Flensburg. In einer Analyse wurde untersucht, an wie vielen Tagen pro Jahr die 30-Grad-Marke geknackt wird. So hat der Norden abgeschnitten.

Der Klimawandel wird immer deutlicher spürbar. Das belegen einmal mehr neue Zahlen und Daten, die der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft, kurz GDV, am Donnerstag veröffentlicht hat.

Bei der vom GDV beauftragten Analyse ging es darum, herauszufinden, an wie vielen Tagen pro Jahr es heißer als 30 Grad Celsius ist. Experten sprechen dabei von sogenannten Hitztagen. Ausgewertet wurden Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD).

Klimawandel hinterlässt in Deutschland deutliche Spuren

Das erschreckende Ergebnis: In den vergangenen zehn Jahren wurdden bundesweit im Schnitt 11,1 Hitzetage jährlich gezählt. Das sind drei Mal so viele wie in den 1950er Jahren. Pro Jahrzehnt kamen somit durchschnittlich 2,3 Hitzetage hinzu. „Die dynamische Zunahme der Hitzetage zeigt, dass der Klimawandel auch in Deutschland deutliche Spuren hinterlässt“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des GDV.

Regional betrachtet ist die Entwicklung jedoch sehr unterschiedlich. Im Norden Deutschlands gibt es die geringste Zunahme an Hitztagen. Die nördlichste Stadt Deutschlands hat sogar die wenigsten Tage im Jahr mit 30 Grad und mehr. So kommt laut der Studie Flensburg im Schnitt jährlich auf zwei Hitzetage und ist damit das Schlusslicht. Zwischen 1951 und 1981 lag der Wert für Flensburg bei "0,0".

Flensburg hat die wenigsten Hitzetage

Allgemein ist Schleswig-Holstein das kühlste Land. Zwischen 2011 und 2020 gab es hier pro Jahr im Schnitt 3,7 Hitztage. Zwischen 1951 und 1960 lag der Wert bei 0,8. Mecklenburg-Vorpommern landet in der Analyse auf dem vorletzten Platz. Im Schnitt gibt es hier 6,7 Hitzetage pro Jahr (1951 – 1960: 1,9). Bremen kommt auf 7,0 Hitztage (1,8) und Hamburg auf 7,3 (2,1) Hitztage.

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© GDV

Die meisten Hitzetage gab es in den vergangenen zehn Jahre laut der Studie im rheinland-pfälzischen Speyer. Seit den 1950er Jahren stieg deren Zahl von durchschnittlich 9,3 auf 23 Hitzetage pro Jahr in den 2010er Jahren. An zweiter und dritter Stelle folgen Ludwigshafen am Rhein und Mannheim mit zuletzt jeweils 21,6 Hitzetagen pro Jahr.

Hitzetage nehmen in den 1980er Jahren dramatisch zu

Besonders seit den 1980er Jahren ist die Zahl heißer Tage in Deutschland der Studie zufolge dramatisch gestiegen. Dies liege vor allem daran, dass sich im Zuge der globalen Erwärmung auch in Deutschland die mittlere Temperatur seit Beginn der flächendeckenden Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881 um 1,6 Grad Celsius deutlich erhöht hat.

„Die zunehmende Treibhausgaskonzentration führt außerdem dazu, dass auch die Zahl heißer Tage von Jahrzehnt zu Jahrzehnt massiv zunimmt,“ sagt Andreas Becker, Leiter Klimaüberwachung beim DWD. Wird der Ausstoß von Treibhausgasen nicht ausgebremst, müsse zwischen 2031 und 2060 mit einer weiteren Zunahme um fünf bis zehn heiße Tage im Jahr in Norddeutschland und zehn bis zwanzig heiße Tage in Süddeutschland gerechnet werden.

Hitzeschäden sind schon jetzt sichtbar

Die Folgen dieser Entwicklung bekommt der GDV bereits jetzt schon zu spüren. Denn es gibt immer mehr Hitzeschäden: Der Belag von Autobahnen platzt auf, Eisenbahnschienen verbiegen sich, Seen und Flüsse drohen zu verschwinden und Regionen zu versteppen. Damit sei auch die Wasserversorgung in Gefahr. Gleichzeitig nehmen aber auch extreme Wetterereignisse wie Starkregen zu und verursachen katastrophale Schäden an Gebäuden und Infrastruktur.

„Die Schäden bleiben versicherbar, wenn wir den menschengemachten Klimawandel begrenzen, so wie im Abkommen von Paris vereinbart“, so Asmussen. „Daneben müssen wir auf die Folgen des Klimawandels reagieren. Das bedeutet Klimafolgenanpassung, mehr Prävention, um Städte, Häuser und Industrie widerstandsfähiger zu machen und Schäden zu beschränken.“

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