Rendsburg. Vorbereitung startet, Bau beginnt im Frühjahr 2023. Erst nach Fertigstellung wird die jetzige Querung abgerissen. Alle Hintergründe.
Die marode Rader Hochbrücke über dem Nord-Ostsee-Kanal muss ersetzt werden. Der Neubau geht nun in die erste Phase: Die vorbereitenden Maßnahmen für „das wichtigste Bauprojekt dieser Legislaturperiode“ könnten im Februar beginnen, sagte Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) am Dienstag bei der Vorstellung des 264 Seiten umfassenden Planfeststellungsbeschlusses.
Neben der bisherigen Hochbrücke wird zunächst eine sechsspurige Zwillingsbrücke errichtet. Sie soll 380 Millionen Euro kosten. Die Brücke wird 1500 Meter, die gesamte Baumaßnahme 5,3 Kilometer lang. Nach dem Vergabeverfahren soll der Bau im Frühjahr 2023 beginnen. Gegen die Pläne hatte es in der ersten Runde 225 Einwendungen gegeben. Der Lärmschutz von Anwohnern und Natur sei dabei größter Streitpunkt gewesen, so Buchholz.
Nord-Ostsee-Kanal: Plänen mussten angepasst werden
„Wir haben – soweit es uns rechtlich möglich war – alles berücksichtigt.“ Auf einer Länge von sieben Kilometern sollen Lärmschutzwände aufgestellt werden. Außerdem würde lärmmindernder Asphalt zum Einsatz kommen. Die Kosten für diese Anpassungen belaufen sich auf 17 Millionen Euro. Nach Änderung der Baupläne gab es immer noch 34 kritische Stellungnahmen zu den Vorlagen.
Der Baufeststellungsbeschluss schaffe alle Voraussetzungen, dass der Nord-Abschnitt der A 7 auch über 2026 hinaus eine leistungsfähige Verkehrsachse bleibe, sagte Buchholz. „Wir sind im Zeitplan.“ Ursprünglich sollte die neue Brücke nur vier Spuren bekommen. Prognosen sagen aber eine Zunahme von 7000 Fahrzeugen täglich voraus.
„Heute ist für uns ein Feiertag“
Aktuell sind es rund 54.000. 2017 wurden die Pläne deshalb angepasst. Auch die A 7 soll zwischen Rendsburg/Büdelsdorf und Schacht-Audorf auf sechs Spuren erweitert werden. So werde ein Nadelöhr an der Rader Hochbrücke vermieden. Der erste Bauabschnitt der dreispurigen Fahrbahn soll 2026 abgeschlossen sein. Die alte Brücke werde dann gesprengt. Die zweite Fahrbahn in Richtung Hamburg wird bis 2029 fertiggestellt.
„Heute ist für uns ein Feiertag“, sagte Carsten Butenschön, Leiter des Geschäftsbereichs Bau bei der Autobahn GmbH Nord (AdB). Er ist verantwortlich für die Instandhaltung der alten Rader Hochbrücke bis 2026. Die Leistungsfähigkeit der alten Brücke solle bis zur Sprengung bestehen bleiben, so Butenschön. Dazu werde zum Beispiel der Turnus der Hauptprüfungen erhöht.
Änderung auf sechs Spuren die richtige Entscheidung
Im Juli 2013 waren bei Sanierungsarbeiten massive Schäden an den Pfeilerköpfen festgestellt worden. Die Brücke wurde daraufhin für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen bis November gesperrt. Für den übrigen Verkehr blieben lediglich zwei Fahrstreifen geöffnet. Aktuell gilt für Lastwagen Tempo 60, Pkw dürfen mit Tempo 100 fahren.
Bernd Rothe, Bereichsleiter bei der Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH (Deges), nannte den Planfeststellungsbeschluss einen „ganz wesentlichen Meilenstein“. Er dankte Verkehrsminister Buchholz für die gute Zusammenarbeit, nannte aber auch Herausforderungen: Die Planänderung auf sechs Spuren sei ein Risiko gewesen, aber im Endeffekt die richtige Entscheidung. „Wir wollen schließlich etwas Nachhaltiges produzieren.“
Hybridstützen-Kanalpfeiler kommen zum Einsatz
Die Umsetzung der Pläne wird nicht ganz einfach. Der Grund an den Ufern des Nord-Ostsee-Kanals sei zu weich, um ihn einfach so zu bebauen, so Rothe. Außerdem sei es nicht möglich, einen Brückenpfeiler in den Nord-Ostsee-Kanal zu setzten. Deshalb müssten sogenannte Hybridstützen-Kanalpfeiler mit einer Stützweite von jeweils 224 Metern zum Einsatz kommen.
Auch interessant
Weitere technische Herausforderung sei die Verbindung der Baumaterialien Stahl und Beton im Bereich der Kanalpfeiler. Viertes Problem stelle die Verbindung der beiden Brückenteile dar. Hierfür müsse der Verkehr auf dem Kanal einen Tag lang lahmgelegt werden.
Nord-Ostsee-Kanal: Erste Waldflächen gerodet
Schon ab Februar sollen Gespräche mit Bauunternehmen beginnen, die innovative Lösungen für die Knackpunkte des Bauwerks vorstellen sollen. Der Preis sei nicht mehr ausschlaggebendes Kriterium. Auch die bauvorbereitenden Maßnahmen beginnen im kommenden Monat. Dann werden erste Waldflächen gerodet und die Baustraßen erstellt. Auch seien erhebliche Erdarbeiten nötig.