Kiel. Das Land begründet den Stellenaufbau mit „nie da gewesenen Vorfällen“. Das Ministerium kann die Aussage aber nicht belegen.
Es ist eines der Lieblingsprojekte der grünen Hamburger Umweltbehörde – und jetzt hat auch das ebenfalls grün geführte schleswig-holsteinische Umweltministerium ein Herz für Ranger entdeckt. Die sollen künftig in Schutzgebieten nach dem Rechten sehen.
Die Regierung spricht von Rangern, die Opposition nennt die Truppe eine „kostspielige Wald- und Wiesenpolizei“, so der FDP-Abgeordnete Oliver Kumbartzky.
Vorerst 15 Ranger in Schleswig-Holstein
Schwarz-Grün will in einem ersten Schritt 15 Stellen bewilligen. Umweltminister Tobias Goldschmidt begründete den Stellenaufbau kürzlich im Parlament mit dem „großen Besucherandrang in der Coronazeit“ und einem „nie da gewesenen Vorkommen an Vorfällen“ und „Überschreitungen“.
Nur: Wie viele „Vorfälle“ und „Überschreitungen“ es tatsächlich gab und was wirklich passiert ist – das weiß das Umweltministerium auch nicht. Das geht jetzt aus einer Regierungsantwort auf eine Kleine Anfrage des FDP-Politikers hervor, die dem Abendblatt vorliegt.
Hörensagen statt Fakten und Zahlen?
„Die Liste der Vorfälle, die dem Ministerium bekannt sind, ist wirklich lang“, hatte Goldschmidt am 28. September vor dem Landtag gesagt, als er für das Rangerprojekt warb. Er sprach von „Situationen, die der Biodiversität Schaden zufügen können“. Während der Minister mit dieser Aussage die neuen Stellen begründete, heißt es jetzt in seiner Antwort: „Der Landesregierung liegen keine genauen Zahlen vor, da Statistiken zu Verstößen in den Naturschutzgebieten mangels Berichtspflichten nicht geführt werden.“
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Statt Zahlen und Fakten liefert das Umweltministerium aktuell Hörensagen: „Es ist der Landesregierung jedoch von betreuenden Verbänden, unteren Naturschutzbehörden und Integrierten Stationen verlässlich geschildert worden, dass der Besucherdruck auf die Schutzgebiete in den letzten Jahren, insbesondere seit Beginn der Corona-Pandemie, stark zugenommen hat und es auch zu vermehrt gravierenden Verstößen gegen die Schutzgebietsbestimmungen gekommen ist.“
"Es geht nur darum das grüne Klientel zu bedienen"
Das regt die Opposition auf. Es entstehe der unterschwellige Vorwurf, dass die Natur insbesondere vor Menschen aus der Stadt geschützt werden müsste, sagte Kumbartzky. „Man kann nicht ständig dazu aufrufen, aus Klimaschutzgründen nicht mehr in den Urlaub zu fahren und gleichzeitig kritisieren, wenn sich die Menschen einen Ausgleich in der unmittelbaren Umgebung suchen.“
In der Antwort teilt das Ministerium auch mit, es wisse weder, was die Rangerstellen kosten, noch wo sie angesiedelt und organisatorisch geführt werden. Die Prüfungen seien noch nicht abgeschlossen. Für Kumbartzky ist klar: „Es geht dem grün geführten Umweltministerium eigentlich nur darum, das grüne Klientel zu bedienen und zusätzliche Jobs für die eigenen Anhänger zu schaffen.“