Kiel. Die Grünen-Politikerin ist zu einer wichtigen Stimme in der Rassismusdebatte geworden – nicht nur in Schleswig-Holstein.

„Zuallererst muss man anerkennen, dass wir dieses Problem haben und wie sehr es verbreitet ist“, sagt Aminata Touré zum Thema Rassismus. Das ist ein Kernthema für die Grüne, eine der ganz wenigen Afrodeutschen in hiesigen Parlamenten. Mit 26 Jahren wurde sie im August 2019 zur Vizepräsidentin des schleswig-holsteinischen Landtags gewählt.

Für ihre Überzeugungen streitet die in einem Flüchtlingslager in Neumünster geborene Frau mit Wurzeln im westafrikanischen Mali engagiert, selbstbewusst und rhetorisch klar. Da sie zudem keine Scheu vor öffentlichen Auftritten hat, erlangte sie schnell die Aufmerksamkeit der großen überregionalen Medien.

Medien berichteten über Aminata Touré

„Das hat mir sehr geholfen bei der Durchsetzung politischer Themen“, sagt Touré bei einem Spaziergang an der Kieler Förde. „Ich freue mich sehr über das große Interesse über Schleswig-Holstein hinaus.“ Nicht nur „Spiegel“, „Süddeutsche Zeitung“ oder ARD haben über Touré berichtet. Mit der Politikwissenschaftlerin machte auch das Modejournal „Vogue“ eine Story. Darauf bekam sie viel Post von Leuten, die sich sonst nicht so sehr für Politik interessieren.

„Ich habe viel Austausch mit Menschen in ganz Deutschland zur Gleichberechtigung“, sagt Touré. „Wie können wir unsere Gesellschaft weniger diskriminierend gestalten? Das fragen sich sehr viele.“

Rassismus im Zusammenhang mit Antisemitismus

Ob die überregionale Resonanz auch Verlockung sei, die politische Bundesbühne anzusteuern? „Ich habe sehr bewusst nicht für die Liste zu dieser Bundestagswahl kandidiert“, sagt Touré. Dass sie aber noch mehr Verantwortung übernehmen möchte – na klar. „Es gibt hier viele coole Aufgaben, die man anpacken kann“, unterstreicht die Grünen-Politikerin und betont ihr Interesse am großen Spektrum der Innenpolitik.

Lesen Sie auch:

„Es vergeht kein Tag, an dem mir nicht Menschen schildern, dass sie rassistische Erfahrungen machen“, berichtet sie. Rassismus zeige sich in ganz unterschiedlichen Gewändern. „Man muss das auch immer im Zusammenhang mit Rechtsextremismus und Antisemitismus sehen.“

Koalition will Aktionsplan gegen Rassismus beschließen

Bis zur Sommerpause will die Regierungskoalition, zu der die Grünen gehören, einen Aktionsplan gegen Rassismus beschließen. Aminata Touré will sich bei der Umsetzung besonders engagieren. Bei einer Landtagsdebatte über den Aktionsplan hatte sie gesagt, sie habe in Deutschland die schönsten, aber auch schlimme Erfahrungen gemacht.