden Gründern ist es allerdings wichtig zu betonen: Die Stadt Eckernförde hat das Aufstellen des ersten Nordort nichts gekostet. Sie habe es einzig erlaubt.

Galerist Knud Plambeck ist für den kreativen Teil zuständig.
Galerist Knud Plambeck ist für den kreativen Teil zuständig. © Tom Roeler

Aber nicht nur die Vermietung ist gut angelaufen. Aus ganz Deutschland und sogar bis nach Österreich erreichen die beiden Gründer Anfragen. Einzelne Regionen wollen ebenfalls einen Nordort bei sich aufstellen. Und Privatleute wollen sich selbst einen bauen lassen. „Das Interesse ist unheimlich groß, das hätten wir so nie erwartet.“ Bisher gebe es allerdings vor allem Anfragen, verkauft haben die beiden noch keinen weiteren Nordort.

Billig ist das Mini-Outdoor-Büro allerdings nicht

Ganz billig ist das Mini-Outdoor-Büro allerdings auch nicht. 17.999 Euro kostet die Version mit Heizung, Schreibtisch, Lampe und Bank. Das ist nicht wenig, liegt aber unter anderem an dem Design. „Keine Wand ist wie die andere, das bedeutet: Eine unheimlich aufwendige Fertigung steckt dahinter“, so Lier. Für einen Aufpreis kann der Nordort mit Solarpa­nelen versehen werden oder mit einem Elektrospeicher. „Da gibt es viele Möglichkeiten, den Komfort noch zu steigern.“ Die kleine Kabine wird in Schleswig-Holstein von verschiedenen Handwerksbetrieben gefertigt. Das braucht Zeit. Und deshalb wird es den Gründern auch nicht möglich sein, in eine Serienproduktion mit ihrem Nordort zu gehen. „Große Stückzahlen können wir nicht fertigen, wollen wir aber auch nicht.“ Der Nordort sei schlicht nicht als Massenware angelegt.

Im Moment kümmern sich Plambeck und Lier noch zu zweit um das Projekt Nordort. „Bisher geht das ganz gut“, sagt Lier, der außerdem Geschäftsführer der Hamburger Kreativagentur Mantikor ist. Plambeck, der in Ottensen die Galerie Wasserspiegel betreibt, ist für den kreativen Part zuständig. Er kümmert sich um die Entwürfe und den Bau. Lier hat alle anderen Aufgaben, wie die Vermietung und den Verkauf, übernommen. „Sollte die Arbeit allerdings deutlich mehr werden, müssen wir uns etwas überlegen.“ So weit seien sie bisher aber noch nicht. „Jetzt genießen wir im Moment erst einmal die Tatsache, dass unsere Idee bei so vielen Menschen gut ankommt.“