Sittensen. Großbrand bei Fahrzeughändler an der Autobahn. Rauch sorgt für Sichtweiten unter zehn Metern. Millionenschaden durch Brandstiftung?
Bei einem Großbrand auf dem Gelände eines Fahrzeughändlers direkt an der Autobahn A1 in Richtung Hamburg sind in der Nacht zu Sonntag in Sittensen (Landkreis Rotenburg) mehrere Busse und weitere Fahrzeuge ausgebrannt.
Wie die Polizeiinspektion Rotenburg am Sonntagmorgen mitteilte, brannte es in einer Firma für den An- und Verkauf von Nutzfahrzeugen wie Lkw und Busse sowie Kränen, Bau- und Landmaschinen. Viele der Fahrzeuge seien abgebrannt, hieß es. Die Polizei schätzt, dass es einen Schaden in Millionenhöhe gibt.
A1: Großbrand bei Fahrzeughändler – 200 Feuerwehrleute
Wie viele Fahrzeuge genau verbrannt sind, war zunächst noch nicht bekannt. Die Rede war von mehr als ein Dutzend zerstörter Busse, die in einer offenen Lagerhalle standen.
Zur Ursache für das Feuer konnte die Polizei noch keine Angabe machen – im Raum steht aber der Verdacht auf Brandstiftung. Diese Vermutung wird dadurch genährt, dass auch im nahegelegenen Ort Weertzen kurz vor Mitternacht ein Minibus auf dem Gelände eines Autohändlers in Brand geraten war. Menschen wurden laut den Angaben bei dem Brand nicht verletzt. Die Feuerwehr setzte nach Angaben eines Sprechers fast 200 Einsatzkräfte ein, um den Brand zu löschen.
Knallgeräusche der platzenden Reifen waren weithin zu hören
Immer wieder platzten Reifen der brennenden Busse. “Ich hörte schon zu Hause die lauten Knallgeräusche”, sagte Sittensens Feuerwehrsprecher Alexander Schröder. Auch zahlreiche Sittenser wurden durch die Geräusche aus dem Schlaf gerissen. Als die ersten Feuerwehrfahrzeuge aus Sittensen auf das weitläufige Gelände des Fahrzeughändlers fuhren, konnten sie von dem Feuer kaum etwas erkennen. Der Wind drückte die dichte, schwarze Rauchwolke tief auf den Boden. “Wir sahen nur eine schwarze Wand aus Rauch”, sagte ein Feuerwehrmann.
“Die Wasserversorgung gestaltete sich zu Beginn schwierig”, sagte Alexander Schröder. Das Gelände liegt nicht direkt an der Straße, sodass erst über mehrere Hundert Meter Schläuche zum nächsten Hydranten verlegt werden mussten. Um an diese zu gelangen, schnitten Feuerwehrleute den Stacheldrahtzaun, der das Gelände umgibt, durch. Auch aus einem Regenrückhaltebecken pumpten die Retter Wasser ab.
Starke Rauchentwicklung an der Autobahn A1
Eine Gefahr für die Feuerwehrleute waren die verbauten Gastanks auf einigen Bussen. “Es gibt eine massive Hitzeentwicklung, wenn die Tanks abblasen”, sagte Feuerwehrsprecher Schröder. Deswegen habe man zunächst nur aus sicherer Entfernung von außerhalb der Halle gelöscht.
Auch aus dem Landkreis Harburg waren Feuerwehrleute zur Unterstützung der Rotenburger Kräfte im Einsatz. Von der Tostedter Drehleiter aus verhinderten die Retter mit einem Wasserwerfer, dass sich das Feuer in der Halle weiter ausbreiten konnte.
Um alle Glutnester zu ersticken, setzte die Feuerwehr in den Morgenstunden Löschschaum ein. Der Schaum schirmt das Feuer vom Sauerstoff ab und verhindert somit ein weiteres Entzünden. Es wurde dabei so viel Schaummittel benötigt, dass aus den Nachbarkreisen Nachschub geliefert werden musste. Teile der Hallendecke knickten aufgrund der starken Hitze ein. Die Rauchwolke zog über die angrenzende A1 und den Ort. Zeitweise gab es auf der Autobahn nur noch Sichtweiten von zehn Metern. Anwohner wurden über Warn-Apps über den Rauch gewarnt.Trotz eines Großeinsatzes der Feuerwehr wurden viele Fahrzeuge durch den Brand beschädigt und brannten aus.
- Autos krachen frontal gegeneinander – Frau wird eingeklemmt
- Bus kollidiert frontal mit Baum: Fahrer in Lebensgefahr
- Trümmerfeld in Dulsberg: Raser zerlegt Renault in zwei Teile
Eigene Ermittlungsgruppe wegen Bränden im Landkreis
Den Schaden bei dem Autohändler in Weertzen, wo zwei Stunden vorher ein VW-Bus in Flammen stand, bezifferte die Polizei auf etwa 30.000 Euro. „In beiden Fällen deutet vieles auf eine Brandstiftung hin“, hieß es. Der Inhaber des Autohauses brachte noch zwei neben dem Multivan geparkte Transporter in Sicherheit. “Ich habe auch noch versucht, mit Feuerlöschern den Brand zu löschen. Aber es war zu spät”, sagte der Inhaber des Autohauses. Er habe sich wegen der Autobrände in den letzten Monaten schon Sorgen gemacht. “Ich hoffe, die Polizei findet den Täter bald”, sagte der Autohändler.
Genau eine Woche zuvor standen bereits in Rotenburg-Mulmshorn 21 Neuwagen auf dem Gelände einer Fahrzeugvermietung in Flammen. Dabei entstand ein Sachschaden von mehr als 500.000 Euro. Auch die Uhrzeiten ähneln sich: In Mulmshorn entdeckten Autofahrer den Brand gegen 02:10 Uhr. In Sittensen gingen die ersten Notrufe gegen 02:00 Uhr ein.
Wegen ähnlicher Brände im Landkreis Rotenburg (Wümme) hat die Polizei im Dezember die Ermittlungsgruppe „Hohenesch“ gegründet. Insgesamt untersuchen die Beamten mehr als 15 Brandstiftungen an Autos und Transportern in den letzten Monaten. Die Brandstiftungen verteilen sich fast über den gesamten Landkreis Rotenburg (Wümme). So gab es Brände zum Beispiel sowohl in Visselhövede als auch in Zeven. Dazwischen liegen 45 Minuten Autofahrt.