Hannover. Trotz des eher nasskalten Wetters profitieren die Tourismusregionen in Niedersachsen in diesem Sommer vom Trend zum Urlaub im Inland.
Nach dem monatelangen Lockdown in der Corona-Pandemie hat der Tourismus in Niedersachsen in diesem Sommer einen deutlichen Aufschwung erlebt. Die großen Urlaubsregionen Küste, Lüneburger Heide und der Harz zeigen sich kurz vor Ende der niedersächsischen Sommerferien mit der Buchungslage insgesamt recht zufrieden, wie eine Umfrage bei den regionalen Tourismusverbänden ergab.
Besonders im Juli und August waren demnach Ferienwohnungen, Hotels und Campingplätze vielerorts nahezu voll belegt. Die Tourismusverbände sind auch vorsichtig optimistisch, dass die hohe Nachfrage bis in den Herbst hinein anhält.
Tourismus im Norden: Küste, Harz und Heide melden hohe Auslastung
„Bei uns waren die Sommerferien Granate. Die waren richtig, richtig gut“, sagte der Geschäftsführer der Lüneburger Heide GmbH, Ulrich von dem Bruch. Das sei eher untypisch, denn die Hochsaison sei mit der Heideblüte eher etwas später bis Mitte September. Spätestens mit Beginn der Heideblüte im August sei die Region ausgebucht gewesen. „Wir haben kein einziges freies Bett mehr gefunden.“ Gerade von vielen jüngeren Leuten und Wanderurlaubern werde die Heide gezielt angesteuert. Das sei auch an den vielen Tagestouristen erkennbar, berichtete von dem Bruch. Dieses Jahr erwartet die Lüneburger Heide 35 bis 40 Millionen Tagestouristen. In den Vorjahren waren es rund 30 Millionen.
Auf den Ostfriesischen Inseln, die traditionell viele Gäste aus Nordrhein-Westfalen anziehen, ist die Hochsaison im Sommer. Die Marketinggesellschaft der Inseln meldet für dieses Jahr eine „solide Buchungslage“. Für Borkum sei die Nachfrage gar außergewöhnlich gut, teilte der Geschäftsführer der Nordseeheilbad Borkum GmbH, Göran Sell, mit. „Selbst Lücken von ein oder zwei Nächten zwischen der einen Ab- und der nächsten Anreise wurden und werden kurzfristig noch geschlossen.“ Das Nachholbedürfnis der Gäste sei teilweise so groß, dass für eine Woche auf der Insel sogar in Kauf genommen werde, während des Urlaubs einmal die Unterkunft zu wechseln.
Inseln profitieren vongroßem Nachholbedürfnis der Touristen
Auch die übrigen Inseln scheinen weiterhin vom Trend zum Urlaub im Inland zu profitieren: Spiekeroog, Juist und Baltrum teilen auf Anfrage mit, dass die Nachfrage im Sommer 2021 mindestens so hoch gewesen sei wie im Vorjahr. Von Norderney heißt es, die Nachfrage gegenüber dem Vorjahr sei noch gestiegen. „Wir merken, dass vor allem auch für die kommenden Wochen noch eine rege Nachfrage herrscht“, sagte Wolfgang Lübben, Sprecher des Staatsbades Norderney.
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Konzerte und Veranstaltungen etwa auf Spiekeroog fänden im Rahmen von 3G-Konzepten (Geimpft, Genesen, Getestet) statt, berichtete Mirko Schwertfeger von der Nordseebad Spiekeroog GmbH. Daher fühle sich dieses Pandemie-Jahr – trotz Corona-Bedingungen – ein Stück „normaler“ an. Die Insel Juist meldete aber auch, dass bei einigen Gästen das Verständnis für die Corona-Maßnahmen gesunken sei. „Für uns bedeutet das zuweilen, zusätzliche Überzeugungsarbeit zu leisten“, erklärte Thomas Vodde von der Juister Kurverwaltung.
Starke Sommer-Saison 2021 an der Nordsee
Einen ähnlich hohen Zuspruch melden Touristikverbände auch vom Festland: Es sei eine starke Sommer-Saison 2021 an der Nordsee, teilte Sonja Janssen von der Marketinggesellschaft Die Nordsee mit. „Sie hat uns zumindest in Teilen für die vorangegangenen Monate entschädigt.“ In vielen Orten, wie etwa in Butjadingen und Wilhelmshaven, überstieg die Auslastung den Angaben zufolge die des Vorjahres. „Die Gäste haben am Ende gebucht, was noch da war, egal ob Wohnungen, Häuser, Privat- oder Hotelzimmer. Das führte dazu, dass Butjadingen in den Sommermonaten eine Auslastung um die 100 Prozent hatte“, teilte Patrik Poelmeyer vom Tourismus-Service mit.
Vertreter von Heide, Küste, Inseln und Harz betonten aber auch, dass der Tourismus zu Beginn dieses Sommers zunächst nur schwer in die Gänge kam. „Im Juni hätten wir uns gewünscht, dass wir da schneller an den Start gehen konnten“, sagte die Geschäftsführerin des Harzer Tourismusverbandes, Carola Schmidt. Das verlässliche Signal, dass der Tourismus wieder erlaubt war, sei dafür deutlich zu spät gekommen. Nach dem monatelangen Lockdown mussten die Betriebe erst einmal wieder Personal finden und anstellen, die Lager mussten aufgefüllt werden – und auch die Nachfrage der Gäste habe langsam erst wieder in Gang kommen müssen, erklärte Schmidt.
Optimistischer Blick auf Spätsommer und Herbst
Im Harz blieb die Auslastung daher im Juni laut Tourismusverband unter dem Vorjahresniveau. Mit dem Beginn der Sommerferien in den meisten Bundesländern sei die Nachfrage im Juli und August dann aber deutlich angestiegen. „Im Moment ist der Harz auch sehr, sehr gut belegt, und ich gehe davon aus, dass wir nun das Vorjahresniveau auch wieder geschafft haben“, berichtete Schmidt.
Auch für den Spätsommer und den Herbst sind die Tourismusverbände grundsätzlich positiv gestimmt. Einige Nordseeinseln melden bereits, dass sich die Saison bis in den November hinein verlängern könnte. Insgesamt gingen aber viele Buchungen nach wie vor kurzfristig ein, meldete etwa die Lüneburger Heide. Die unklare Pandemie-Entwicklung und die genaue Umsetzung neuer Corona-Verordnungen mit der 3G-Regel ließen Urlauber bei Buchungen auch noch zögern, hieß es.