Hannover. Ein radikales und ein gemäßigtes Lager kämpfen um die Vorherrschaft. Interne Schreiben deuten auf scharfe Auseinandersetzungen hin.

Der Richtungsstreit in Niedersachsens AfD zwischen dem radikal-völkischen und dem gemäßigten Lager wird mit aller Härte geführt. Interne Schreiben deuten auf scharfe Auseinandersetzungen mit Kreisverbänden um die Parteifinanzen hin. Zudem laufen die Versuche, den Landesverband unter Kontrolle des völkischen Teils der Partei zu stellen, weiter: Nach Abendblatt-Informationen sollen bei einem internen Treffen im Februar in Verden Weichen gestellt worden sein, parallel zur offiziellen Partei Strukturen aufzubauen. Dabei sollen „Koordinatoren“ in den Kreisverbänden benannt worden sein. Laut Parteikreisen fiel der Satz „Jeder, der Anhänger von Dana Guth ist und das offen gewesen ist, den bekämpfen wir persönlich, nach dem Motto: Du bist ein Helfer einer Verräterin.“

Angeführt wird die Partei in Niedersachsen seit der Abwahl der eher gemäßigten Dana Guth von dem Bundestagsabgeordneten Jens Kestner und seinem Vize Stephan Bothe, der auch die AfD-Gruppe im Landtag anführt. Über das Verdener Strategie-Treffen sagte Bothe: „Das war einfach ein Koordinierungstreffen, es ging auch um eine Standortbestimmung.“ Den Flügel gebe es nicht mehr, das Gerede von einer Reaktivierung des Flügels sei schlicht eine Lüge.

Kampf um Liste der Niedersachsen-AfD zur Bundestagswahl

Dass diese Details nun auftauchen, dürfte mit dem erbitterten Kampf um die Liste der Niedersachsen-AfD zur Bundestagswahl zusammenhängen. Bei der Aufstellung der Listenkandidaten kam überraschend nicht das Lager des Landesvorstands durch, sondern gemäßigtere AfD-Politiker.

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Bleibt es dabei, haben Männer wie Kestner und Armin-Paul Hampel, der als Drahtzieher des Kestner-Bothe-Lagers gilt, faktisch keine Chance, in den Bundestag zurückzukehren. Per Gutachten versucht der Landesvorstand zu belegen, dass die Liste wegen Formfehlern neu aufzustellen ist.