Ratzeburg. 52-Jähriger wird zwischen Ratzeburg und A24 von falschen Polizisten gestoppt – die fliehen mit fetter Beute. Der Fall wirft Fragen auf.

Selten dreister Fall eines falschen Polizisten: Ein Autofahrer aus Hamburg ist am Wochenende Opfer einer vorgetäuschten Verkehrskontrolle und dabei um einen hohen Geldbetrag erleichtert geworden.

Nach Angaben der Autobahnpolizei Ratzeburg war der 52-Jährige am Sonnabendmittag mit seinem Toyota auf der Bundesstraße 207 zwischen Ratzeburg und Autobahn A24 unterwegs, als er bei Niendorf-Stecknitz (Kreis Herzogtum Lauenburg) von einem silberfarbenen Ford Focus mit Bonner Kennzeichen überholt wurde.

„Polizeikontrolle“ mit echter Kelle und falschen Beamten

Der Beifahrer des Wagens hielt eine Polizeikelle mit der Aufschrift „Stopp“ aus dem offenen Fenster. Der Hamburger war sich keiner Schuld bewusst, hielt aber an.

Wenig später stieg der Beifahrer aus dem Ford Focus, der am Fahrbahnrand vor dem Toyota angehalten hatte, aus. Er näherte sich dem Wagen des Hamburgers und gab sich als Bundespolizist aus. Eine Uniform trug der Mann nicht.

Trotzdem wurde der Hamburger zunächst nicht misstrauisch und überreichte dem vermeintlichen Ordnungshüter seine Fahrzeugpapiere für eine Kontrolle. Ungewöhnlich: Der falsche Polizist forderte den 52-Jährigen auf, den Motor abzuschalten und den Zündschlüssel auf das Armaturenbrett zu legen.

Falscher Polizist flieht mit fetter Beute

Wenig später schlug der Dieb zu: Er griff in den Wagen, nahm den Schlüssel an sich und stahl einen Rucksack, der auf dem Beifahrersitz lag. Mit seiner Beute lief er zurück zu dem haltenden Ford Focus, sprang in den Wagen und der Fahrer gab Gas. Das Duo flüchtete in Richtung Autobahn 24.

Ob die Täter wussten, dass sie reiche Beute machen würden, ist unklar. Der Hamburger hatte einen mittleren fünfstelligen Betrag Bargeld in dem Rucksack. Warum er so viel Geld bei sich hatte, konnte die Polizei nicht sagen.

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Unklar ist auch, ob die Täter möglicherweise Insiderwissen hatten. Denn sie hatten sich ganz gezielt diesen Autofahrer ausgespäht. Weitere Vorfälle dieser Art mit vermeintlichen Polizeikontrollen hatte es am Sonnabend in der Region nicht gegeben.

Opfer hatte den Komplizen gar nicht gesehen

„Wir haben öfter mit Betrügern zu tun, die sich am Telefon als Polizisten ausgeben und Menschen mit verschiedenen Tricks um ihr Geld bringen wollen. Dass ein vermeintlicher Polizist einen Autofahrer anhält, passiert allerdings äußerst selten“, sagt Jacqueline Fischer, Sprecherin der Polizeidirektion.

Eine genaue Personenbeschreibung konnte der Hamburger der Polizei nicht geben. Nur so viel: Der falsche Polizist ist etwa 30 Jahre alt und trug einen beigen Pullover. Den Komplizen hatte der Hamburger gar nicht gesehen. Die ermittelnde Autobahnpolizei Ratzeburg bittet nun um Zeugenhinweise unter Telefon 04156 2950.

Falsche Polizisten zocken im Ruhrpott Autofahrer ab

Während diese Kontrolle mit einem falschen Polizisten hier eher ein Einzelfall ist, war im vergangenen Jahr in Nordrhein-Westfalen eine Bande unterwegs, die vorwiegend in der Nacht Autofahrer stoppte und Kontrollen vornahm. Die Betrüger gaben vor, einen Geschwindigkeitsverstoß festgestellt zu haben, und forderten von den Autofahrern Bargeld.

Im Verbreitungsgebiet unserer Zeitung sind dagegen falsche Polizisten unterwegs, die Senioren mit sogenannten „Schockanrufen“ um ihr Geld bringen wollen. Sie nehmen zunächst Kontakt per Telefon mit ihren Opfern auf und wollen Informationen über Wertgegenstände im Haushalt erlangen. Dann kommen die Diebe zum Hausbesuch. Oft mit Erfolg.