Kiel. Regierungschef Daniel Günther will das Dreierbündnis gern fortsetzen – die beiden kleineren Partner sind noch zurückhaltend.

Es war kurz vor Feierabend in der Kieler Wunderino-Arena. Der Caterer hatte die letzten Frikadellen und Currywürste längst vom Büfett abgeräumt, die Theke aber hatte noch offen. Der Discjockey legte auf, was Lust machte auf Tanzen und Mitsingen. Hier, wo sonst die Handballer des THW Kiel zu Hause sind, feierte die Nord-CDU am Sonntag ihren krachenden Wahlerfolg.

Mehr Stimmen – der Landeswahlleiter ermittelte ein Plus von 11,3 Punkten auf 43,4 Prozent – hatte die Partei das letzte Mal vor rund 40 Jahren gewonnen. Die Stimmung war, sagen wir mal so, ausgelassen. Und mitten im Gewühl: Monika Heinold und Bernd Buchholz. Die Grüne und der FDP-Mann feierten mit Regierungschef Daniel Günther.

Neuauflage von Jamaika: CDU möchte Bündnis fortsetzen

Diese kleine Szene sagt viel über das Jamaika-Bündnis. Man arbeitet erfolgreich zusammen, man feiert zusammen. Daniel Günther will dieses Bündnis fortsetzen. Darüber informierte er Mittwochabend den CDU-Landesausschuss. Ob die Grünen und die FDP da mitmachen, ist hingegen noch nicht ausgemacht. Jamaika im Norden ist das Bündnis mit der höchsten Wählerzustimmung in allen Bundesländern. Drei von vier Schleswig-Holsteinern geben in Umfragen an, mit der Koalition zufrieden oder sogar sehr zufrieden zu sein. Bestnoten also für die anfangs skeptisch beäugte Regierung, die vor fünf Jahren mangelns echter Alternativen gebildet wurde und deren Ministerpräsident sich mit Blick zurück auf seine Spitzenkandidatur im Jahr 2017 einen „Notnagel“ nannte.

Das Geheimnis dieses Bündnisses ist, so sagt es FDP-Chef Heiner Garg, dass sich die „Partner auf Augenhöhe begegnet sind“. Garg, Heinold und Günther verstehen sich sehr gut. Man mag sich, man geht fair und harmonisch miteinander um, löst die Probleme im kleinen Kreis, um dann nach außen Geschlossenheit zu demonstrieren. Und genau da will Günther jetzt weitermachen.

CDU, Grüne und FDP genießen das Vertrauen der Wähler

„Unsere Idee ist, dass wir diese Arbeit auch in den nächsten fünf Jahren in die gleiche Richtung fortsetzen“, sagt Günther. Die hohe Zufriedenheit mit der Regierung begründe sich nicht auf einzelnen Parteien, sondern darauf, dass CDU, Grüne und FDP bei vielen Menschen Vertrauen genießen. Nur dass von dieser Zufriedenheit in erster Linie die Partei des Ministerpräsidenten profitiert hat – die Grünen kamen auf 18,3 Prozent, die FDP sackte auf 6,4 Prozent ab.

Weder Grüne noch FDP schließen eine Neuauflage von Jamaika aus. Aber sie sehen auch die Schwierigkeiten, ein Bündnis zu schmieden, das einerseits das Wahlergebnis abbildet, gleichzeitig aber den Parteien die Möglichkeit bietet, sich weiter auf Augenhöhe zu begegnen. Man sei jetzt dreimal so stark wie die FDP, melden die Grünen schon mal programmatische und personelle Ansprüche an. Sie gehen mit einem Viererteam in die Sondierung. Aus grüner Sicht sprechen zumindest drei Gründe für „Jamaika 2“: 1. Heinold und Günther können sehr gut miteinander. 2. Heinold schätzt ihren Job als Finanzministerin. Hier konnte sie die vergangenen zehn Jahre „Gesellschaftspolitik aktiv gestalten“, wie sie sagt. 3. Die Grünen im Norden wollen verhindern, dass der Bundesrat für eine Blockadepolitik der „großen Zukunftsprojekte der Ampel-Regierung“ genutzt wird. Das könnten sie über einen Koalitionsvertrag ausschließen.

Jamaika: Grüne und FDP bevorzugen Zweierbündnis mit CDU

Co-Spitzenkandidatin Aminata Touré nannte die Grünen in Bezug auf Jamaika „gesprächsoffen“. „Themen wie die Klimapolitik, die Bildungspolitik, Sozialpolitik, Vielfaltspolitik und eine gute Mobilitätspolitik müssen im Zentrum der Sondierungen stehen müssen.“

Grüne wie auch FDP würden lieber ein Zweierbündnis mit der CDU eingehen. „Unser Ziel ist es, möglichst viele eigene Ideen umzusetzen. Und die Schnittmengen von FDP und CDU sind groß“, sagt Gesundheitsminister Heiner Garg. Bei Jamaika müsste hingegen die Handschrift jedes Partners erkennbar sein. Und das ist schwierig, wenn in Wirklichkeit einer der Partner für das Bündnis rechnerisch gar nicht gebraucht wird.

Dennoch macht sich FDP-Bundes­vize Wolfgang Kubicki für eine Neuauflage von Jamaika stark. „Die Idee ist charmant“, sagte er den „Kieler Nachrichten“. Für eine Fortsetzung spreche, dass in Schleswig-Holstein offensichtlich über die politischen Grabenkämpfe hinweg vernünftige Politik gemacht worden sei, sagte Kubicki. „Würde einer der Partner ausscheiden und Jamaika nicht fortgeführt, würde wieder etwas größere Unzufriedenheit einkehren.“