Henstedt-Ulzburg. Die AfD tagt am Sonnabend im Bürgerhaus Henstedt-Ulzburg – und an die 200 Gegendemonstranten erwarten sie.

„So viel Aufwand für so wenige Leute von der AfD – aber was soll’s. Ich würde das auch machen, wenn nur einer von der AfD käme“, sagt Britta de Camp-Zang. Die Henstedt-Ulzburgerin sieht sich als überzeugte Kämpferin gegen Faschismus und rechte Ideologie. „Und die AfD hat in ihren Reihen Rechtsradikale. Und wer diese Menschen in seiner Partei duldet, der denkt selber so.“

Demonstration mit 150 bis 200 Teilnehmern

Am Sonnabend will jene AfD wieder mal das Henstedt-Ulzburger Bürgerhaus zur Bühne für die Partei machen. „Laut Polizei kommen nur etwa 25 bis 30 Parteigänger der AfD“, sagt de Camp-Zang. Die Rechtsnationalen wollen ihren Bundestagskandidaten für den Wahlkreis Segeberg/Stormarn-Mitte wählen. Sie können sich dabei auf einen nicht eben freundlichen Empfang durch ein buntes Bündnis von Menschen gefasst machen.

Britta de Camp-Zang ist Teil des Henstedt-Ulzburger Bündnisses für Demokratie und Vielfalt und hat eine Kundgebung mit 150 bis 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern vor dem Bürgerhaus angemeldet und genehmigt bekommen. „Wir kooperieren eng mit der Polizei und dem Kreis Segeberg“, sagt de Camp-Zang. „Wir dürfen direkt am Bürgerhaus demonstrieren.“

Buntes Bündnis gegen die AfD

Sie erwarte vor dem Bürgerhaus eine bunte und politisch diverse Menge an Bürgerinnen und Bürgern aus Henstedt-Ulzburg, die ein Zeichen gegen die fortlaufenden AfD-Veranstaltungen im Bürgerhaus setzen wollen – und gegen die AfD als solche.

„In unseren Reihen finden sich CDU-Abgeordnete ebenso wie SPD-Leute und welche von der WHU“, sagt de Camp-Zang. Sie selber betont, nicht Links zu sein, sondern einfach eine aufrechte Demokratin, die es unerträglich findet, dass ihre Heimatgemeinde immer wieder mit der AfD in Verbindung gebracht wird.

Kranzniederlegung vor dem Eingang

Um 14 Uhr wollen sich die Demonstranten vor dem Bürgerhaus einfinden. Geplant sei dann auch eine Kranzniederlegung vor dem Eingang. „Es wurde bei einem örtlichen Bestatter ein echter Trauerkranz bestellt“, sagt de Camp-Zang. Mit dem Kranz wolle man „seine Trauer über die AfD und über die Opfer der AfD“ ausdrücken.

Damit spielt das Bündnis auf die Kundgebung im Oktober 2020 an. Nachdem eine Gruppe von etwa 60 Demonstranten der linken Szene spontan auftauchte und gegen die AfD demonstrierte, kam es zu „Aggressionsdelikten gegenüber Beteiligten und Polizeibeamten, die die Abgabe eines polizeilichen Warnschusses erforderte“, wie die Polizei hinterher mitteilte.

Mann fährt in Menschengruppe – drei Verletzte

Doch der schlimmste Zwischenfall ist bis dato noch nicht restlos juristisch aufgearbeitet: Ein 18-jähriger, mutmaßlicher AfD-Anhänger aus dem Raum Bad Bramstedt war mit einem Geländewagen VW Amarok in drei Teilnehmende der Kundgebung gefahren und hatten diese verletzt.

Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln bis heute wegen gefährlicher Körperverletzung und gefährlichem Eingriff in den Straßenverkehr. Die Geschädigten und die antifaschistische Szene hingegen sprechen von einem rechten Terroranschlag.

Spalier stehen, wenn die AfDler kommen

Britta de Camp-Zang rechnet am Sonnabend nicht mit ähnlichen Szenen, sondern mit einer ruhigen, friedlichen Kundgebung. „Wir stehen Spalier, wenn die AfDler kommen. Und wir stehen an der Seite des Bürgerhauses und schreien in die Fenster.“

Von der Polizei will de Camp-Zang erfahren haben, dass die AfD die Veranstaltung bis 18 Uhr angemeldet habe, sie allerdings plane, deutlich schneller fertig zu werden. Als Sprecher der Kundgebung seien der Henstedt-Ulzburger Student und stellvertretende Juso-Landesvorsitzende Jannis Schatte und Rudi Hennecke, der 1. stellvertretende Bürgervorsteher Henstedt-Ulzburgs vorgesehen. „Wir sind bunt und wir sind laut!“, sagt Britta de Camp-Zang.

Die Polizei ist auf alles vorbereitet und gut aufgestellt

Noch einmal will die Polizei nicht riskieren, dass eine Demo gegen einen AfD-Parteitag in Henstedt-Ulzburg außer Kontrolle gerät. Nachdem es bei der Veranstaltung im November 2020 zu den Auseinandersetzungen gekommen war, der die Polizei nur mit Mühe Herr werden konnte, wollen sich die Beamten an diesem Sonnabend auf sämtliche Szenarien vorbereiten.

„Wir sind auf alles vorbereitet und gut aufgestellt“, sagte Polizeisprecherin Sandra Firsching. Sie erwartet ab 13.30 Uhr 150 bis 200 Demonstranten Die Polizei spricht von einem bürgerlichen Spektrum. Ob darüber hinaus mit Aktionen linker Demonstranten zu rechnen ist, prüft die Polizei derzeit.

Nach den Zwischenfällen im Oktober 2020 räumte die Polizei bei einer Anhörung im Landtag Defizite ein. Torsten Holleck, Leiter der Polizeiabteilung im Innenministerium, sprach von „noch ausreichenden Polizeikräften“ in Hen­stedt-Ulzburg und fügte hinzu: „Die Kräfte vor Ort standen erheblich unter Druck.“ Landespolizeidirektor Wilksen sagte damals, dass die Veranstaltungen gegen die AfD in Henstedt-Ulzburg stets friedlich verlaufen seien. Daher sei man auch bei der Gegen-Demo von einem ruhigen Ablauf ausgegangen. Hinweise, dass eine anreisende Gruppe von 50 Demonstranten aus Hamburg zum gewaltbereiten Spektrum gehörte, hätten nicht vorgelegen.